Die Borkenkäferkrise und die bevorstehende Wiederbewaldung bleiben die bestimmenden Themen der Forstbranche – auch im Hochsauerlandkreis (HSK). Um Lösungswege für die betroffenen Forstbetriebe zu diskutieren, hatte CDU-Bundestagskandidat Friedrich Merz in dieser Woche Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und Waldbesitzer aus der Region zum digitalen Gespräch eingeladen.
Nordrhein-Westfalen zählt zu den Bundesländern, die von der anhaltenden Kalamität am stärksten betroffenen sind. Inzwischen ist das Schadausmaß doppelt so groß, wie durch den Orkan Kyrill – mehr als 70 000 ha Schadfläche sind landesweit entstanden. Diese gilt es wieder aufzuforsten. Allerdings ist die Motivation der Waldbesitzer für diese „Jahrhundertaufgabe“ gebremst. Vielen Betrieben fehlen schlichtweg die finanziellen Mittel, eine Aussicht auf Fördermittel ist wegen bürokratischer Hürden getrübt. Um dennoch Lösungen für den Aufbau stabiler Mischwälder zu finden, stand die Umweltministerin zwei Stunden lang zur Diskussion bereit.
Mut machen für mehr Laubholz
„Die Wiederaufforstung ist finanziell und personell die größte Kraftanstrengung der nächsten Jahre“, fasste Klaus Bauerdick, Vorsitzender des Waldbauernverbandes im HSK, die Lage der Betriebe vor Ort zusammen. Mit 11 000 ha Schadfläche – rund 10 % der Waldfläche im Kreis – 4 Mio. fm Kalamitätsholz und einem Wertverlust von 40 000 €/ha ist das Hochsauerland immens von den Auswirkungen der Trockenheit und der Borkenkäferkrise betroffen. Die Folge sind Verdienstausfälle in den Forstbetrieben und Liquiditätsengpässe bei den Waldbesitzern, sagte Bauerdick.
Vor diesem Hintergrund sei die Frustration hinsichtlich der Wiederbewaldung groß. Dazu trage das Leitbild des NRW-Umweltministeriums „Mischwälder mit hohen Laubholzanteilen“ wesentlich bei. „Mischwälder sind schön anzuschauen, aber viele Laubhölzer lassen kaum oder nur zu niedrigen Preisen vermarkten“, verdeutlichte Bauerdick. Zudem sind hohe Laubholzanteile auch für viele Wirtschaftszweige im Sauerland nachteilig, weil sich die Region auf die Verarbeitung von Nadelholz spezialisiert hat. Kurz um: In der Region geht es um das gesamte Cluster „Forst und Holz“. Politische Unterstützung aus Düsseldorf ist für die Waldeigentümer darum dringend nötig.
Förderrichtlinie wurde überarbeitet
Die aktuelle Förderpolitik und die Förderrichtlinie „Extremwetterfolgen“ verfehlen diesen Ansatz und auch das Wiederbewaldungskonzept ist keine Hilfe, meinen Kritiker. Tatsächlich räumte die Ministerin einige Fehler ein. „Es dauerte, bis ein Fördersystem auf den Weg gebracht war, dass allen Bedürfnissen und Anforderungen – von Waldbesitzern und dem Landesrechnungshof – gerecht wird. Aus diesem Grund gab es im vergangenen Jahr immer wieder Änderungen der Förderrichtlinie, die in der Praxis für Verwirrungen sorgten.
An vielen Stellen hat das Umweltministerium aber nachgebessert, bekräftigte Heinen-Esser. Beispielsweise unterscheide man bei der Flächenräumung nicht mehr zwischen den Fördersätzen 5 bzw. 8 €/fm, sondern zahle durchweg die höhere Fördersumme für die Schadholzbeseitigung. Eine weitere Erleichterung gibt es auch bei der Wiederaufforstung. Hier müsse das Wiederbewaldungskonzept nicht mehr eins zu eins eingehalten werden, um Fördermittel beantragen zu können. Auch ein Konzept der „Flächenförderung“ ist diesbezüglich angedacht. Beides würde wesentliche Vereinfachungen für die Aufforstungen bedeutet.
Ziel der Wiederbewaldung bleibt für Ministerin Heinen-Esser aber: Mischbestände aus mehreren Laub- und Nadelbaumarten. Sie räumte aber ein, dass neue Nutzungskonzepte für Laubholz nötig sind, um eine Vermarktungsperspektive für die Waldbauern zu schaffen. Kritiker forderten dennoch, die Zielvorgabe „bevorzugt Laubholz“ zu überdenken. Denn auch Mischwälder aus mehreren Nadelbaumarten seien stabil. Aus Sicht der Ministerin ist dies ein Dauerstreitthema zwischen Forstpartie und Naturschützern, darum will sie nochmal zu einem Fachgespräch einladen.
Veröffentlicht wurde die aktuelle Förderrichtlinie "Extremwetterfolgen" bislang noch nicht. Auch eine Neufassung der Förderrichtlinie "Privatwald" lässt noch auf sich warten. Nach Angaben des NRW-Umweltministeriums fehlt die Zustimmung des Finanzministeriums.