Naturnah gärtnern

Wilde Wiese: Offen für Mensch und Tier

Nicole und Manfred Austermann aus Beelen laden Besucher auf ihre Wildwiese ein. In der 1,5 ha großen Fläche mit Wildbienenpfad und Aussichtsturm summt und brummt es.

Schon im ersten Jahr war der Andrang riesig. Alles, was in der Beelener Bauerschaft Oester (Kreis Warendorf) sechs Beine, Fühler und Flügel hatte, schien auf die Hausnummer 11 Kurs zu nehmen. Dort wohnen Nicole und Manfred Austermann mit Pferden, Hund und Geflügel auf einer Hofstelle. 2019 pachteten die Naturliebhaber 1,5 ha Ackerland vor ihrem Hof und legten im Frühjahr eine wilde Wiese an. „Uns war aufgefallen, wie wenig Insekten es noch in der Beelener Heide gibt. Dagegen wollten wir etwas unternehmen“, erklärt Tierheilpraktikerin Nicole Austermann die Beweggründe. Das Ergebnis können sich Interessenten vor Ort anschauen. Die Austermanns haben einen Weg durch ihre Wiese freigeschnitten, einen Lehrpfad mit Wildbienen-Infos angelegt und sogar einen kleinen Aussichtsturm gebaut, damit Besucher von oben auf die Pflanzen schauen können.

Barbarakraut heißt auch Winterkresse. Die zweijährige Pflanze kann zum Würzen genutzt werden. (Bildquelle: Laarmann)

Die filigrane Kuckucks-Lichtnelke gedeiht gut an Standorten, die im Jahreslauf mal nass, mal trocken sind. (Bildquelle: Laarmann)

Blütenstände vom Vorjahr, hier Rainfarn, sind wertvoll als Nahrung und Schutz für Insekten. (Bildquelle: Laarmann)

Mit dem Streuwagen

Das Ehepaar bestellte reichlich Wiesen-Saatgut bei einem Anbieter von regionaltypischen Samen. „Wir setzen auf Vielfalt und haben insgesamt mehr als 100 verschiedene Wildblumen und Kräuter ausgewählt.“ Mit einem Streuwagen für Rasendünger brachte Manfred Austermann die feinen Samen auf dem frisch gegrubberten Acker aus und walzte sie leicht an. Schon im ersten Sommer war die Wiese erfüllt vom Summen und Brummen der Insekten. Der Acker bietet vollsonnige Bereiche, aber auch beschattete Streifen; manche Stellen sind feucht, andere dagegen trocken. „In den kargen Zonen breitet sich Kamille aus; in anderen Bereichen gibt es viel Rainfarn, Wilde Möhre und auch Wiesensalbei“, berichtet Manfred Austermann. Zwischen den frisch-grünen, diesjährigen Pflanzen ragen die trockenen Blütenstände vom vergangenen Jahr auf. „Wir haben im vergangenen Jahr große Teile unserer Wiese komplett stehen lassen, um auszuprobieren, wie sich die Vegetation entwickelt. Für uns ist das ein Experiment“, sagt Nicole Austermann. Ein benachbarter Schäfer trieb im Herbst seine Tiere auf eine eingezäunte Wiesenparzelle. Die Schafe fraßen den Wiesenbewuchs gleichmäßig ab. „Auf Dauer planen wir, jeweils einen Teil der Wiese einmal jährlich beweiden zu lassen. Aber es soll immer auch Parzellen geben, die den Winter über mit hohem Bewuchs stehen bleiben. Das gibt zahlreichen Tieren Deckung und Nahrung“, betont Manfred Austermann. Im vergangenen Winter waren zum Beispiel scharenweise Distelfinken zu Besuch in der Wiese, um sich an den Samen der Blütenstände zu stärken. Mitten in der Wiese haben Austermanns einen großen Haufen Holzhäcksel als Winterquartier für Igel aufgeschüttet.

Wie sich mit einfachen Mitteln Rückzugsräume für Wildtiere schaffen lassen, ist auf dem Hof Austermann in der beelener Bauerschaft Oester zu erfahren. (Bildquelle: Laarmann)

Warten auf Heidekraut

Mit drei Standjahren ist die Wiese noch vergleichsweise jung; die Pflanzen kommen und gehen. „Wir erwarten nichts und sind gespannt auf alle Arten, die sich entwickeln“, sagt Nicole Austermann über ihr Wiesen-Experiment. Sie hofft, dass sich mit der Zeit auch das heimische Heidekraut ansiedelt. In einer älteren Wiese hinter dem Hof hat sie die rar gewordene Wildpflanze vor einiger Zeit zufällig entdeckt.

Infos für Besucher

Die Wildblumenwiese in der Beelener Heide ist von Sonnenaufgang bis zur Dämmerung für Besucher zugänglich. Für Gruppen bietet Familie Austermann auch Führungen an. Weitere Informationen bei:Nicole und Manfred Austermann, Oester 11, 48361 Beelen, Tel. (01 73) 1 35 69 36.

Ein Pfad mit Schautafeln über Wildbienen führt an der Wiese entlang. (Bildquelle: Laarmann)