Die Klimadiskussion treibt immer seltsamere Blüten: In der vergangenen Woche wurden Pläne aus Irland bekannt, in den nächsten Jahren rund 200 000 Kühe zu töten, um die Emissionen des Landwirtschaftssektors auf der grünen Insel bis 2030 um 25 % zu senken. Dabei sind die Zusammenhänge von Tierhaltung und Klimaschutz viel zu komplex für einfache Lösungen.
Keine Nahrungskonkurrenz
Das wurde beim „Forum Milch“ des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) in Bad Hersfeld deutlich. Dort diskutierte unter anderem der ehemalige Münchner Universitätsprofessor Prof. Dr. Dr. Wilhelm Windisch mit Moderatorin Friedlind Schäfer vom LLH sowie Beratern, Wissenschaftlern und Praktikern über die Nahrungskonkurrenz auf der Erde.
Seine Botschaft war klar: Derzeit geht ein Drittel der globalen Getreide- und Maisernte in die Nutztierfütterung. Diese Nahrungskonkurrenz können wir uns in Zukunft nicht mehr leisten. Die essbare Biomasse wird zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung benötigt.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche besteht jedoch weltweit gesehen zu 70 % aus absolutem Grünland. Was dort wächst, lässt sich nur mithilfe der Tiere in wertvolle Nahrung für den Menschen umwandeln. Und auch von den Ackerfrüchten ist nur ein geringer Anteil direkt für die menschliche Ernährung nutzbar. „Auf 1 kg pflanzliche Nahrung kommen mindestens 4 kg nicht essbare Biomasse“, rechnete Windisch vor.
Wenn diese nicht unter Freisetzung von Klimagasen ungenutzt verrotten soll, brauchen wir Nutztiere, um aus den teilweise schwer verdaulichen Nährstoffen Milch, Fleisch und Eier zu erzeugen. Hinzu kommen noch Kot und Urin als natürliche Dünger. Nutztiere seien daher essenzieller Bestandteil einer nachhaltigen und klimaschonenden Landwirtschaft.
Emissionen runter, aber wie?
Um die Umwelt zu schonen, gibt es zudem einige Ansatzpunkte bei den Haltungsverfahren, erklärte Prof. Dr. Barbara Benz von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen. Grundsätzlich verursachen größere Stallflächen mehr Ammoniak-(NH3)-Emissionen. Trotzdem soll der Bewegungsraum der Tiere möglichst nicht beschnitten werden.
Da NH3 vor allem von verschmutzen Flächen emittiert, gilt es die Flächen möglichst sauber und trocken zu halten. Auch niedrige Temperaturen verringern die Emissionen. Bei Stallneu- und Umbauten rät die Wissenschaftlerin daher zu:
- Erhöhten Fressplätzen am Futtertisch mit Fressplatzteilern an jedem zweiten bis dritten Platz und einer raschen Harnableitung auf dem Laufgang dahinter.
- Einer Strukturierung der Außenlaufhöfe beispielsweise mit Liegeboxen. Diese werden kaum verschmutzt, bieten den Tieren aber willkommene Rückzugsorte.
- Einer häufigen Reinigung der Kotflächen. Das funktioniert mit Schiebern, aber auch mit speziellen Robotern, welche die Gülle einsammeln.
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