Wolf tot! Mit diesem Jagdsignal schloss das Bläsercorps aus Meschede-Remblinghausen den WLV-Kreisverbandstag im Hochsauerland am vergangenen Donnerstag. Den heimischen Landwirten kam das Signal der Jäger sehr entgegen, denn ihre Sorge ist groß. „Nur wenn wir es erreichen, dass der Wolf geschossen wird, hat die Weidetierhaltung im HSK eine Zukunft“, sagte Kreisverbandsvorsitzender Wilhelm Kühn.
Wolfsriss im HSK bestätigt
Nach mindestens vier Verdachtsfällen wurde jetzt in Hallenberg der erste Wolfsriss im Hochsauerlandkreis offiziell bestätigt. Unter den Rinder-, Schaf- und Pferdehaltern vor Ort wächst damit die Sorge, wann sie selbst das erste gerissene Tier auf ihrer Weide finden werden.
Nach dem Ausstieg zahlreicher Milchviehhalter in den zurückliegenden Jahren hat die Mutterkuhhaltung in der Region zugenommen. Die meisten dieser Betriebe wirtschaften im Nebenerwerb und tragen mit der Weidetierhaltung wesentlich zum Artenschutz und Erhalt des Landschaftsbildes bei, fasste WLV-Wolfsbeauftragter Bernd Eichert aus dem Nachbarkreis Olpe die Situation zusammen. Wolfsbefürworter würden zwar immer wieder den Herdenschutz mithilfe von Zäunen hervorheben. Doch für Eichert sind wolfssichere Zäune unter den Bedingungen des Hochsauerlandes besonders für die Nebenerwerbler nicht umsetzbar. „Spätestens beim Einsammeln gerissener Kadaver stößt jeder Tierhalter an seine Grenzen“, mahnte der Mutterkuhhalter.
Regionales Wolfsmanagement gefordert
Wie es ist, den Großteil seiner Tiere durch einen Wolfsriss zu verlieren, weiß Gina Strampe aus Niedersachsen. Sie und ihre Familie halten unter anderem Damwild. Vor etwa zehn Jahren hat ein Wolf die Hälfte des Hirschrudels in einem Gatter getötet. Eigentlich sollte der Zaun wolfssicher sein. Doch dem Praxistest hielt er nicht stand. Ihre Erfahrung zeigt noch etwas, nämlich dass Schadenersatzansprüche für gerissene Tiere nur schwer umsetzbar sind. Denn wird ein Riss nicht amtlich bestätigt, geht der Tierhalter leer aus.
Trotz mehrfacher Kontakte mit dem Wolf will Strampe das Raubtier aber nicht ausgerottet wissen. Sie fordert eine Änderung des Schutzstatus. Da der Wolf aus ihrer Sicht nicht mehr vom Aussterben bedroht ist, hält sie eine Mindesttierzahl zum Erhalt der Population für den richtigen Weg. Diese Änderung in der FFH-Richtlinie ist Grundlage für die Bejagung.
Derzeit ist der Wolf nicht im NRW-Jagdrecht aufgeführt, erinnerte Nicole Heitzig, Präsidentin des Landesjagdverbandes NRW. „Auch wir wollen den Wolf nicht ausrotten“, sagte sie und fordert stattdessen ein regional differenziertes Wolfsmanagement. Das soll beispielsweise durch die „Entnahme von Problemwölfen“ Akzeptanz für das Tier schaffen. „Der Landwirt möchte keine Entschädigung für tote Tiere, er möchte, dass es keine toten Tiere gibt“, unterstrich Heitzig ihre Forderung. Einem Landwirt im Saal ging das aber nicht weit genug: „Das Sauerland muss wolfsfrei bleiben!“ Das wird sich aber wohl nicht mehr umsetzen lassen.
WLV-Präsident Hubertus Beringmeier versprach, bei dem Thema weiter Druck auf die Politik zu machen. Zum Beispiel hat der Verband für die nächste Umweltministerkonferenz Ende November in Münster eine Demo angemeldet – vielleicht wird man auch dort wieder hören: „Wolf tot!“.