Winterschnitt
Junge Obstbäume erziehen
Einpflanzen und vergessen? Bei jungen Obstbäumen falsch! In den ersten Standjahren brauchen sie Korrekturen mit Säge und Schere. Vor allem im Winter.
Leider geraten junge Obstbäume schnell aus dem Fokus ihrer Besitzer. Das liegt daran, dass sie in den ersten Standjahren meistens noch nicht blühen oder Früchte tragen. Wachsen die Bäume längere Zeit ohne pflegende Eingriffe, wuchern Wildtriebe und Stammausschläge. Die Baumkronen werden dicht statt licht. Noch schlimmer kommt es, wenn Fehlbildungen übersehen werden. Ein Beispiel ist die Bildung einer Zwille, auch Zwiesel genannt. Dabei gabelt sich der Leittrieb in zwei gleich starke Äste, die oft in einem steilen Winkel zueinander stehen. Das verursacht später oft Astbruch und damit den Verlust großer Kronenteile.
Obstbaumkrebs entfernen
Für eine gute Entwicklung sorgen korrigierende Schnitte. Sie stehen im Winter zwischen Dezember und März an und sind die wichtigsten Pflanzenschutzmaßnahmen bei den Bäumen. In den ersten Standjahren sollte ein Obstbaum einmal im Jahr kontrolliert und geschnitten werden. Nach dem Laubfall sind Stamm und Krone leicht zu beurteilen. Gut zu erkennen sind erkrankte Partien, die etwa von Pilzinfektionen wie Obstbaumkrebs oder Mehltau betroffen sind. Sie werden direkt entfernt.
Winterschnitt bei Apfel, Birne, Pflaume
Die Grundregeln des winterlichen Erziehungsschnittes gelten für alle Wuchsformen, also Hochstamm, Halbstamm und den niedrig bleibenden, so genannten Busch. Anzuwenden sind die Schnittregeln bei Apfel, Birne und Pflaume. Süß- und Sauerkirschbäume schneidet man am besten im Sommer nach der Ernte. Walnussbäume schneidet man, wenn überhaupt, im August bis September. Wer weitere Obstbaumarten zu pflegen hat, sollte sich bei seiner Baumschule oder anhand von Fachliteratur informieren, wann und welcher Erziehungsschnitt in den ersten Standjahren sinnvoll ist.
Bei Apfel, Birne und Pflaume gilt: Alle Bäume, unabhängig von der Stammlänge, haben einen Mitteltrieb als Spitze und vier bis fünf flachwachsende Hauptäste als Gerüst der Krone. Nur bei Obstbäumen, die auf schwachwachsenden Unterlagen (Wurzeln) veredelt sind, sieht die Kronenform anders aus. Ihre Krone bildet eine schmale Spindel. Zu sehen sind Spindelbäume meist in Obstplantagen.
Vier bis fünf Leitäste
Der jährliche Rückschnitt beginnt damit, die Wildtriebe zu entfernen. Man schneidet sie komplett bis zum Ansatz unterhalb der Veredlungsstelle heraus. Bodentriebe sticht man mit dem Spaten aus. Dann folgt der Kronenschnitt. Falls der Baum mehrere Mitteltriebe oder Spitzen hat, bleibt nur eine bestehen. Alle anderen werden entfernt.
Als nächstes werden die ausladenden Hauptäste von senkrechten Jahrestrieben befreit. Diese nennt man auch Wasserschosser. Beim Abschneiden die Schere so tief wie möglich ansetzen. Bleiben Stummel stehen, entwickeln sich neue, störende Wassertriebe. Falls der Obstbaum schon Früchte hatte, kann es notwendig sein, abgetragenes, tief hängendes Fruchtholz zu entfernen, wenn es stört. Zwei goldene Regeln zum Schluss:
- Das Einkürzen der einjährigen Zweige ist beim Obstbaumschnitt ein Tabu. Es regt den Baum dazu an, noch mehr Triebe zu bilden.
- Obstbäume sollte nicht zu stark geschnitten werden. Optimal ist es, wenn etwa ein Viertel der Kronenäste jährlich entfernt wird. Wird stärker geschnitten, verliert der Baum zu viele Blüten und damit Ertrag. Außerdem neigt er dann zur Bildung vieler Wasserschosser. Die Devise lautet: Mit wenigen Schnitten zum Erfolg.
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