Karl Wolfert ist Überzeugungstäter. Selbstständiger Landwirt mit Sauen – das war schon lange sein Plan. Doch die Arbeitsteilige Sauenhaltung auf dem elterlichen Betrieb reicht nicht für zwei Familien.
Also heuerte der junge Landwirt nach der Fachschule bei einem Berufskollegen an, der im gepachteten Stall eine Sauenherde aufbaute. „Da habe ich gesehen, wie gut es in einem Pachtstall funktionieren kann“, erinnert sich der 25-Jährige. Eine entscheidende Weichenstellung.
Als Anfang letzten Jahres im heimatlichen Lette bei Coesfeld ein 220er-Sauenstall zur Pacht angeboten wurde, zögerte er nicht lange. Der Sauenstall, Baujahr 2000, bot beste Voraussetzungen, ebenso der Flatdeckstall aus dem Jahr 2009. Mit dem Besitzer, der weiterhin Ackerbau betreibt, wurde er sich schnell über die Ställe einig. Und die 5 m² im Deckzentrum? Kein Problem. Der Stall ist groß genug für einen Umbau im Gebäude.
Alles desinfiziert, inklusive Gülle
Im März startete Wolfert mit der Arbeit. „Zwar war der Stall sauber. Trotzdem habe ich alles mit dem Hochdruckreiniger gewaschen und desinfiziert, inklusive der Lüftungskanäle“, blickt er zurück. Die Restgülle wurde mit Alzogur behandelt. Zum Schluss gaste eine Fachfirma die Ställe mit Formaldehyd aus. „Nach sieben Tage gab es keine Fliege mehr“, war Wolfert vom Ergebnis begeistert.
Die erste Ernüchterung kam bei der Suche nach Jungsauen. Die waren im letzten Frühjahr extrem knapp, sodass der Zeitplan ins Stocken geriet. Parallel verhandelte der Betriebsleiter über einen Kredit. „Leider ist die Zeit der 1-%-Zinsen vorbei“, bedauert er. Etwas Herz-klopfen hatte er schon, als sich das Konto nach Lieferung der ersten 110 Jungsauen merklich leerte.
Zudem investierte der Pächter in eine Alarmanlage, erneuerte die Volumendosierer in den Abferkelbuchten und tauschte die Futterautomaten im Flatdeck aus. Damit die Absatzferkel genug trinken, installierte er Kipptröge, die über Aqua-Level gefüllt werden.
Um das Marktrisiko zu minimieren, suchte der junge Unternehmer einen festen Mäster in der Nähe, dessen Stallgröße zu seinem Sauenbestand passt. „In einer Direktbeziehung läuft der Absatz stabiler, auch wenn der Ferkelmarkt Kapriolen schlägt“, hofft Wolfert.
SPF-Jungsauen zum Start
Biosicherheit hat für ihn oberste Priorität: „Ich weiß, wie viel Kapital auf dem Spiel steht.“ Einduschen ist Pflicht. Der Tierarzt kommt montagmorgens. Andere Besucher müssen mindestens einen Tag schweinefrei sein. Bevor er von den Sauen zu den Absatzferkeln geht, wechselt der junge Landwirt die Stall-Clogs.
Wolfert entschied sich bei der Genetik für Topigs: „Da ich nur tagsüber im Stall bin, müssen die Sauen auch allein klarkommen können.“ Deshalb legt er Wert auf mütterliche Sauen mit viel Milch, sodass die Ferkel auch ohne Milchbeifütterung gut wachsen.
Die 220 SPF-Jungsauen wurden in zwei Partien mit je vier Altersgruppen geliefert. Sie wurden auf „Münsterländer Niveau“ gegen Coli, PRRS und Parvo/Rotlauf geimpft, nach der Eingliederung zusätzlich gegen Influenza.
Anfang August besamte er die ersten Jungsauen. Parallel arbeitete er halbtags auf dem Bau, um während der Anlaufphase nicht ohne Einnahmen zu sein. Seid Ende November widmet er sich ganz den Sauen. Ohne Altsauen, die den Takt vorgeben, waren die Tiere bei ihrem ersten Wurf sehr unruhig, sodass er voll gefordert war. Das Ergebnis war grundsolide. „Keine Überflieger, aber auch keine Durchhänger“, kommentiert Karl Wolfert trocken.
Mal zwei, mal drei Wochen
Um die Stallkapazität besser auszunutzen, führt er die Herde im geteilten Fünf-Wochen-Rhythmus. Das bedeutet acht Sauengruppen mit je 28 Sauen. Damit steht alle zwei bzw. drei Wochen eine Gruppe zum Abferkeln an. In den Arbeitsspitzen unterstützen ihn Freundin und Familie.
Das Leben des jungen Sauenhalters ist seitdem fest durchgetaktet, inklusiv Wochenenden und Feiertagen. So hat er Weihnachten die ersten Würfe abgesetzt. Aber im Juli wird er vom gewählten Rhythmus abweichen. „Dann heiratet meine Schwester. Da will ich doch mitfeiern“, lacht Karl Wolfert.
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