"Essen Sie noch rasch eine Bratwurst aus Hessen. Wenn die Strukturentwicklung so weitergeht, wird es womöglich bald keine mehr geben“ – mit deutlichen Worten machte Karsten Schmal seinem Ärger über die katastrophalen Bestandsrückgänge in der heimischen Tierhaltung Luft.
Für Tierhaltung kämpfen
Jeden Tag geben Sauenhalter und Schweinemäster auf, weil sie keine Perspektive mehr sehen. Und die verantwortlichen Fachministerien in Berlin schauen untätig zu, statt die Betriebe beim gesellschaftlich gewünschten Umbau der Tierhaltung zu unterstützen. Das grenze an Ignoranz.
„Umso mehr werden wir dafür kämpfen, dass es hierzulande auch künftig noch eine leistungsfähige Rinder- und Schweinehaltung gibt“, versprach der Präsident des Hessischen Bauernverbandes in der vergangenen Woche vor rund 150 Entscheidungsträgern aus Politik, Verwaltung und regionaler Wirtschaft beim Neujahrsempfang der Kreisbauernverbände (KBV) Waldeck und Frankenberg in Altenlotheim. Schließlich sei das die Grundlage einer sicheren Versorgung mit heimischen Lebensmitteln.
„Eine flächendeckende Extensivierung des Gunststandortes Deutschland ist jedenfalls keine schlaue Lösung“, appellierte Frankenbergs KBV-Vorsitzender Olaf Fackiner an den gesunden Menschenverstand. Ohne die Leistung der Bauern sei man auf Importe angewiesen. Was das bedeute, könne jeder am Beispiel der Gasversorgung sehen, warnte der Milcherzeuger vor Engpässen.
Vor diesem Hintergrund sollte die heimische Lebensmittelerzeugung gefördert, statt behindert werden und auch die Biogasproduktion gehöre gestützt und nicht ausgebremst: „Dann muss unsere Bundesregierung auch nicht in Katar um Flüssiggas betteln.“
Zukunftschance Erneuerbare Energien
Die Erzeugung von erneuerbaren Energien sah auch Waldeck-Frankenbergs Landrat Jürgen van der Horst als Zukunftschance für die Landwirte. Daraus könnten sich Impulse zur Entwicklung des ländlichen Raumes ergeben. Gleichwohl seien die Herausforderungen auf dem Land groß. Das betreffe den Ausbau der digitalen Infrastruktur (Mobilfunk, schnelles Internet), aber auch die physischen Rahmenbedingungen der Wirtschaft. So unterstützt der Landkreis aktuell ein Projekt zur Sanierung und Neueröffnung des Ende 2021 geschlossenen Schlachthofes in Bad Arolsen. Ohne regionale Erzeugung und Verarbeitung gebe es nämlich auch keine regionalen Lebensmittel.
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