Bislang ist nur eine Handvoll technischer Verfahren durch die TA-Luft als „Bestverfügbare Technik“ zur Emissionsminderung zugelassen. Im Rahmen der EmiMin-Messungen werden mehrere davon wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse werden frühestens Ende 2023 veröffentlicht. Angesichts der hohen Kosten fragte ein Zuhörer der Emissions-Tagung kritisch: „Wie hoch muss der Schweinepreis sein, damit wir uns Emissionsminderung leisten können?“
Gülle ansäuern
Wird der pH-Wert der Gülle in den sauren Bereich verschoben, entsteht nicht Ammoniak, sondern Ammonium. Dies reduzierte in einem Versuch der Uni Bonn die Emission um 40 %. Literaturwerte von 70 % wurden nicht erreicht, da die Festfläche des Teilspaltenabteils aufgrund von Verschmutzung stark emittierte. Alle ein bis drei Tage wurde ein Teil der Gülle abgepumpt und außerhalb des Stalls mit durchschnittlich 9 l Schwefelsäure pro m³ auf einen pH-Wert von 5,5 gebracht. Die behandelte Gülle wurde teilweise in den Güllekanal zurückgepumpt. Dieses Verfahren ist in Deutschland allerdings bislang nicht zugelassen, wie Dr. Veronika Overmeyer vom Institut für Landtechnik einschränkte. Teuer wird das Verfahren durch das Umpumpen der Gülle, das umgerechnet 50 000 kWh pro Jahr bei einem 2000er-Bestand verbraucht.
Urease blocken
Urease-Inhibitoren blockieren die Umwandlung von Harnstoff zu Ammoniak durch das Enzym Urease. Allerdings hat das Präparat in Deutschland noch keine Zulassung. Zudem fehlt die Applikationstechnik, wie Henning Schulte von der Uni Kiel erklärte. Im Versuchsstall benetzte er die gesamte Buchtenfläche deshalb mittels Rückenspritze mit dem aufgelösten Mittel. Das reduzierte die Ammoniakbildung um bis zu 21 %. Wurde durch die Spaltenschlitze direkt auf die Gülleoberfläche gesprüht, verminderte sich die Ammoniakemission an einem anderen Institut um 29 %.
Kot und Harn trennen
Ammoniak entsteht, wenn Kot und Harn sich mischen. Bleibt beides getrennt, kann das Enzym Ureas nicht wirken. Französische und niederländische Versuche lassen eine Minderung von 40 % erwarten. Dr. Frauke Hagenkamp-Korth von der Uni Kiel stellte drei Varianten vor:
Kotschieber unterflur
Der Güllekanalboden hat beidseits ein Gefälle von 4 bis 10 % über einer mittig abgedeckten Harnrinne. Mehrfach täglich räumt ein Schieber den Kanalboden. Probleme entstehen, wenn Kot nicht durchgetreten wird und Spalten verschmutzen.
Kotband unterflur
Auf einem Band mit 4 % Gefälle sammelt sich breitflächig der Kot und mittig Urin. Nur bei geeignetem Bandmaterial tritt eine Minderung ein.
Kotband oberflur
Das Kotband dreht sich langsam und schiebt dabei den aufliegenden Kot in einen Kanal, während der Harn in eine separate Wanne fließt.
Gülle kühlen
Lilly Wokel von der Uni Hohenheim stellte zwei Alternativen vor, um die Gülle dauerhaft auf höchstens 10 °C zu halten:
- Kühlrippen, die im Kanal auf der Gülle schwimmen,
- Kühlleitungen, die in die Kanalsohle einbetoniert sind.
Die Kälte entsteht durch eine Wärmepumpe. Die Abwärme muss sinnvoll genutzt werden.
Festes Material im Kanal oder auf den Rippen mindert die Wirkung. Das setzt einer faserreichen Fütterung enge Grenzen.
Güllekanal verkleinern
Durch abgeschrägte Kanalwände in Kombination mit festen Liegeflächen soll die emissionsaktive Oberfläche im Stall verkleinert werden. Damit die Gülle nicht an den Kanalwänden „klebt“, muss die Oberfläche glatt sein. In den Niederlanden werden vorfabrizierte Güllewannen angeboten. Häufiges Ablassen bzw. Spülen verringert das Güllevolumen im Stall. Saubere Oberflächen und getrennte Funktionsbereiche sind Voraussetzung.
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