Die nasse Witterung erschwert vielerorts die Holzernte. Kritisch ist das besonders dort, wo Fichten- und Eichenschadholz in Rahmen sogenannter „Sanitärhiebe“ aufgearbeitet werden muss. Aber auch bei anderen Sortimenten beeinflusst die Witterung den Holzmarkt.
Eichen in Gefahr?
Seit dem vergangenen Sommer breitet sich der Eichenprachtkäfer zum Teil rasant aus. Bisher am schwersten betroffen sind Eichenbestände aller Altersklassen in Mittel- und Südhessen sowie im südlichen Sachsen-Anhalt. Doch die Situation ist regional sehr unterschiedlich.
Im Forstamt Weser-Ems der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sorgt der Eichenprachtkäfer bislang nur punktuell für Schäden, sagt Forstamtsleiter Dr. Florian Stockmann. Wenngleich einige Eichenbestände Merkmale der klimabedingten Komplexkrankheit aufweisen – zum Beispiel lichte Kronen – besteht kein Grund zur Panik, urteilt Stockmann.
Ähnlich ist es im benachbarten Regionalforstamt Münsterland. „Von einer Kalamität kann hier nicht die Rede sein“, sagt Adalbert Koch, Leiter des Forstamtes in Münster. Auch in seinem Zuständigkeitsbereich sorgt der Eichenprachtkäfer nur örtlich für Schäden. Trotzdem beobachtet Koch, dass die Preise für Stammholz in C- und D-Qualität leicht gesunken sind.
Stephan Schütte, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft und zuständig für das südliche Rheinland, bewertet die Entwicklung des Eichenprachtkäferbefalls kritischer. „Wir dürfen die Situation nicht zu blauäugig einschätzen“, warnt Schütte. In seinem Forstamtsbereich ist das Prachtkäferproblem etwas schwerwiegender als in den anderen Forstämtern Nordrhein-Westfalens. Vor allem im wärmebegünstigten Übergang vom Bergischen Land zur niederrheinischen Bucht gibt es größeren Prachtkäferbefall. Darum müssen die befallenen Eichen schnellstmöglich aus dem Wald. Das bremst die weitere Käfervermehrung, zudem stoppt es die langsame Entwertung des Eichenholzes. Denn frische Eiche lässt sich gut vermarkten. Aber auch Schütte bewertet die Nachfrage derzeit etwas zurückhaltend – besonders bei den C- und D-Qualitäten. Seine Erklärung: Wegen Windwurfschäden in Eichenwäldern auf dem Balkan kommt derzeit mehr Eichenholz von dort zu uns.
Eichenprachtkäfer nicht unterschätzen!
Der Eichenprachtkäfer befällt beide heimischen Eichenarten – die Stiel- und die Traubeneiche. In der Regel tritt der Prachtkäfer als sogenannter Sekundärschädling auf. Er befällt also vorgeschädigte und geschwächte Bäume. Insofern deutet vieles daraufhin, dass der jetzige Prachtkäferbefall eine Folge der zurückliegenden Trockenjahre ist.
Nur die Prachtkäferlarven verursachen Schäden: Ähnlich wie Buchdrucker und Kupferstecher bei der Fichte fressen die Prachtkäferlarven im Kambium zwischen Rinde und Holzkörper. Das unterbricht den Nährstofftransport zur Krone, wodurch die Eichen absterben. Dunkle Schleimflussflecken am Stamm, halbmondförmige Ausbohrlöcher, welke und vergilbte Kronen bereits im Frühjahr und -sommer sowie früher Laubfall sind typische Befallsmerkmale. Genau wie bei der Fichte hilft zur Bekämpfung das frühzeitige Fällen, Aufarbeiten und Abtransportieren der betroffenen Eichen. Genau das ist derzeit vielerorts kaum möglich.