Von den Dänen lernen
Stickstoff-Management im Schweinestall
17 Mio. Schlachtschweine, 5,4 Mio. t Milch, 102 Mio. Hähnchen und 66 Mio. Eier erzeugen die dänischen Landwirte jedes Jahr. Durch die hohe Viehdichte fallen eine Menge Nährstoffe an...
...35 Mio. t Gülle und Mist, um genau zu sein. Deshalb arbeitet Dänemark intensiv an Technologien zur Emissionsminderung. Um regionale Erfahrungen im Nährstoff- und Güllemanagement zu teilen, trafen sich kürzlich Landwirte und dänische Unternehmen zu einem Austausch in der Kreisstelle Borken der Landwirtschaftskammer NRW.
Die Zusammenarbeit soll den heimischen Betrieben ökonomische Vorteile aufzeigen und gleichzeitig die Auswirkungen der Tierhaltung auf Umwelt und Klima reduzieren. Dazu einige Beispiel aus dem dänischen Markt:
Chemischer Luftreiniger
Agrifarm Construction hat einen Konzeptstall mit Unterflurabsaugung für die Schweinemast entwickelt. Der integrierte chemische Luftreiniger Agri-AirClean soll 91 % der Ammoniakemissionen und 83 % der Geruchsemissionen entfernen. Für 5000 Mastplätze bräuchte ein Betrieb zwei Reinigungstürme von 11 m Höhe. Die Kosten für die Luftreinigung inklusive Technikraum lägen dann bei etwa 200 000 €. Je nach Preisen für Solarmodule und möglichen Fördermitteln kann der Stall zu einem Null-Energie-Stall lohnen.
Filtertechnologie für Gülle
Aquaporin hat eine Wasserfiltertechnologie mit Aquaporin-Proteinen entwickelt. Diese sollen auch Gülle filtern und das Volumen um bis zu 70 % reduzieren können. Die Transportkosten sinken dadurch erheblich, ebenso die Amortisationszeit. Das übrige Wasser soll so sauber sein, dass es den Vorschriften für die Einleitung in Gewässer und die Bewässerung entspricht. Die Membranen halten etwa zwei Jahre. Aktuell laufen Tests mit Biogasanlagen. Die Kosten sind noch nicht abschätzbar.
Rohrentmistung
Fog Agroteknik bietet ein Rohrentmistungssystem für Schweinegülle an. Es besteht aus eigenen Spezialprodukten inklusive Stöpseln aus Plastik oder Beton und Entlüftungsventilen. Das System ist individuell anpassbar und auch für den Einsatz von Stroh geeignet. Die Gülle wird vom Stall durch ein Rohrsystem zu einer Auffanggrube oder einem Lagertank geleitet. Außerdem bietet Fog Agroteknik Zubehör wie Verschlussleisten für Spaltenböden an.
Gülle ansäuern und Gasausbeute steigern
JH Agro setzt auf die Ansäuerung von Gülle mit Schwefelsäure, um Emissionen zu vermindern. Für Biogasanlagen ist wegen der höheren Gasproduktion auch Essigsäure im Einsatz. Zum Ansäuern wird die Gülle in einen separaten Prozessbehälter gepumpt. In Deutschland läuft bisher eine Anlage dieser Art. Sie soll die Ammoniakemissionen im Schweinestall um bis zu 64 % und im Rinderstall auf etwa die Hälfte reduzieren.
Hilft die Güllekühlung bei der Genehmigung?
Klimadan hat eine Güllekühlung mit Wärmerückgewinnung entwickelt. Ein Leitungssystem im Güllekeller nimmt überschüssige Wärme auf. Das Wasser läuft anschließend durch eine Wärmepumpe, die Energie zum Heizen gewinnt. Bei einer Bestandserweiterung soll das System den Genehmigungsprozess unterstützen. Beim Nachrüsten kommen je nach Zugänglichkeit der Güllekanäle vor allem Arbeitskosten auf die Betriebe zu, insgesamt zwischen 20 000 und 100 000 €.
Gülle pumpen oder Verstopfungen
Landia liefert betriebsindividuelle Pump- und Mischtecchniklösungen sowie spezielle Pumpen für Vakuumsysteme. Messersysteme und die Konstruktion der Gehäuse sollen Verstopfungen beim Ansaugen vermeiden. Außerdem bietet Landia das AutoVac-Güllesystem an – ohne Stöpselziehen. Es pumpt Gülle aus dem Stall durch ein zeitgesteuertes Ventil ab.
Von Gülle zu Biodünger
Filtermodule des Unternehmens PurFil können Stickstoff, Phosphor und organische Stoffe aus Gülle und Mist separieren. Am Ende sollen nur noch 20 % des Volumens übrig bleiben, um einen einfachen Transport zu Biogasanlagen zu ermöglichen. Das gasdichte Belüftungsmodul Purcomb kann das Substrat zusätzlich kompostieren und trocknen. Dabei entsteht hygienisierter organischer Biodünger.
Emissionen reduzieren
Space Systems hat ein Konzept zum Sammeln und regelmäßigen Entfernen von Gülle in Schweineställen entwickelt. Seine Trichterform und das regelmäßige Entleeren sollen Gerüche und Emissionen deutlich reduzieren – um mehr als 40 % beim Ammoniak, bei Gerüchen um die Hälfte. Das System eignet sich für alle Arten von Stallgebäuden, Bodenprofilen und Spalten – und das ohne Stöpselziehen.
Ammoniak messen ohne Sensor
VengSystem hat ein System zur kontinuierlichen Aufzeichnung der Ammoniak- und Methan-Emissionen auf den Markt gebracht. Es arbeitet mit einen Messflügel im Lüfter, der etwas Luft in eine Waschflasche leitet. Die geht einmal im Jahr ins Labor. Das kostet aktuell 4000 € plus Montage und 150 € jährliche Analyse. Das System soll erstmals die Regulierung von Betrieben anhand der tatsächlichen Emissionen und nicht anhand von Tabellenwerten ermöglichen. Das ist rechtlich allerdings noch nicht zugelassen.