Markt für Rindfleisch

Wann steigen die Preise für Jungbullen?

Die Notierungen für Jungbullen dümpeln seit Monaten auf ähnlichem Niveau. Dabei ist das Angebot jetzt während der Maisernte klein. Bringen Herbst und Weihnachtsgeschäft neue Dynamik in den Markt?

Die VEZG-Notierung ist auch heute wieder stehen geblieben und liegt bei 4,62 €/kg Schlachtgewicht für R3-Bullen. Und das obwohl wenige Tiere im Angebot sind. Was ist los am Markt, Herr Dr. Hortmann-Scholten?

Wir haben mit einer allgemein schwachen Konjunktur zu kämpfen. Die Lebensmittelpreise sind hoch, Fleisch ist relativ teuer für die Verbraucher. Hinzu kommt, dass Schweine- und Geflügelfleisch günstiger ist.

Im Juli wurde am deutschen Schlachtrindermarkt trotz eines geringen Angebotes ein saisonales Jahrestief markiert. In den vergangenen Tagen, nach Ende der Urlaubssaison, hat sich der Markt allerdings zusehends belebt, sodass sich die Jungbullenpreise erholen konnten. Die Notierungen liegen derzeit etwa 20 Cent über dem Tief im Juli, jedoch etwa 40 Cent/kg unter 2022. Die Schlachtzahlen von Rindern insgesamt befinden sich 0,5 % unter Vorjahresniveau.

Dr. Albert Hortmann-Scholten ist Geschäftsführer bei der VEZG. (Bildquelle: Lütke Hockenbeck)

Dürfen Bullenmäster trotzdem mit steigenden Notierungen und einem guten Weihnachtsgeschäft rechnen?

Die Jungbullenpreise bewegen sich in Deutschland aktuell in der Handelsklasse R3 im Durchschnitt zwischen 4,55 € und 4,65 €/kg Schlachtgewicht (SG). Obwohl das Angebot knapp ist – die Landwirte sind mit der Maisernte beschäftigt und verkaufen weniger Bullen – steigen die Preise momentan noch nicht.

Das wird sich aber in den nächsten Wochen ändern: In den Herbstmonaten bewirbt der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) bei kühleren Temperaturen erfahrungsgemäß wieder stärker Rindfleisch. Auch die Gastronomie ruft mehr hochpreisige Ware ab. Hiervon sollten in den nächsten Wochen vor allem die Jungbullenpreise profitieren. Richtung Weihnachten kommt dann Schwung in den Markt.

Sind 5 €/kg SG also in Sicht?

Die Preise steigen zwar, aber 5 €/kg SG sind momentan noch nicht greifbar.

Wie sieht es bei den Schlachtkühen aus?

Kühe der Handelsklasse R3 werden in einer Spanne zwischen 3,90 € und 4 €/kg notiert.

Momentan profitieren Schlachtkühe nicht von der positiven Entwicklung am Markt: Seit September stehen wieder mehr Tiere zur Verfügung. Die weitere Preisentwicklung dürfte in den Herbst­monaten bei Schlachtkühen angebotsbedingt schwächer ausfallen, da viele Weiderinder auf den Markt drücken.

Aufgrund geringer Milcherzeugerpreise werden vor allem Milchviehbetriebe überschüssige Tiere abstoßen. Spätestens im November kommen mehr Kühe und Färsen auf den Markt.

Der Strukturwandel trifft auch die Schlachtbranche. Schlachthöfe schließen Standorte, wie jüngst Tönnies in Legden und Vion in Bad Bramstedt. Bedeutet das für Landwirte längere Fahrtwege und höhere Vorkosten?

Ja, leider. Zum Jahreswechsel will die Ampelregierung den CO2-Preis auf 40 € anheben. Das würde die Spritpreise um etwa 4 Cent/l erhöhen. Aber auch weitere Kostensteigerungen wie die Lkw-Maut, Fahrzeugkosten und höhere Löhne haben Auswirkungen.

Der LEH macht Druck mit seinem Haltungswechsel. Reichen die Zuschläge für Bullenmäster, um auf höhere Haltungsformen umzustellen?

Bis 2030 will Aldi Süd sein gesamtes Frischfleisch- und Trinkmilch-Sortiment sowie die gekühlten Fleisch- und Wurstwaren auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umstellen. Allerdings reichen die aktuell gezahlten Zuschläge in Höhe von 22 bis 28 Cent/kg SG nicht aus, um einen neuen Stall für Haltungsformstufe 3 zu bauen. Das funktioniert bisher nur dort, wo es eine Strohprämie gibt, beispielsweise in NRW.

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