Längere Jagdzeiten und Nachtsichttechnik – das sind die derzeitigen Lösungen gegen eine zu hohe Dichte bei Schwarzwild. Auch bei Reh- und Rotwild besteht durch verlängerte Jagdzeiten die Möglichkeit, bereits im Frühjahr bzw. noch im Spätwinter zu jagen. „Wir haben die längsten Jagdzeiten in Europa. Doch ist das tatsächlich zielführend oder eher kontraproduktiv?“, fragte Bernd Bahr, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Berufsjäger (BDB) bei der Jahrestagung des Verbandes vergangene Woche in Billerbeck.
Wie Bahr berichtete, seien in Rheinland-Pfalz durch die Schonzeitaufhebung bei Schwarzwild die Rotten mittlerweile völlig zerschossen und jedes weibliche Stück Schwarzwild habe Frischlinge. „Wir müssen nicht intensiv, sondern effizient jagen“, lautete daher seine Forderung. Unterstützung erhielt er dabei von Prof. Dr. Dr. Sven Herzog. Der Gastredner ist Inhaber des Lehrstuhls für Wildökologie und Jagdwirtschaft an der Technischen Universität Dresden. Durch den Einsatz von Nachtsichttechnik werden die Sauen noch heimlicher werden, prophezeite der Fachmann. Die Probleme wie das korrekte Ansprechen des Wildes seien dann die gleichen wie bisher – nur auf größere Entfernung. „Auch die Frage der Waldverjüngung entscheidet sich nicht an einer erlegten oder nicht erlegten Ricke, sondern daran, ob wir es schaffen, in den Forstbetrieben intelligente waldbauliche und jagdliche Konzepte zu etablieren“, betonte Herzog.
Wie Dr. Axel Heider, Unterabteilungsleiter im Bundeslandwirtschaftsministerium, erläuterte, sei die Novelle des Bundesjagdgesetzes an unüberbrückbaren Positionen bei der Wald-Wild-Problematik gescheitert. Trotzdem sei das Thema weiter auf dem Tisch. Um doch einen Kompromiss zu finden, werde in diesem Monat ein „Runder Tisch Wald-Wild“ seine Arbeit aufnehmen. In einem ersten Schritt handele es sich um Gespräche mit dem Deutschen Forstwirtschaftsrat und dem Deutschen Jagdverband. Dann werde der Kreis der Verbände erweitert.
Unbestritten müsse die Jagd hier ihren Beitrag leisten, betonte die Präsidentin des Landesjagdverbandes NRW, Nicole Heitzig. Zur Verhinderung von Wildschäden seien aber auch Ruhezonen fürs Wild, Besucherlenkung sowie eine störungsarme Jagd notwendig. „Auch der Jäger selbst ist ein Störfaktor“, so Heitzig. Ausgedehnte Jagdzeiten seien daher geeignet, auch viel kaputt zu machen.
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