Für den Laien mag die MSA 300 wie eine „normale“ Motorsäge aussehen. Unserem Testteam vom Lehr- und Versuchsrevier Breitenbruch, Wald und Holz NRW, sind die Unterschiede direkt aufgefallen: keine Anwerfvorrichtung, ein großer Akku-Schacht und eine LED-Anzeige. Für die Forstprofis erschien die Neuheit aus dem Hause Stihl beinahe etwas futuristisch. Dabei sind einige Bauteile von den benzinbetriebenen „Schwestern“ übernommen worden, beispielsweise der Kettenraddeckel mit den verliersicheren Muttern, der vordere Handgriff und die Führungsschiene.
Deutliche Unterschiede in der Bedienung
Bei der Bedienung werden die Unterschiede aber deutlich, was auch Wochenblatt-Tester und Forstwirtschaftsmeister Winfried Junker feststellte. Den typischen Stihl-Kombihebel sucht der Praktiker vergeblich. Stattdessen verfügt die MSA 300 über einen Schalter für drei verschiedene Betriebsmodi, unter denen der Anwender je nach Einsatzart den Eco-, Fäll- oder Entastungsmodus und damit die Kettengeschwindigkeit wählen kann. Eine LED-Anzeige am hinteren Handgriff zeigt den jeweiligen Modus an. Zudem konnten unsere Tester dort den Betriebszustand ablesen, den Status der Kettenbremse sowie die Gerätetemperatur checken. Die Füllstandsanzeige für das Kettenhaftöl wäre in der Praxis hilfreich gewesen – über den Ölsensor verfügt jedoch nur die Version MSA 300 C-O. Unsere Tester mussten darum beispielsweise beim Akku-Wechsel den Ölstand selbst kontrollieren.
Zusätzlich zur üblichen Gashebelsperre gibt es am hinteren Handgriff einen Entsperrtaster. Diesen muss der Bediener zum Starten der MSA 300 drücken, sonst bleibt der E-Motor aus. Eine Sicherheitseinrichtung, die im fünfmonatigen Praxiseinsatz immer wieder Nerven kostete. Das Abschalt-Intervall sollte etwas länger eingestellt sein. Nimmt der Motorsägenführer seine Hand auch nur wenige Momente vom Gashebel, um beispielsweise Äste zur Seite zu räumen, ist ein erneutes Entsperren nötig – gewöhnungsbedürftig und ein wesentlicher Unterschied zur benzinbetriebenen MS 261 C-M. Laut Stihl entspricht die Dauer aber den Vorgaben.
Viel Kraft – je nach Modus
Die Leistung der MSA 300 überzeugte unsere Wochenblatt-Tester vom ersten Augenblick an. Denn durch die Akku-Technologie ist das Drehmoment sofort abrufbar. Für den Antrieb sorgt ein bürstenloser Gleichstrommotor. Für den Betrieb der MSA 300 hat Stihl eigens den Akku AP 500 S entwickelt. Der 36-Volt-Akku verfügt laut Hersteller über eine Energie von 337 Wh und eine Kapazität von 9,36 Ah.
Hiervon stellten uns die Waiblinger für den Test gleich zwei Stück zur Verfügung. Wert: jeweils 459 € inklusive Mehrwertsteuer. Die beiden Akkus lieferten im Testbetrieb ausreichend „Strom“ für den Hochsitzbau, die Jungwuchspflege und sogar das Fällen mittelstarker Dürrständer. Hiervon ließen sich im Praxiseinsatz mit einer Akku-Ladung bis zu sechs Stück fällen und aufarbeiten. Im Härtetest schnitten unsere Tester acht Minuten lang Baumscheibe für Baumscheibe von einer 40 cm dicken, trockenen Stammwalze ab, ehe der Akku leer war. In der Jungwuchspflege reichte eine Akku-Ladung für etwa eine Arbeitsstunde. Ausreichend – urteilt Forstwirtschaftsmeister Winfried Junker. Vor allem bei nicht andauernden Einsätzen haben unsere Tester die MSA 300 lieb gewonnen. Denn bei der Jungwuchspflege und dem Hochsitzbau mussten sie die Akku-Säge nicht ständig erneut anziehen bzw. „kalt“ starten. Ein Pluspunkt für die Akku-Technik.
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Bei klassischen Holzerntemaßnahmen hat hingegen die benzinbetriebene MS 261 C-M die Nase vorn. Vor allem wegen ihrer besseren Handhabung und durch das geringere Gewicht: Mit 7,7 kg ist die MSA 300 betriebsbereit mehr als 1 kg schwerer als ihr leistungsgleiches Pendant. Im Testbetrieb haben die Forstwirte übrigens fast immer den dritten Leistungsmodus mit einer Kettengeschwindigkeit von 30 m/s gewählt. Der Eco-Modus mit 20 m/s erschien unseren Testern grundsätzlich zu schwach. Das höchste Drehmoment liefert übrigens der mittlere Modus.
Ladezeiten kalkulieren
Obwohl sich der „Akku-Füllstand“ leicht per Knopfdruck ablesen lässt, erfordert die Akku-Technik insgesamt mehr Planung – Steckdosen gibt es im Wald bisher nicht. Während es bei der Arbeit mit der MS 261 C-M auftanken und weiterarbeiten heißt, dauert das Aufladen des Akkus AP 500 S rund eine Stunde. Dank der beiden für den Test mitgelieferten Akkus bei Arbeiten an der Werkstatt kein Problem. Die Power Laminat-Technologie des Akkus soll laut Stihl mit bis zu 2500 Ladezyklen übrigens eine mehr als doppelt so lange Lebensdauer wie ein herkömmlicher Li-Ionen-Akku haben.
Unser Testergebnis
Die MSA 300 verfügt über eine satte Leistung und steht in diesem Punkt der benzinbetriebenen MS 261 C-M in nichts nach. Das Drehmoment ist immer sofort abrufbar, eine Warmlaufphase ist nicht nötig. Bei den typischen Testanwendungen fiel das Mehrgewicht der Akku-Säge kaum auf. In der klassischen Holzernte hingegen schon. In diesem Bereich bleibt der Benzinmotor der Antrieb der Wahl. Die Dauer des Entsperrintervalls entspricht zwar den Vorgaben, ist aber zu kurz und darum hin und wieder nervig – meinen jedenfalls die meisten unserer Tester. Mit einem Gesamtwert von knapp 2000 € liegt unser Akku-Testpaket bestehend aus Säge, Ladegerät und zwei Akkus preislich deutlich über dem herkömmlichen Antriebssystem – zumindest in der Anschaffung. Die Kosten relativieren sich aber, wenn Ladegerät und Akkus in anderen Geräten des Herstellers verwendet werden. Auch die Benzinkosten und der Wartungsaufwand sollten nicht unberücksichtigt bleiben.
Alles in allem hält die MSA 300 das Versprechen des Herstellers, die stärkste Akku-Profisäge am Markt zu sein. Sind genug Akkus vorhanden und spielt der Preis keine Rolle, hat sie das Zeug zur Allroundsäge.
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen auf waldnews.de
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