Rinder auf der Weide

Regen verzögert den Weidestart

Der Februar war zwar warm, aber die Weiden sind extrem nass. Pflegemaßnahmen oder Rinder würden der Grasnarbe aktuell vielerorts nur schaden. Trotzdem sollten die Kühe so früh raus wie möglich.

Ein zeitiger Weidestart mit der sogenannten Vorweide im Frühjahr ist die beste Grundlage für eine gute Weidesaison. Im Februar wurden die höchsten Temperaturen seit Wetteraufzeichnung gemessen; gleichzeitig müssen die Böden große Niederschlagsmengen aufnehmen.

So sieht es vielerorts aus. An einen Auftrieb ist dann nicht zu denken. (Bildquelle: Verhoeven)

Die Temperatursumme von 200 °C ist bei den milden Temperaturen am Niederrhein inzwischen erreicht. Das heißt, die Vegetation hat begonnen. Allerdings sind die Weideflächen aktuell vielerorts wassergesättigt und ­extrem nass, sodass Weidetiere sowie Bodenproben- und Pflegetechnik der jungen Weidenarbe aktuell nur schaden würden. Längst könnte die erste Güllestartgabe erfolgen, wären die Flächen nicht zu nass. Die Geduld wird auf die Probe gestellt.

Zeitiger Austrieb im Frühjahr

Die wichtigste und wirksamste Weidepflege ist der zeitige Austrieb im Frühjahr. Das Überweiden von Grünlandflächen kurz nach Begrünung setzt Impulse, die vor allem die Seitentriebbildung der Weidepflanzen anregt und somit die Pflanzenbestandsdichte massiv verstärken.

Zusätzlich werden durch den zeitlich und physiologisch frühen Verbiss unerwünschte Kräuter reduziert.

Der frühe Auftrieb im Frühjahr gilt als kostengünstigste und wirksamste Bestandsregulierung auf produktiven Weiden. Er bewirkt,

  • dass der Futterberg während der Wachstumsspitze weniger ausgeprägt ist und dadurch weniger überständiges Weidefutter übrig bleibt und
  • dass der Folgeaufwuchs oder die -aufwüchse unterschiedliche Wachstumsstadien haben. Dadurch erreichen die Weiden zu unterschiedlichen Zeitpunkten das optimale Nutzungsstadium. Den Weidetieren steht immer qualitativ hochwertiges energiereiches Weidefutter zur Verfügung.

Ein zu später Weideauftrieb hingegen schadet:

  • Die Produktionskraft der Weide und die Nutzleistung der Weidetiere ist beeinträchtigt.
  • Die Weidegräser bilden weniger Blatttriebe, aber mehr Samentriebe. Die Grasnarbe wird dann nicht dicht genug. Denn jede Graspflanze sorgt zuerst für die Erhaltung ihrer Art durch die Bildung des Blütentriebes. Wird dieser frühzeitig durch Weidevieh verbissen, wird die Pflanze veranlasst, an ihrem Wurzelhals neue blätterreiche Seitentriebe zu bilden. Dadurch wird die Narbe immer dichter und es entsteht mehr junges blattreiches Futter.

Alle Maßregeln im Weidetrieb müssen darauf abzielen, einen möglichst dicht geschlossenen Weidepflanzenbestand zu etablieren. Kommen Weidegräser zum Blühen oder gar zum Bilden von Samen, so liefern sie deutlich weniger Ertrag und Qualität.

Die Weideregel lautet also: So früh wie möglich Kühe auf die Weide treiben!

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