Der deutsche Lebensmittelhandel will mehr Schweinefleisch aus Haltungsform 3 und höher anbieten. Was bedeutet das für Westfleisch, Herr Schulze Kalthoff?
Der Handel hat in weiten Teilen angekündigt, sein Frischfleischangebot bis 2030 umzustellen. Allen voran gehen die Discounter. Und deren Bedeutung wächst aufgrund der wirtschaftlichen Rezession. Deshalb will Westfleisch die Nachfrage schnellstmöglich bedienen. Wir werden nicht hinterherlaufen, sondern machen jetzt Abnahmeverträge mit Landwirten.
Wie sehen diese Verträge aus?
Unser neues Programm „Gute Haltung! Direkt von Bauern“ soll sich am bereits laufenden Edeka-Programm „Bauernliebe“ orientieren. Das bedeutet im Kern mindestens 40 % mehr Platz für die Tiere, Beschäftigungsmaterial, Futtermittel ohne Gentechnik sowie Stallhaltung mit Außenklima oder Stroh. Dafür machen wir mehrjährige Lieferverträge mit definierten Preisaufschlägen, um die höheren Produktionskosten auszugleichen.
Wer in seinem Stall Wände versetzt oder herausreißt, braucht Planungssicherheit. Nennen Sie uns doch ein paar Zahlen.
Die Erlöse werden angesichts sinkender Haushaltseinkommen und preissensibler Verbraucher leider nicht in den Himmel wachsen. Dennoch gehen wir von einer zügigen Steigerung der Stückzahlen aus. Innerhalb der nächsten zwölf Monate möchten wir unseren Fleischanteil aus den Haltungsformen 3, 4 und Bio von rund 5 auf rund 10 % verdoppeln. Rechnen wir noch HF 2 hinzu, sind wir schon bei 80 %.
Wie geht es danach weiter? Und was ist mit den Betrieben, die nicht umstellen können oder wollen?
Langfristig ist die Entwicklung schwierig einzuschätzen. Ich sehe aber weiterhin Bedarf an Schweinen aus Haltungsform 1 und 2. Der Markt wird sich einfach noch weiter differenzieren.
Umstellungsinteressierte Betriebe können gern auf uns zukommen. Der Außendienst unterstützt sie dann bei der Ideensammlung und Umsetzung.
Was Aldi, Lidl und Co. anbieten, müssen die Verbraucher auch kaufen. Sie haben selbst eingangs den Konjunkturrückgang angesprochen…
Der Absatz funktioniert da, wo Verbraucher den Mehrwert verstehen. Optimistisch bin ich deshalb für den Fleischverkauf an der Frischetheke. Schwierig bleibt es in der Tat im Selbstbedienungsbereich. Was mir aber Hoffnung macht: Schweinefleisch rückt in den Werbeprospekten wieder mehr in den Fokus.
Apropos Werbung: Plant Westfleisch ebenfalls Maßnahmen, um den Absatz anzukurbeln?
Große Hoffnung setzen wir in die Branchenkommunikation Fleisch, die noch diesen Sommer an den Start gehen soll. Dafür wollen die deutschen Schlachtunternehmen für jedes geschlachtete Stück Großvieh 1,20 € sowie 0,30 € pro Schwein abführen. So sollen pro Jahr etwa 10 bis 13 Mio. € für Imagewerbung zur Verfügung stehen.
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