Morgenmacher - Wettbewerb

Der Altglasexpress

Jeden ersten Samstag im Monat fährt der Altglasexpress durch Krähenberg. Und das, obwohl es hier nicht mal einen Bahnhof gibt. Der Zug besteht vielmehr aus drei Bollerwagen und elf Kindern.

Im rheinland-pfälzischen Krähenberg, Landkreis Südwestpfalz, bringt kein Einwohner sein Altglas selbst zum Container. Das übernehmen die Kinder des 150 Einwohner starken Dorfes. „Alles fing damit an, dass unsere Eltern uns losschickten, das Altglas unserer Familie wegzubringen“, erinnert sich Ida Kau, „nach und nach nahmen wir dann auch das der Nachbarn mit.“ Die Mengen an Altglas wuchsen und bald gingen Ida und ihr Bruder nicht mehr allein Richtung Container – die anderen Kinder des Dorfes ­taten es ihnen gleich.

Für das Abholen des Altglases er-halten die Kinder Geld. Das spenden sie an gemeinnützige Organisationen. (Bildquelle: F. Schildmann)

„Kunden“ finden und binden

„Wir haben Zettel gemalt, unseren ‚Service‘ erklärt und sie in jeden Briefkasten geworfen“, erzählt Ida. Sie schrieben auch, dass Geldspenden im Gegenzug herzlich willkommen seien. „Vom ersten Geld haben wir uns einen zweiten Bollerwagen gekauft“, erzählen die Kinder. Schließlich mussten sie irgendwie die Mengen an Glas transportieren.

Jedes Jahr zu Ostern und Weihnachten basteln die Kinder Kleinigkeiten für ihre „Kunden“. „Schließlich wollen wir auch in Zukunft noch ihr Glas wegbringen“, sagen sie.

Zehnmal zum Container

Jeden ersten Samstag im Monat laufen die Kinder etwa zehnmal zum Container. „Das machen wir egal bei welchem Wetter“, erklärt die Gruppe. Lediglich bei geschlossener Schneedecke verschieben sie es mal. Doch es lohnt sich. „Mittlerweile haben wir etwa 3500 € gesammelt“, erklärt Ida. Sie ist mit ihren 16 Jahren die Älteste in der mittlerweile elfköpfigen Gruppe. Auch die Kleinen dürfen mithelfen, „aber erst, wenn sie die Verkehrsregeln kennen“, ergänzen die Übrigen, „sonst haben wir mehr Arbeit, auf sie aufzupassen, als dass sie uns helfen.“ Verantwortungsbewusst und Gemeinschaftsgefühl sind groß in der Gruppe. In einer alten Scheune von Idas Familie haben sie sich ­einen Raum hergerichtet, weil der Jugendraum im Heimathaus damals einsturzgefährdet war. Auf dem Sperrmüll fanden sie Möbel und transportierten sie mit den Boller­wagen zu ihrem Domizil. Ihr gesammeltes Geld haben sie dafür nicht genutzt. Das spenden sie nach wie vor lieber an gemein­nützige Vereine.

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