Initiative Tierwohl

Tierwohl-Bonus nicht gezahlt

Seit dem 1. Juli läuft die dritte Runde der Initiative Tierwohl (ITW). Doch den versprochenen Bonus haben viele Landwirte nicht erhalten, weil die Nachfrage nach Tierwohl-Fleisch stockt.

Zum 1. Juli hat die Initiative Tierwohl (ITW) einen Neustart bei Schweine- und Geflügelfleisch vollzogen. Seither sind Schweinemäster in großer Zahl auf den gewünschten Tierwohlzug aufgesprungen und bieten jetzt Schweine an, deren Fleisch der Stufe 2 der Haltungsform-Kennzeichnung des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) entspricht. Nun aber zeigt sich ein Dilemma: Bei den vier Großen des LEH – Aldi, Lidl, Edeka und Rewe – entspricht die Nachfrage der Kundinnen und Kunden nach Tierwohl-Fleisch nicht den Erwartungen. In der Folge bekommen viele Landwirte nicht das zugesagte Tierwohlentgelt in Höhe von 5,28 Euro je Schwein.

Was sagt die ITW dazu?

"Die Schlachtbetriebe – sofern sie die Tiere als ITW-Tiere ankaufen – sind verpflichtet, die 5,28 € (netto) auf der Abrechnung separat auszuweisen und den Bonus zu zahlen.", sagt ITW-Geschäftsführer Robert Römer im top agrar Interview. Regelungen zwischen Schlachtern und Mästern laufen aber bilateral ab. "Dass Vereinbarungen zwischen den Beteiligten zur Lieferung von ITW-Schweinen getroffen werden, ist richtig und sinnvoll. Nur so haben der Mäster und der Schlachtbetrieb eine ausreichende Planungssicherheit." Das heißt allerdings auch, dass einzelne Schlachtbetriebe den Bonus nur für die vertraglich zugesicherten ITW-Schweine zahlen.

WLV: "Zusagen müssen eingehalten werden!"

Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) und Sprecher für den Bereich des Schweinehaltung im Deutschen Bauernverband (DBV), kritisiert dieses Verhalten: "Sicherlich braucht es seine Zeit, bis sich die Warenströme eingespielt haben. Dennoch appelliere ich mit Nachdruck an die Lebensmitteleinzelhändler, ihre Zusagen gegenüber der Landwirtschaft einzuhalten und die Bauern nicht im Regen stehen zu lassen. Wie will der LEH glaubwürdig die Haltungsformen 3 und 4 einfordern, wenn er nicht einmal bereit scheint, die Zwischenstufe der Haltungsform 2 umfassend zu listen?"

Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband weist darauf hin, dass viele Landwirte ihre Bereitschaft erklärt hätten, in Tierwohl zu investieren und den Empfehlungen der sogenannten „Borchert-Kommission“ zum Umbau der deutschen Nutztierhaltung zu folgen. Die hohen Anmeldezahlen zur Initiative Tierwohl beim Schweine- und Geflügelfleisch seit deren Neustart zum 1. Juli des Jahres seien hierfür ein deutlicher Beleg.