Wie viele Betriebe in der Arbeitsteiligen Sauenhaltung (AS) hat auch der Hof Füstmann aus Senden im Kreis Coesfeld keine klassische Betriebsentwicklung hinter sich. Als das System der Viehvermarktung Münsterland (damals noch VVG Lüdinghausen) 1998 startete, bewirtschaftete Josef Füstmann, der Vater des heutigen Betriebsleiters Marc, den Hof mit 130 Sauen im Nebenerwerb.
Hauptberuflich war Füstmann Senior bei der Besamungsgenossenschaft GFS beschäftigt. Sohn Marc drängte es aber in die Landwirtschaft. Eine Aufgabe bzw. Verpachtung des Betriebes kam für ihn überhaupt nicht infrage. Da kam die Gründung der Arbeitsteiligen Sauenhaltung gerade richtig.
Weil Josef Füstmann sich – auch von Berufswegen – mit dem Fruchtbarkeitsgeschehen gut auskannte, entschied sich die Familie für die Spezialisierung auf den Deckbereich und die Wartesauenhaltung. Die Stallungen wurden umgestaltet und fortan ferkelten auf dem Hof Füstmann keine Sauen mehr ab: „Das war arbeitsmäßig durchaus eine Entlastung“, erklärt der Landwirt.
Außerdem konnte die Produktion auf zunächst 250 Sauenplätze erweitert werden, denn die Ferkelaufzucht fiel ja ebenfalls weg. Im Jahr 2005 stieg Junior Marc dann voll in den Betrieb ein. Er konnte einen weiteren Betrieb pachten und dort rund 500 Sauen für das AS-System halten. Der Stammbetrieb in der Sendener Bauerschaft Schölling wurde jetzt ausschließlich als Deckbetrieb genutzt – und das überwiegend für das Besamen von Jungsauen.
In dieser Konstellation arbeitete Marc Füstmann mehrere Jahre. Die Fruchtbarkeitsleistungen waren gut, auch weil die Rausche der Sauen durch den Transport aus dem Abferkelbetrieb und den Wechsel von Betreuer und Umgebung stimuliert wird. Außerdem sind im AS-System auf jeder Stufe Spezialisten am Werk.
Neuer Deckstall im Bau
Dann kam mit der sich abzeichnenden neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung eine riesige Herausforderung auf den Betrieb Füstmann zu: Im Deckzentrum müssen die Sauen spätestens von 2029 an in Gruppen gehalten werden. Eine Fixierung ist nur kurzfristig zur Rauschekontrolle, zum Durchführen der Besamung und für medizinische Behandlungen erlaubt. Zudem muss jeder Sau in der Zeit bis zur Besamung 5 m² uneingeschränkt nutzbare Fläche zur Verfügung stehen.
Diese Bedingungen sind in einem Deck-Warte-Betrieb wie Füstmann jedoch nicht nur für wenige Tiere zu erfüllen. Bei ihm stehen wöchentlich 50 Sauen zur Besamung an. Also begann der Landwirt 2019 mit den Planungen für einen neuen Sauenstall. Dieser sollte den neuen gesetzlichen Anforderungen genügen, gleichzeitig aber ein möglichst effektives und sicheres Besamen ermöglichen.
Arena für die Deck-Gruppe
Marc Füstmann entschied sich schließlich zum Bau eines Stalles für knapp 600 Sauen. Die aktuelle Besamungsgruppe wird dabei stets in einem Abteil mit ständigem Zugang zu einer überdachten Arena gehalten. Dadurch haben diese Sauen garantiert die in der Verordnung geforderten 5 m2 Buchtenfläche zur Verfügung. Die Eberlaufgänge und Besamungskastenstände im Deckabteil ermöglichen zudem ein professionelles Arbeiten mit den brünstigen Tieren. Das sorgt für gute Besamungsergebnisse und zufriedene Nachbesitzer der Sauen im AS-System.
Nach der Belegungswoche werden die Tiere in den Wartebereich umgetrieben, wo jeder Sau in der Gruppenbucht 2,25 m2 Platz zustehen. Das Deckabteil wird dann für die nächste Sauengruppe vorbereitet.Aktuell wird an Füstmanns neuem Stall noch fleißig gebaut, weil es zwischenzeitlich zu einigen Verzögerungen kam. Bald sollen aber die ersten Sauen einziehen.
Dann hat der Familienbetrieb den nächsten großen Schritt in die Zukunft gemeistert – das hätten ihm vor 26 Jahren Viele nicht zugetraut. Der damals im Nebenerwerb geführte Hof hält schließlich künftig im Neubau und Pachtställen insgesamt rund 850 Sauen.
Starke Gemeinschaft
Für Marc Füstmann ist die positive Entwicklung indessen eng mit der Arbeitsteiligen Schweineproduktion verbunden: „Wir AS-Betriebe sind eine starke Gemeinschaft mit der VVG als verlässlichem Vermarktungspartner. Die Gruppe funktioniert, weil alle die Produktionsrhythmen einhalten müssen und sich bei Bedarf gegenseitig motivieren. Das ist besonders in schwierigen Zeiten wichtig, die es in der Ferkelerzeugung weiß Gott reichlich gab und gibt.“
Aktuell profitieren die AS-Betriebe davon, dass sie sich in der Regel entweder aufs Deckgeschäft oder den Abferkelbereich spezialisiert haben. Anders als ihre Berufskollegen mit herkömmlicher „Komplettproduktion“ müssen sie deshalb in den nächsten Jahren nicht beide Stallbereiche für viel Geld umgestalten, sondern nur einen. Außerdem lässt sich der Umbau je nach betrieblicher Situation auch für einen Wachstumsschritt nutzen, denn so wie es aussieht, bleiben gute, deutsche Ferkel zumindest mittelfristig gesucht.
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