Rund 25 Muttertiere stehen mit ihren Lämmern auf der Weide. Die Schafe sind weiß mit vielen schwarzen Sprenkeln im Gesicht. „Das ist aber kein Zuchtziel. Farbtöne gibt es in vielen Variationen. Manche Schafe haben lange gedrehte Hörner, manche nur kleine Stummelhörner und manche gar keine.
Die Tiere dürfen aussehen wie sie wollen“, sagt Manfred Fengels und beim Blick auf seine Tiere huscht ihm ein Lächeln über das Gesicht. Er deutet auf ein Schaf, welches etwas struppig aussieht. „Sie ist schon zehn Jahre alt und bekommt jedes Jahr Lämmer“, erklärt der engagierte Züchter stolz.
Seltene Art erhalten
Vor mehr als zehn Jahren zogen die ersten Walachenschafe bei Familie Fengels ein. „Damals hielten wir bereits Glanrinder, ebenfalls eine vom Aussterben bedrohte Rasse“, erzählt der Tierhalter. Doch die Rinderhaltung gab er auf. Von Bekannten kaufte die Familie vier Mutterschafe und einen Bock. Damit war der erste Schritt in die Zucht der Walachenschafe gemacht.
„Wir haben angefangen, uns ausführlich mit der Rasse zu befassen. Damals gab es die tschechischen Schafe in Deutschland nur in Tierparks“, berichtet Fengels. Sein Ziel: Die seltenen und verschiedenen Zuchtlinien der Schafe zu erhalten. „Es gibt 12 weibliche und sechs männliche Zuchtlinien“, sagt der passionierte Schafhalter.
In Deutschland gibt es 32 Züchter der Walachenschafe, davon sind 15 im Herdbuch. Insgesamt gibt es hierzulande rund 500 Mutterschafe, im Herdbuch sind etwa 250.
Leichte Geburten
Fengels halten momentan 25 Muttertiere, von denen 20 bereits gelammt haben. 32 Lämmer springen um ihre Mütter herum. Hinzu kommen 12 weibliche Nachzuchten und vier Böcke aus dem Vorjahr.
„Die Lammungen verlaufen in der Regel unkompliziert. Dennoch stehe ich meistens nachts auf und gehe nach den Tieren schauen“, berichtet der Schafhalter. Meistens gebären seine Tiere Zwillinge oder Drillinge. Die Schwänze bleiben lang. Zu der Herde gehören normalerweise zwei Böcke momentan allerdings nur einer, der andere ist gerade zum Metzger gekommen.
„Die Zuchtböcken tauschen wir Züchter untereinander, damit wir immer neue Linien in die Herde bekommen und keine Gefahr von Inzucht entsteht.“ Fengels Zuchtziel ist die Erhaltung möglichst vieler verschiedene Linien.
Robust und genügsam
Er schätzt an seinen Tieren besonders, dass sie genügsam, robust und unauffällig sind. „Walachenschafe sind weder für die Fleisch- noch Milchproduktion wirklich geeignet. Auch die Wolle ist nur zum Filzen zu gebrauchen.“ Doch sind die Schafe leicht händelbar und nicht zu groß, freut sich Fengels.
Seine Frau und er betreiben die Schafhaltung als Hobby. Dafür mit besonders viel Herzblut. Fengels beweidet mit den Tieren seine Obstwiesen. Dafür eignen sich die Schafe sehr gut. „Außerdem springen sie nicht über Zäune. Diese brauchen wir nur, damit der Wolf nicht in die Weide kommt“, sagt Fengels und runzelt die Stirn.
Zahme Tiere
Die Schafe sind über Tag auf der Weide. Abends im Stall bekommen sie Heu und in der Lammzeit zusätzlich Hafer und Presskorn. Die Lämmer erhalten im Lämmerschlupf ihr eigenes Futter.
Will Fengels die Tiere reinholen, braucht er nur zu rufen und die ganze Herde setzt sich in Bewegung und läuft Richtung Tor, über den Hof in den Stall. Aber auch über Tag kommen die Schafe, wenn er sie ruft. Im Notfall hilft trockenes Brot, welches die Tiere dem Schafliebhaber gerne aus der Hand fressen. Die feste Bindung zwischen Tier und Mensch ist schön zu beobachten.
Walachenschaf im Porträt
Das Walachenschaf wurde zu der gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2022 gewählt. Die Tiere sind mittelgroß, und stammen aus der Gruppe der Zackelschafe. Mit dem rumänischen Volksstamm der Walachen wanderte die Rasse vor rund 300 Jahren nach Tschechien. Dann wurden immer mehr andere Rassen mit eingekreuzt. Eine kleine Restpopulation bildet den Stamm der heutigen Gesamtheit.
Der leicht geramste Kopf der Böcke ist immer behornt. Die Hörner sind häufig spiralig gedrehte und stehen seitlich ab. Sie können bis zu 50 cm lang werden.
Weibliche Tiere zeigen eine gerade Profillinie des Kopfes. Sie sind teilweise behornt, wobei das Horn feiner und weniger gewunden ist. Häufig ziert ein schwarzen Längsstreifen die Hörner.
Das mischwollige, grobe Vlies ist meist weiß. Die Stirn ist bewollt, die Ohren kurz und waagrecht stehend.
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