Ein regelrechter Meldemarathon erwartet Tierhalter, die an mehreren Standorten wirtschaften. Jede Tierbewegung muss fristgerecht in die HIT-Datenbank eingetragen werden. Interessant wird es, wenn Wartebereich, Abferkelstall und Flatdeck unterschiedliche Nummern haben. Die Büroarbeit samt Tiermeldung erledigen oft Familienmitglieder, die beim Umstallen nicht dabei sind. Wie behält man da den Überblick?
Doch damit nicht genug. Eine neue VVVO-Nummer kostet den Betrieb nach Schätzungen des Erzeugerrings Westfalen schnell zwischen 600 und 1000 €. Wir zählen die wichtigsten Posten auf.
Tipps zur Tiermeldung
HIT-Meldungen müssen innerhalb von sieben Tagen erfolgen. Die Fristen sind wichtig, da der Betrieb sonst im Seuchenfall die Entschädigung riskiert. Zudem können sie CC-relevant sein. Das Büro braucht zügig die Daten aus dem Stall. Zettel gehen schnell verloren. Lieber eine digitale Variante?
Wer WhatsApp nutzt, kann auch einfach eine Gruppe mit allen Beteiligten erstellen. Dazu einfach oben rechts „neue Gruppe“ auswählen und Teilnehmer hinzu-fügen. Der Gruppenbetreff kann beispielsweise „Sauen umstallen“ lauten. Hier tippen dann Landwirt oder Mitarbeiter im Stall die Zahlen ein. Wer die Zahlen später meldet, erhält so alle nötigen Daten.
Neben dem klassischen Meldeprogramm hat HIT selbst mittlerweile die Version V.3 für den mobilen Gebrauch optimiert. Weitere Lösungen bieten die ISN-App oder top farmplan mit Modulen für die HIT-Meldung.
Was man schnell vergisst
Nicht nur die Tierseuchenkasse nutzt die VVVO-Nummer, sondern auch das QS-System und die Initiative Tierwohl (ITW). Landwirte müssen den neuen Standort auch hier registrieren und die Teilnahmeerklärungen aktualisieren.
QS rät, sich zeitnah nach Vergabe der neuen VVVO-Nummer an den Bündler zu wenden. Dann wird betriebsindividuell entschieden, ob ein neues Erstaudit nötig ist oder ob das alte Audit auf den neuen Betrieb übertragbar ist.
Eine neue Betriebsnummer behandeln Tierhalter am besten wie einen neuen Betrieb, um nichts zu vergessen. Erzeugerringberater Josef Klüppel empfiehlt, dabei folgende Punkte zu beachten:
- neuen Ordner/neue Akte für QS und ITW anlegen,
- eigenes Bestandsregister führen,
- neuen Betreuungsvertrag mit dem Tierarzt aufsetzen,
- Betrieb, Tierarzt und Dritte wie QS zur Meldung von (Antibiotika-)Daten im HIT freischalten,
- Stichtagsmeldung für Tierseuchenkasse, VVVO und Tierarzneimittel (TAM) abgeben,
- Tierkörperbeseitigungsanstalt, Futterlieferanten, Abnehmer, QS- und ITW-Bündler informieren,
- neue/n Notfallplan/Betreuerliste erstellen,
- 60 Salmonellenproben/Jahr/Betrieb (der neue Betrieb fängt bei „null“ an und hat 12 Monate Zeit),
- Dokumente wie die Tierhaltererklärung zum Kupierverzicht und die Tierhalterversicherung für jeden Betrieb ausfüllen,
- für ITW den jährlichen Tränkwasser- und Lüftungscheck sowie Belegdichte und Lichtfläche nachweisen,
- Schlageisen mit neuer Nummer bestellen.
Als Gesamtkosten für eine neue Betriebsnummer veranschlagt Ringberater Josef Klüppel hohe drei- bis vierstellige Eurobeträge. Kostentreiber sind vor allem die Salmonellenproben, Gebühren für Audits und der hohe Verwaltungsaufwand. Je nach Betrieb kommen weitere Posten wie ein neuer Zugang zur Schlachtdatenauswertung hinzu.
Beim Salmonellenstatus rutschen neue Standorte schon mal ab. Denn die meist kleineren Ställe können Ausreißer in den Proben schlechter abfedern. Das verursacht zusätzliche Maßnahmen und Kosten.
Hintergrund
Seit dem 21. April 2021 gilt in Deutschland der Tiergesundheitsrechtsakt. Diese EU-Verordnung führte zur Anpassung der Viehverkehrsverordnung (VVVO). Sie sieht vor, dass jeder Standort eine individuelle Registriernummer bei der Tierseuchenkasse bekommt. Ein Standort ist als epidemiologische Einheit definiert. Das heißt: Gleicher Ort, gleiches Futter und gleiche Betreuung. So können pro Betrieb mehrere Nummern erforderlich sein – für Pachtställe oder verschiedene Ställe innerhalb einer Gemeinde.
Vorteil: Im Seuchenfall lassen sich die Tiere den einzelnen Haltungsstandorten einfacher zuordnen. Restriktionsgebiete fallen möglicherweise kleiner aus.
Nachteil: Die Kosten und der Verwaltungsaufwand für Betriebe erhöhen sich.