Die Jahre 2018 bis 2020 haben deutlich gezeigt: Der Klimawandel ist im deutschen Wald angekommen. Rund ein Viertel der Waldbestände sind aufgrund ihrer Baumartenzusammensetzung und Struktur besonders empfindlich gegenüber Trockenheit bzw. Dürre. Dies sind vor allem Wälder, in denen Fichte und Buche dominieren.
Das ergibt der in dieser Woche vorgestellte Waldbericht der Bundesregierung 2021, bei dem der Waldzustand eine zentrale Rolle spielt. Trotz diesem Ergebnis ist Bundeswaldministerin Julia Klöckner (CDU) zuversichtlich und stellt sich vor allem für ihre Förderpolitik selbst ein gutes Zeugnis aus: „Unsere Hilfen schlagen Wurzeln.“ Doch darüber ist die Branche geteilter Meinung.
Krise gemeistert?
Der Waldbericht 2021 betrachtet den Zeitraum von Oktober 2017 bis Mai 2021. Formal dient der Bericht dazu, den Deutschen Bundestag über die Entwicklung der heimischen Wälder und über die Situation der Forst- und Holzwirtschaft in Deutschland zu informieren. Eines belegt der Waldbericht unmissverständlich: Nie war der Zustand des deutschen Waldes schlechter.
Bundesforstministerin Julia Klöckner zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Wir helfen den Waldbesitzenden effektiv, unkompliziert und schnell, neue widerstandsfähige und standortangepasste Mischwälder zu pflanzen und die Wälder damit besser an den Klimawandel anzupassen. Wir wollen, müssen und werden unserer Verantwortung für unsere grüne Lunge gerecht.“ Wesentliches „Werkzeug“ ist demnach das „beispiellose“ Hilfspaket für die Privatwaldbesitzer von insgesamt 1,5 Mrd. €.
Das meint die Branche
Aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) hat Julia Klöckner damit alles richtig gemacht. „Die Hilfen aus der GAK (Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“) und aus dem jüngsten Konjunkturpaket waren eine wirksame Unterstützung, um die schweren Schäden beheben und die zerstörten Flächen wiederbewalden zu können“, sagte Norbert Leben, Vizepräsident der AGDW und Präsident des Waldbesitzerverbandes Niedersachsen.
Die Umweltschutzorganisation WWF spricht hingegen von einem „Waterloo im Wald“. Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland, kommentiert: „Unsere Wälder stecken in einer tiefen Krise. Wasserknappheit und Wetterextreme treffen vielerorts auf instabile naturferne Forste und werden bei uns zum Dauerproblem. Leider reagiert die Bundesregierung zu reflexhaft mit mehr Geld für Waldbesitzer und versäumt die Weichenstellungen für einen zukunftsfähigen Wald.“
Zahlen und Fakten
- Mit einem Flächenanteil von rund 32 % ist Deutschland eines der waldreichsten Länder Europas.
- Von den 11,4 Mio. ha Wald sind 48 % Privatwald. Die meisten der etwa 2 Mio. Waldbesitzer bewirtschaften durchschnittlich 2,5 ha.
- Auf mehr als der Hälfte der Waldfläche wachsen Nadelbäume (Fichte 25 % und Kiefer 23 %).
- Der Laubholzanteil beträgt 45 %.
- Mischwälder prägen mit einem Flächenanteil von 76 % den Wald.
- Die jüngeren Wälder (bis 20 Jahre alt) sind zu 85 % aus Naturverjüngung entstanden.
- Knapp ein Viertel des Waldes ist älter als 100 Jahre.
- Der Holzvorrat erreichte 2017 mit 358 m³/ha einen neuen historischen Höchststand.
- Ohne Druckerei- und Verlagsgewerbe waren 2018 im Cluster Forst und Holz rund 735 000 Menschen beschäftigt.
- Im Bevölkerungsdurchschnitt besucht jeder Deutsche den Wald jährlich 28 Mal.
- Mehr als 40 % aller Wasserschutzgebiete liegen im Wald.
- Die Stürme, die extreme Dürre sowie die Massenvermehrung von Borkenkäfern haben zu massiven Waldschäden geführt – nahezu alle Hauptbaumarten weisen Vitalitätseinbußen und Schadsymptome auf.
- Mit Stand Jahresbeginn 2021 müssen 277 000 ha wiederaufgeforstet werden.
- Forstpolitisch wurden ab 2017 unter anderem die Nationale Waldstrategie 2020, die Charta Holz 2.0, die Nationale Biodiversitätsstrategie oder waldrelevante Forschungen angeschoben, zum Beispiel im Rahmen des Waldklimafonds (WKF).