Milchviehhaltung

Digitalisierung: Megatrend nutzen

Viele Milchviehbetriebe sind digital aufgestellt. Die richtige Nutzung der Daten ist entscheidend.

Digitalisierung ist ein Megatrend und erhält auch Einzug in die Milchviehbetriebe. Frau Thiemann, Sie haben in Ihrer Masterarbeit den Einfluss Digitaler Assistenzsysteme in der Milchviehhaltung untersucht. Was sind die Kernaussagen Ihrer Ergebnisse?

Der Einsatz von digitalen Systemen in Milchviehbetrieben schreitet weiter voran, das konnte ich bei den Teilnehmern meiner Umfrage feststellen. Die erfolgreiche Nutzung steht dabei in engem Zusammenhang mit der Intensität, mit der die Landwirte die Daten auswerten und in ihr praktisches Herdenmanagement einbeziehen. Das Alter der Landwirte, die Betriebsgröße und die Position der 30 Befragten im Betrieb scheinen Einfluss auf die Nutzung digitaler Systeme zu haben.

Kathrin Thiemann arbeitet im Zentrum für Digitalisierung in der Landwirtschaft, Haus Düsse (Bildquelle: LWK NRW)

Bedeutet: Größere Betriebe mit jüngeren Betriebsleitern sind digitaler aufgestellt?

In meiner Umfrage ja. Die Jüngeren sind tendenziell technikaffiner. Die größeren Betriebe nutzen mehr Assistenzsysteme als kleinere.

Was sind Vor- und was sind Nachteile digitaler Systeme?

Grob gesagt, trägt der Einsatz digitaler Systemen zur Prozessoptimierung und zur Verbesserung von Tierwohl und Tiergesundheit bei. Gleichzeitig werden die Arbeitsbedingungen für den Landwirt optimiert. Aus fachlicher Sicht können wir keine Nachteile erkennen. Viel mehr sind es technische Hürden, die zu einer unzureichenden Nutzung führen. Dabei geht es in erster Linie um die Breitbandanbindung des ländlichen Raumes, fehlende Schnittstellen und fehlende einheitliche Benutzeroberflächen.

In welchen Bereichen sind digitale Assistenzsysteme am weitesten verbreitet?

Fast alle der Befragten setzten die Einzeltiererkennung ein. Diese ist für die meisten Systeme Grundvo­raussetzung. Außerdem gehörte bei 90 % der Betriebe auch die Aktivitätsmessung zur automatischen Brunstüberwachung zum Standard. Die Daten wurden in einem Herdenmanagementsystem zusammengefügt und ausgewertet.

Sind Betriebe mit Assistenzsystemen erfolgreicher als andere?

Da ich in meiner Arbeit nur Betriebe mit Assistenzsystemen untersucht habe, kann ich nur einen Vergleich zwischen der Anzahl der eingesetzten Assistenzsysteme ziehen. Hier konnten wir erste Tendenzen in der positiven Entwicklung biologischer Parameter, wie Milchleistung und Erstkalbealter, der Betriebe mit einer größeren Vielzahl von Assistenzsystemen erkennen. Veränderungen werden aber immer multifaktoriell beeinflusst. Das habe ich jedoch bei meiner Untersuchung nicht weiter berücksichtigt.

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