Nach rund 12 Mio. € Verlust im Vorjahr erwartet der genossenschaftliche Fleischvermarkter Westfleisch nach vorläufigen Berechnungen für 2022 bei einem auf etwas mehr als 3 Mrd € gestiegenen Gesamtumsatz einen Konzerngewinn von mehr als 26 Mio. €.
Möglich gemacht haben das einige für das Unternehmen günstige Marktkonstellationen sowie ein umfangreiches, internes Spar- und Effizienzpaket, erklärte Finanzvorstand Carsten Schruck.
Weniger Schlachtungen
Zusammen mit seinen Vorstandskollegen Johannes Steinhoff und Michael Schulze Kalthoff sowie Einkaufsleiter Heribert Qualbrink diskutierte Schruck bei den „Westfleisch-Tagen“ an vier verschiedenen Orten mit den Genossenschaftsmitgliedern über Trends und Entwicklungen im Unternehmen sowie im Allgemeinen.
So ist der anhaltende Abbau der Tierbestände beispielsweise nicht ohne Folgen für die Westfleisch-Standorte geblieben: Insgesamt 6,51 Mio. geschlachtete Schweine bedeuten einen Rückgang um 10,3 % gegenüber 2021.
Und auch im Großviehbereich sind etwa 7,5 % weniger Bullen, Kühe und Färsen an den Haken gekommen. Die Krise in der Tierhaltung bleibt eben nicht ohne Folgen: „Es fehlen Schweine“, konstatierte Michael Schulze Kalthoff.
Eine Konsequenz daraus ist der rückläufige Export, der sich deutschlandweit im vergangenen Jahr bei Schweinefleisch um knapp 12 % verringerte und bei Westfleisch sogar um mehr als 14 %. Das sei aber eine bewusste Entwicklung. Unter den veränderten Bedingungen habe der heimische Markt eindeutig Priorität, so die Einordnung der Geschäftsführung.
Herkunft kennzeichnen
Hier gibt es indessen durchaus auch in Zukunft gute Chancen für die deutschen Erzeuger, sah Heribert Qualbrink die gesellschaftspolitischen Herausforderungen rund um Tierwohl, Haltungskennzeichnung und Klimaschutz nicht per se negativ.
Dazu müsse es jedoch unter anderem gelingen, das Erfolgsmodell der Initiative Tierwohl (ITW) in die geplante staatliche Haltungskennzeichnung zu integrieren.
„Außerdem brauchen wir eine umfassende Herkunftskennzeichnung“, forderte der Westfleisch-Aufsichtsratsvorsitzende Josef Lehmenkühler: „Made in Germany“ sei nach wie vor ein Qualitätsmerkmal, so der Landwirt aus Geseke.
Für die Einkaufsentscheidung spielt jedoch auch der Preis ein nicht unerhebliche Rolle, wie Johannes Steinhoff berichtete. Bei aller Freude über Jungbullenpreise nahe der 6-€-Schwelle, wie sie kurz vor Ostern 2022 notiert wurden, müsse man die „Schmerzgrenze des Verbrauchers“ im Auge behalten. Nicht von ungefähr sei der Rindfleischkonsum im vergangenen Jahr wider Erwarten um fast 1 kg pro Kopf zurück gegangen.
Mit –2,3 kg/Person ist der Verzehrsrückgang bei Schweinefleisch leider noch größer. Hier gilt es dringend, das Image zu verbessern und den Verbraucher wieder neugierig zu machen, erklärte Steinhoff. Das soll unter anderem mithilfe besonders ansprechender Flatboard-Verpackungen gelingen, in denen beispielsweise marinierte Steaks besonders appetitlich präsentiert werden. Überdies bieten diese Verpackungen auch noch Vorteile beim Materialverbrauch.
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