Die Bürokratie auch mal Bürokratie sein lassen – das sollte man als junger Landwirt können. So sieht es zumindest Hendrik Terhürne-Hörmann. Mit seiner Frau bewirtschaftet er in Ahaus 85 ha Land, betreibt Sauenhaltung und Ferkelaufzucht und bildet junge Landwirte aus. Sein Konzept stellte er kürzlich auf der Veranstaltung „Think Pink“ des Erzeugerrings, der GFS und der Agravis im Rahmen der Agrar Unternehmertage in Münster vor.
Zuerst ein paar betriebliche Details: Als der Landwirt 2011 den Hof übernahm, stockte er zunächst auf 420 Sauen auf und installierte eine Flüssigfütterung. Bis 2020 erweiterte er schließlich seinen Bestand auf 520 Tiere, installierte eine Cupanlage, modernisierte Altgebäude und passte die Kapazitäten in der Ferkelaufzucht an.
Orientierung für Azubis
Besonders wichtig sind im konsequente Arbeitspläne und eine klare Struktur. Probleme vertagt er nicht, sondern geht sie sofort an. Das hilft nicht nur ihm als Betriebsleiter. Es bietet auch Aushilfen und Azubis Orientierung im Arbeitsalltag. Sie sollen sich auf seinem Betrieb wohlfühlen. Im Schnitt sind 2,6 Arbeitskräfte im Einsatz. Mit allen pflegt er einen lockeren Umgang.
Wichtige Eigenschaften eines jungen Landwirts sind für Hendrik Terhürne-Hörmann ein gesunder Optimismus, feste Ziele und der Fokus auf den Betrieb. Dafür sollte man sich regelmäßig mit Berufskollegen austauschen und Chancen nutzen, um den Betrieb weiterzuentwickeln.
Eine Chance sieht er selbst aktuell in der CO2-Bilanzierung. Von der Landwirtschaftskammer hat er für den eigenen Betrieb eine Variante errechnen lassen. Leider ist die Datengrundlage noch dünn, daher sind Vergleiche zu anderen schwierig zu ziehen. Ein wesentlich größerer Faktor als gedacht war allerdings das Futter – und nicht etwa der geplante Batteriespeicher für seine Photovoltaikanlage.
Mit voller Kraft voraus
Auch Martin Hagemann aus Haltern beschäftigt sich mit Erneuerbaren Energien. Diversifizierung ist ihm wichtig. So vermarktet er auch Weihnachtsbäume und Kartoffeln.
Im Fokus stehen allerdings die 2000 Schweinemastplätze und seine 82 ha Ackerbau – leider komplett im roten Gebiet, also mit strengen Düngeauflagen.
Seinen Maschinenpark hält der 33-Jährige gern auf dem neusten Stand. „Das sorgt für beträchtliche Motivation bei den Azubis“, berichtete er in Münster. Und eine gute, weit gefächerte Ausbildung sei nun einmal der Grundstock für die Zukunft der Branche.
Nach dem Abschluss etwas bewegen
Bereits 2014 ist der Landwirt nach dem Studium zu Hause durchgestartet. Seine Prämisse: Wachsen mit Augenmaß – also nicht zu jeden Preis und auch mal ohne Baukran. Deshalb hat er in den vergangenen Jahren viele Bestandsgebäude saniert sowie einen Maststall hinzugepachtet und später aufgekauft.
Neu entstanden ist trotzdem eine Menge: Zum Beispiel die Getreidelagerhalle, eine Maschinenhalle und ein Güllelager, dazu noch ein neuer Schweinestall. Die gesamte Mast hat Martin Hagemann 2021 – nach zweijähriger Wartezeit – auf die Kriterien der Initiative Tierwohl umgestellt. Jetzt sinken die Tierbestände und deutsche Ferkel werden noch knapper – für ihn als Mäster nicht gerade rosige Aussichten. Doch er bleibt optimistisch.
Optimieren statt reagieren
„Ich überlege bei jeder Investition, ob ich damit die Grundstruktur des Betriebs gefährde“, stellt der Landwirt klar. „Investitionen müssen sich selbst tragen.“ Wichtig sei es vor allem, den Ist-Zustand genau zu kennen. So könne man den Betrieb optimieren, statt nur auf Geschehnisse zu reagieren. Außerdem muss auf dem Hof Hagemann jede Entscheidung dem Familienrat standhalten. Als Arbeitskräfte stehen das Betriebsleiterehepaar, ein Auszubildender, ein Minijobber und ein Altenteiler zur Verfügung. Gerade steht das nächste Projekt an: Der Bau eines neuen Wohnhauses für die junge Familie.
Baugenehmigung schwierig
Auch Junglandwirt Bernd Heiming aus Dorsten steht vor Herausforderungen. Am Stammbetrieb hält die Familie 630 Sauen, 3300 Ferkel und 50 Milchkühe – in vielen Altgebäuden. Hier das geforderte Umbaukonzept für das Deckzentrum vorzulegen, war kompliziert. Um den vorhandenen Platz effizient zu nutzen, wird nun eine freie Fläche zwischen den Ställen zum betonierten Auslauf mit Sonnensegel, um auf 5 m² Platz pro Sau zu kommen.
An einem ausgelagerten Standort hält Bernd Heiming nochmals 1450 Sauen, 8000 Ferkel und 400 Jungsauen. Dort wird ein 5 m breiter Auslauf mit festem Dach entstehen, der durch ein Windschutznetz komplett geschlossen ist. Eine Menge Arbeit also noch. Und hinzu kommt der Ackerbau an zwei Standorten. So beschäftigt der Betrieb insgesamt rund 20 Mitarbeiter – und auch zwei Azubis. Wie hält man so ein großes Team zusammen?
Die Arbeit klar aufteilen
Entscheidend sind für Bernd Heiming klare Aufgabenbereiche. Während seine Eltern den Stammbetrieb managen, kümmert er sich um die zweite Sauenanlage. Regelmäßige Absprachen sind dafür unerlässlich.
Roboter als feste Mitarbeiter
Viele Angestellte schätzen dagegen die Vielfalt der Aufgaben, die sie auf dem großen Betrieb ausüben können, verrät Heiming. Um noch effizienter zu werden und ungeliebte Tätigkeiten für die Mitarbeiter zu reduzieren, hat er im Schweinestall einen Waschroboter und im Kuhstall einen Melkroboter im Einsatz.
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