Der „Runde Tisch“ zum Wisent-Projekt wird nicht fortgesetzt. Mit einer knappen Mehrheit von 25 zu 23 Stimmen hat der Kreistag von Siegen-Wittgenstein am Freitag vergangener Woche den Antrag von CDU, Grünen, Wir Bürger und FDP abgelehnt, den von den ehemaligen NRW-Umweltministern Ursula Heinen-Esser und Johannes Remmel moderierten Runden Tisch fortzuführen.
Kreis beauftragt Dienstleister
Zudem ist laut Bericht der Tageszeitung „Westfalenpost“ vieles andere passé, was der Kreistag im September auf Empfehlung des Runden Tisches zunächst beschlossen hatte: die Winterfütterung und das Herdenmanagement als „neue freiwillige Aufgaben“ des Kreises. Bereits Ende November hatte der Landrat mit einigen Fraktionsvorsitzenden den Dringlichkeitsbeschluss gefasst, diese September-Beschlüsse ersatzlos aufzuheben, was der Kreistag nun genehmigte. Der Grund: Beim Kreis bestand die Sorge, dass er durch die freiwillige Übernahme der Aufgaben und entsprechende Betreuung der freigesetzten Wisentherde (ungewollt) als Rechtsnachfolger des insolventen Wisent-Vereins angesehen werden könnte. Trotzdem kümmert sich ein vom Kreis beauftragter Dienstleister derzeit um das Füttern der Tiere auf Basis einer tierschutzrechtlichen Ordnungsverfügung.
75 000 € für das Wisen-Projekt?
Aufgrund der Entscheidung im Kreis beantragte die SPD-Fraktion in Bad Berleburg am 12. Dezember, die bei der Stadtverordnetenversammlung im Oktober gefassten Beschlüsse pro Wisent-Projekt ersatzlos aufzuheben, um „nicht als Stadt für die finanziellen, haftungsrechtlichen und sonstigen möglichen Auswirkungen der umherstreifenden Wisent-Herde aufkommen zu müssen, gegebenenfalls sogar allein“. Doch dieser Antrag wurde bei der Stadtverordnetenversammlung am Montag dieser Woche abgelehnt. Einstimmig angenommen wurde jedoch der Antrag von CDU, FDP, Grünen und UWG, den Ende Oktober gefassten Teilbeschluss, 75 000 € für das Wisent-Projekt im Haushalt 2024 bereitzustellen, mit einem Sperrvermerk zu versehen. Eine Mittelbereitstellung, zum Beispiel für das Herdenmanagement oder zur Kostenbeteiligungen an einer neu zu schaffenden Trägerstruktur ist demnach nur zulässig, wenn die Gesamtfinanzierung der Maßnahme auch über Kreis- und/oder Landesmittel gesichert ist.
Managementanlage im Bau
Was sich bereits im Bau befindet, ist eine vom „Runden Tisch“ empfohlene Managementanlage. Nach Angaben des zuständigen Dezernenten beim Kreis handelt es sich um ein 24 ha großes Gatter auf Eigentumsflächen der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer. Voraussichtliche Kosten: 412 000 €, die in voller Höhe durch eine Förderung des Landes gedeckt werden. Neben der Beherbergung der Tiere während der Winterzeit soll das Gatter geeignete Managementmaßnahmen ermöglichen, um die Herde zu verkleinern.
Schaugehege wohl gesichert
Was trotz Insolvenzverfahrens des Wisent-Vereins gesichert scheint, ist das Schaugehege inklusive Wisenthütte bei Wingeshausen. Am 11. Dezember wurde die „WisentWildnis Wittgenstein gGmbH“ mit 25 000 € Stammkapital in das Handelsregister B des Amtsgerichtes Siegen eingetragen; als Geschäftsführerin Kimberley Cox. Laut „Westfalenpost“ war die 32-jährige Bad Berleburgerin zuletzt bei der Geschäftsstelle des Trägervereins angestellt. Zweck der gemeinnützigen GmbH sind laut Handelsregisterauszug die „Betreuung und der Betrieb des Schaugeheges Wisent-Wildnis Wittgenstein“.
Lesen Sie mehr: