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Wildwiese anlegen: Tipps und Saatgut

Von Ansaat bis Mahd gibt rund um die Wiese viel Wissenswertes. Fünf häufige Irrtümer klären wir hier auf.

Irrtum Nr. 1 - In einer Wiese blühen Mohn, Kornblumen und Margeriten.

Richtig: Diese Blumen sehen toll aus, aber sie gehören nicht alle in die Wiese. Kornblumen und Mohn sind typische Ackerkräuter. Sie sind allerdings oft in Blumenwiesen-Samenmischungen enthalten, zusammen mit anderen einjährigen Ackerblumen wie Lein, Kornrade und Sommerblumen wie Ringelblumen. Als farbenfrohe Sommerblumen kann man sie im Garten in ein freies Beet säen oder einen umbrochenen Rasenstreifen damit gestalten. Allerdings muss man jedes Jahr nachsäen. Eine Wiese ist dagegen mehrjährig und entwickelt sich als Pflanzengesellschaft von Jahr zu Jahr weiter. Margeriten sind typische Wiesenblumen. Dauerhaft bleiben sie dort, wo die Standortbedingungen passen.

Gärtnermeister Matthias Overkamp und Biologin Dr. Irmtraud Papke vom Biologischen Zentrum des Kreises Coesfeld in Lüdinghausen stellen Wiesen-Irrtümer richtig und geben Gartenbesitzern Tipps zum Anlegen einer Wiese. (Bildquelle: Laarmann)

Irrtum Nr. 2 - Wenn man den Rasen sich selbst überlässt, entsteht von allein eine Wildwiese.

Richtig: Das kann man ausprobieren. Die Entwicklung zu einer artenreichen Wiese wird aber recht lange dauern, weil die Rasengräser so dominant sind. Sie gelingt auch nicht überall. Rasen wächst zum Beispiel auch im Schatten, eine Wiese braucht aber Sonne. Bei genügend Licht, Verzicht aufs Düngen und regelmäßiges Mähen mit Abtragen des Schnittgutes während einer Übergangszeit können sich auf Rasenflächen heimische Blühpflanzen einstellen. Dazu zählen etwa Ehrenpreis, Löwenzahn, Klee, Gänseblümchen, Hahnfuß und Braunellen. Auch sie sind ökologisch wertvoll. Um die Entwicklung zu einer Wiese zu beschleunigen, kann man den Rasen einmal sehr tief abmähen oder die Rasensoden abtragen und kompostieren, um dann eine Wiesenmischung auszusäen.

Wer genau hinschaut, entdeckt in einer Wiese zahlreiche reizvolle Pflanzen, hier die Vogel-Wicke inmitten von Gräsern. (Bildquelle: Laarmann)

Irrtum Nr. 3 - Auf Magerflächen gedeihen schöne Wildblumen. Deshalb trägt man Mutterboden ab und mischt Schotter oder Sand unter die Erde, bevor die Wiese eingesät wird.

Richtig: Mutterboden ist kostbar und oft über Generationen aufwendig kultiviert. Es ist weder nötig noch sinnvoll, diesen Boden abzutragen oder mit Steinen zu versetzen. Das Abmagern des Bodens gelingt auch, indem die Wiese nicht gedüngt und zweimal jährlich gemäht wird. Wichtig: Bitte nicht mit dem Mulchmäher über die Wiese fahren, sondern möglichst einen Balkenmäher einsetzen und das Schnittgut abtragen. Das sorgt auf Dauer für eine Abmagerung des Bodens und dafür, dass sich Wildkräuter etablieren.

Irrtum Nr. 4 - Eine klassische Wiese mag ökologisch wertvoll sein. Aber sie besteht fast nur aus Gräsern und sieht langweilig aus.

Einspruch! Wir haben am Biologischen Zentrum eine mehr als 20 Jahre alte Glatthaferwiese, in der es verschiedene Gräser, aber auch Blühpflanzen zu entdecken gibt, etwa den gelben Wiesen-Pippau und die Kuckucks-Lichtnelke. Typische Blühpflanzen der Glatthaferwiese sind aber auch der Wiesen-Bocksbart, der Wiesen-Kerbel und der Wiesen-Storchschnabel. Die Schulkinder, die uns im Biologischen Zentrum besuchen, finden es spannend, sowohl die verschiedenen Gräser als auch die Kräuter zu suchen und zu bestimmen. Daran können wir Erwachsenen uns ein Beispiel nehmen.

Irrtum Nr. 5 - Es ist egal, mit welchem Saatgut eine Wiese angelegt wird.

Wer mit einer Wiese etwas für Insekten tun möchte, sollte ihnen den Tisch mit passenden Pflanzen decken. Viele Insekten sind Nahrungsspezialisten. Für sie sind die hübschen Blühpflanzen in x-beliebigen Samenmischungen leider oft wertlos. Nahrhafter sind Wiesen aus gebietsheimischem Saatgut von zuverlässigen Anbietern. Der Wiesen-Pippau ernährt zum Beispiel etliche Arten von Sandbienen. Gebietsheimisches Wiesensaatgut schützt auch vor unliebsamen Überraschungen. Manchmal sind in irgendwelchen Blühmischungen nämlich auch ausbreitungsfreudige Pflanzen enthalten, die schwer zurückzudrängen sind, etwa das Seifenkraut oder die Echte Nelkenwurz.

Infos und regionstypisches Saatgut

Bei folgenden Firmen gibt es gebietsheimische Wiesen-Saatgutmischungen in Kleinmengen:

hof­berggarten.de – Der süddeutsche Anbieter ist Mitglied im „Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten“ und bietet auch Saatgut für den Norden.

syringa­pflanzen.de – Zu finden ist hier ein großes Angebot an Blumenwiesen-Mischungen für diverse Standorte. Hilfreich sind die ­Informationen zur Bodenvorbereitung und Pflege der Flächen.

bluehende-landschaft.de – Das 2003 gegründete Netzwerk versammelt Organisationen aus Im­kerei, Landwirtschaft und Naturschutz. Im Shop gibt es Infomaterial und diverse Saatgutmischungen für ein- und mehrjährige Blühmischungen, unter anderem auch vom Anbieter Rieger-Hofmann.

Weitere Anbieter - rieger-hofmann.de (aktueller Mindestbestellwert: 64,20 €), saaten-zeller.de (Regiosaatgut), wild-saat-gut.de (Bauer Courth, Köln).