Bis 2030 muss Deutschland die Emissionen aus der Tierhaltung deutlich reduzieren: „Mindestens 29 % weniger Ammoniak als im Referenzjahr 2005“ lautet die Vorgabe der europäischen NEC-Richtlinie.
Das ist eine große Herausforderung. Es gibt aber durchaus Möglichkeiten, den Ammoniak- und Methanausstoß spürbar zu verringern, ohne dafür gleich die heimische Tierhaltung zu halbieren, wie es zumindest Teile des Bundeslandwirtschaftsministeriums zu bevorzugen scheinen.
Ansatzpunkte zur Minderung
Die jüngste Baulehrschau-Fachtagung auf dem Eichhof des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) in Bad Hersfeld lieferte dazu jedenfalls etliche Ansatzpunkte, um Entstehung und Freisetzung des für die Umwelt problematischen Ammoniaks (NH3) zu minimieren.
Wie Ulrike Wolf vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) erklärte, hat vor allem die Nährstoffzusammensetzung des Futters einen großen Effekt: Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass 1 % weniger Rohprotein im Futter die NH3-Emissionen beim Schwein um 11 % verringert. In der Rinderfütterung bringt jedes eingesparte Prozent Rohprotein sogar 17 % weniger Ammoniak.
Über die Fütterung allein dürfte sich die angestrebte Emissionsminderung jedoch nicht erreichen lassen. Daher müssen die Tierhalter auch über Anpassungen in der Haltungstechnik nachdenken. KTBL-Expertin Wolf nannte unter anderem folgende Möglichkeiten:
- Verringerung des Luftaustauschs zwischen Güllekeller und Stallraum durch so genannte Emissionsminderungsklappen. Diese funktionieren wie ein Rückschlagventil. Kot und Harn fallen in den Güllekeller. Die ammoniakhaltige Luft gelangt jedoch nur in geringen Mengen nach oben. Das Minderungspotenzial liegt zwischen 45 und 53 %, sofern die Klappen nicht durch Fremdkörper oder Einstreureste blockiert werden oder das NH3 auf anderen Kanälen in die Atmosphäre gelangt.
- Auf planbefestigten Flächen ohne Güllekeller können gummierte Rillenböden für eine (teilweise) Kot-Harn-Trennung sorgen. Denn NH3 entsteht erst, wenn beide Stoffe in Verbindung treten. Beim Rillenboden soll deshalb der Urin der Kühe schnell abfließen und sich nicht mit dem Kot vermischen. Dieser wird anschließend durch einen an den Rillenboden angepassten Schieber (Spezialschiene mit Räumfingern oder -bürsten) gesäubert. Die Emissionsminderung bezifferte Ulrike Wolf auf etwa 35 %. Der Rillenboden biete zudem Vorteile hinsichtlich Trittsicherheit und Klauengesundheit.
- Auch eine Kühlung der Gülle unter 15 °C senkt die NH3-Freisetzung. Das kann über Wärmepumpensysteme mit Schläuchen oder Kühlrippen funktionieren. Die Emissionsminderung liegt nach bisherigen Untersuchungen zwischen 40 und 55 %. Der Energieaufwand ist jedoch beträchtlich.
Urease hemmen?
Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Ureaseinhibitoren. Diese sollen das im Kot gebildete Enzym Urease daran hindern, den im Urin vorhandenen Harnstoff in Ammoniak und CO2 aufzuspalten. An der Universität Kiel wurde ein solches System getestet, berichtete Dr. Andreas Melfsen.
Hierbei wurde ein Entmistungsschieber mit Spraydüsen nachgerüstet. Der flüssige Inhibitor wurde dann einmal täglich auf die abgeschobene Lauffläche des Milchviehstalles aufgebracht. Der Effekt war mit bis zu 58 % weniger NH3 durchaus beachtlich.
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