Die zwei wichtigsten Faktoren beim Neu- oder Umbau eines Wartestalls sind die baulichen Gegebenheiten und das Fütterungssystem. Aber auch vermeintlich kleinere Hebel können eine große Wirkung haben. Deshalb hat die Arbeitsgruppe Buchtenstruktur des vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Netzwerks Fokus Tierwohl praktische Tipps zur Haltung von Sauen im Wartestall erarbeitet.
Bei kleinen Gruppen mit weniger als fünf Tieren führt der gesetzlich vorgeschriebene Platz von 2,5 m² je Sau zu Schwierigkeiten bezüglich der Strukturierung, weil die Bucht insgesamt immer noch recht klein ist. In größeren Gruppen ermöglichen die vorgeschriebenen 2,25 m² für 6 bis 39 Sauen bzw. 2,05 m² ab 40 Sauen eine solide Buchtenstrukturierung.
Nicht überall Spalten
Im Wartestall sollten Sauenhalter möglichst auf Vollspaltenböden verzichten und stattdessen einen rutschfesten und trittsicheren Boden verwenden, um die Aktivität der Tiere zu fördern. Ein leicht rauer Boden unterstützt zudem den Klauenabrieb und fördert gesunde Klauen. Für eine ausgeglichene Thermoregulation der Sauen ist es ratsam, zwei Bodenarten zur Verfügung zu stellen: Einen, der das Tier Wärme abgeben lässt und einen, der das Ableiten von Körperwärme vermeidet.
Zum Koten lieber ungemütlich
Um eine Kotecke zu etablieren, sollte es dort möglichst hell und ungemütlich sein. Sind Ausläufe vorhanden, nutzen Schweine diese besonders gerne zum Koten und Harnen, da sie feuchte, kühle und zugige Orte bevorzugen.
Im Kotbereich empfiehlt es sich außerdem, Kontaktgitter zu installieren. Denn durch das Territorialverhalten gegenüber Tieren aus der Nachbarbucht setzen die Sauen an diesen Stellen bevorzugt Kot und Harn ab. Eine leichte Perforation oder ein leichtes Gefälle mindern die Rutschgefahr und lassen Flüssigkeiten von planbefestigten Böden abfließen.
Mit welchem System füttern?
Die Wahl des Fütterungssystems hängt immer von der Gruppengröße und den örtlichen Gegebenheiten ab. Damit jede Sau fit in die Laktation geht, bieten sich Konditionsgruppen mit entsprechend angepasstem Futter an. Denn um ihr natürliches Verhalten ausleben zu können, sollten Schweine möglichst gleichzeitig und ungestört fressen können. Alternativ eignet sich eine individuelle Zuteilung per Abruffütterung.
Abrufstationen: In größeren Gruppen lassen sich mithilfe von Abrufstationen die Buchten einfacher in Liege-, Aktivitäts- und Kotbereiche strukturieren. Sie sollten nicht als Sackgasse, sondern zum Durchlaufen gebaut werden. Das verhindert Gedränge und Kämpfe am Eingang. Jeder Station sollten nicht mehr als 40 bis 50 Tiere zugeteilt werden. So bekommt jedes Tier seine individuelle Ration. Andererseits dauert diese Art der Fütterung länger und ermöglicht kein synchrones Fressen.
Fressstände: Hier schützt ein Schließmechanismus langsam fressende Sauen vor Futterneid und senkt die Verletzungsgefahr. 50 cm Breite reichen auch für eine kurzzeitige Fixierung während Behandlungen aus. Alternativ kann man Langtröge mit blickdichten Fressplatzteilern nutzen. Sie eignen sich aber nur bei stabilen Gruppen von bis zu zehn Sauen. Ein positiver Aspekt dieser Variante ist das synchrone Fressen der Tiere.
Bodenfütterung: Dabei können alle Sauen gleichzeitig auf dem Boden wühlen und nach Resten suchen. So sind sie länger mit der Futteraufnahme beschäftigt. Empfohlen werden drei Konditionsgruppen und eine Gruppengröße von etwa 20 Sauen. Ein planbefestigter Boden ist Grundvoraussetzung. Häufig werden die Liegeflächen als Futterplatz gewählt. So halten die Schweine sie ständig sauber. Wenn man einmal täglich füttert und dabei zweimal ausdosiert, vermeidet das Unruhe in der Bucht und der Liegebereich kann die meiste Zeit als solcher genutzt werden. Bei Teilspaltenböden bietet die Fütterung auf dem planbefestigten Boden Sicherheit, dass dieser auch im Sommer sauber bleibt. Für eine gleichmäßige Futterverteilung sind Anzahl und Position der Volumendosierer entscheidend. Sie sollten nah an der Wand sitzen, um Verluste über die Spalten zu reduzieren. Trotzdem müssen alle Sauen das herabgefallene Futter erreichen können.
Tränken
Tränken werden aus dem gleichen Grund am besten über Spaltenböden oder anderen Abläufen installiert. Bei Tränken im planbefestigten Bereich sollte ein Gefälle bestehen, das überschüssiges Wasser zu den Spaltenbereichen leitet. Das Wasser kann auch über Rohre im Beton abgeführt werden. Offene Tränken sind im Kotbereich weniger gut aufgehoben, weil sie schnell verschmutzen können. Abseits der Tränken sollten ausreichend Kühlmöglichkeiten vorhanden sein, da sich ranghohe Tiere ansonsten auf den nassen Flächen unter den Tränken abkühlen und diese blockieren könnten.
Optimaler Liegebereich
Der Liegebereich darf nicht mehr als 15 % perforiert sein und sollte nicht im Durchgangsbereich mit viel Tierverkehr liegen. Eine Zugangsbreite von 2 m bietet ausreichend Raum für den Individualabstand zwischen den Tieren. Am liebsten liegen Sauen dort, wo es dunkel, fei von Zugluft und ausreichend temperiert ist. Wichtig ist auch ausreichend Platz, damit alle Tiere einer Gruppe gleichzeitig ruhen können. Wesentlich mehr als die vorgeschriebenen 1,3 m² Liegefläche pro Tier sollte man jedoch vermeiden, damit die Tiere den Bereich nicht ungewollt zur Kotecke umfunktionieren.
Wird der Liegebereich schlecht angenommen, schafft eine Abdeckung ein angenehmes Kleinklima und einen verdunkelten Bereich. Auch eingestreute, verformbare Liegeflächen bieten sich an. Sie beugen Verletzungen vor und mindern Hautschäden, die durch angeraute Böden entstehen.
Überblick wichtig für Mensch und Tier
Damit die Einstreu nicht für Probleme im Spaltenbereich sorgt, eignen sich Holzbalken oder andere Schwellen mit einem Durchmesser von etwa 15 cm als Abtrennung zwischen den Bereichen. Trotz allem Komfort sollte die Liegefläche zur Tierkontrolle gut einsehbar sein.
Ganz im Gegensatz zum Kotbereich sollten Sauen hier keinen Kontakt zur Nachbarbucht haben. Die Trennwände der einzelnen Liegekessel gestaltet man am besten blickdicht, damit sich die Sauen entspannen können. Dennoch behalten die Tiere beim Ruhen gern den Überblick. Deshalb werden Liegekessel am Buchtenrand besser angenommen als Liegeinseln in der Mitte.
Mehrere kleine Liegekessel mit höchstens 2 m Tiefe eignen sich übrigens besser als wenige große, da sonst schnell Unruhe entsteht, wenn Sauen aus dem hinteren Bereich aufstehen. Hinzu kommt, dass die Tiere nach dem Aufstehen häufig abkoten. Deshalb verschmutzen große Liegekessel schneller.
Sauen beschäftigen
Für jedes Stallsystem gilt: Wenn Schweine ihr Futter nicht erst suchen müssen, brauchen sie andere Möglichkeiten, um das natürliche Erkundungsverhalten zu befriedigen. Geeignet ist zum Beispiel zusätzliches, rohfaserreiches Beschäftigungsfutter über Raufen. Sie sollten an mehreren Positionen in der Bucht angebracht werden, damit Tiere verschiedener Rangordnung Zugang dazu haben.
Raufen im Auslauf sollten möglichst nicht im Kotbereich angebracht werden und eine einfache und maschinelle Entmistung ermöglichen. Unter den Raufen sollten Festflächen sein, damit das Futter nicht direkt durch die Spalten fällt und Probleme bei der Entmistung bereitet. Eine Aufkantung von befestigten Flächen ist nicht zu empfehlen, da diese Flächen schwerer zu reinigen sind, falls die Tiere draufkoten oder Restfutter entfernt werden muss. Bei ausreichend Platz in der Bucht oder bei großen Gruppen im Auslauf eignen sich auch Rundballenraufen.
Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten sind eingestreute Bereiche, Wühltürme, Pelletautomaten, Seile oder auch Bürsten. Am längsten halten sich automatisch drehende Bürsten, die auch in Kuhställen verwendet werden. Zum Scheuern können Holzbalken oder Edelstahlkonstruktionen angeboten werden. Letztere sind teurer, aber dafür gut zu reinigen.
Für passendes Klima sorgen
Schweine können nicht schwitzen und haben bei zu hohen Temperaturen ein starkes Bedürfnis, Wärme abzugeben. In den Boden eingelassenen Suhlen sind für die Tiere attraktiv, aber arbeitsintensiv und weisen schnell eine hohe Keimbelastung auf, zum Beispiel mit Leptospiren. Es reichen bereits geneigte Flächen aus, die benässt werden können, damit sich die Tiere durch Bodenkontakt abkühlen können.
Als ideale Lösung empfiehlt die Arbeitsgruppe Buchtenstruktur des Netzwerks Fokus Tierwohl jedoch Mikrosuhlen oder leichte Duschen für drinnen oder draußen. Diese haben den Vorteil, dass überwiegend die Sauen benässt werden und nicht die umliegende Buchtenfläche. Draußen sind aufgrund der Sonnenbrandgefahr (Teil-)Überdachungen sinnvoll. Befestigte Böden brauchen ein Gefälle von etwa 1 %, um Flüssigkeiten ableiten zu können.
Den gesamten Beitrag sowie Skizzen von Buchtenstrukturen finden Sie unter www.fokus-tierwohl.de.
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