Nach jahrelangen Hiobsbotschaften endlich ein Silberstreif am Horizont – der Ferkelmarkt entspannt wie nie imHerbst. Die nähere Zukunft für Schweinehalter sah Dr. Albert Hortmann-Scholten entspannt. Der Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen nannte beim Rheinischen Schweinetag in Kleve vier Gründe für seinen Optimismus.
Sinkende Kosten
Die Produktionskosten sinken, während die Erlöse relativ stabil bleiben. Da der Getreidemarkt unter Druck steht, besteht bei den Futterkosten weiterer Spielraum nach unten. Auch die Energiepreise haben sich im Vergleich zum Vorjahr beruhigt. Selbst bei durchschnittlichen Produktionsleistungen ist daher zurzeit mindestens eine schwarze Null in der Mast möglich. Das allerdings nur in bestehenden Ställen. Wer neu baut, muss mit Investitionskosten von 800 bis 900 €/Mastplatz schon für den gesetzlichen Mindeststandard rechnen. Bei Sauen werden Summen jenseits von 10 000 €/Platz genannt, beklagte der Betriebswirtschaftler.
Die Produktion ist rückläufig. In Deutschland ist der Bestand zum achten Mal in Folge gesunken. Für 2024 rechnet der Marktexperte mit weiteren 7 bis 8 %. Auch die übrigen EU-Länder bis auf Spanien schränken die Produktion ein. Weltweit ist das Bild ähnlich. Große Produzenten wie USA und China arbeiten nicht kostendeckend.
Export läuft wieder an
Der Export nach Asien nimmt langsam wieder Fahrt auf. Fette Bäuche finden schon jetzt Abnehmer in Korea. Die Philippinen sind in Verhandlungen über Fleischimporte. Und Japan ist interessiert an Fleisch, das nicht aus ASP-Restriktionsgebieten stammt. Nur China bleibt ein schwieriger Partner.
Der CO2-Fußabdruck wird eine deutlich größere Relevanz bekommen als Tierwohl. Das sieht Hortmann-Scholten als große Chance. Denn die Zielrichtung bei Ökonomie und Klimaeffizienz stimmen überein. Bessere Futterverwertung, höhere Tageszunahmen und mehr Ferkel pro Sau sind gut für den CO2-Fußabdruck, aber auch für die Wirtschaftlichkeit. Deutsche Schweinehalter sind im europäischen Vergleich gut aufgestellt. Mäster haben mit einer Verbesserung der Futterverwertung um 0,3 in den letzten 20 Jahren ihre Hausaufgaben schon gemacht. Deutsche Sauenhalter sind mit 31,2 abgesetzten Ferkeln leistungsmäßig top aufgestellt.
ITW: Bonus muss hoch
Je höher der Schweinepreis, umso weniger lohnt sich die Teilnahme an der Initiative Tierwohl (ITW). Das lässt Mäster bei der Anmeldung für die nächste Runde zögern. 2025 soll der ITW-Bonus zwar parallel zu den höheren Auflagen steigen. Die Höhe der Prämie richtet sich danach, ob Ferkelerzeugung und Mast ITW-mäßig gekoppelt sind. Diskutiert werden folgende Prämiensätze, die der Marktexperte angesichts steigender Auflagen für zu niedrig hält:
- 7,50 €/Mastschwein, wenn die ITW-Nämlichkeit ab der Geburt nachgewiesen wird.
- 6,50 €/Tier für Mastschweine, die aus Nicht-ITW-Sauenställen stammen.
- 4,50 €/Ferkel, wenn sie in einen ITW-Mastbetrieb geliefert werden.
- 2,50 €/Ferkel, die an Nicht-ITW-Mäster gehen.
ITW-Ferkel werden demnächst der Engpass. Denn den 25 Mio. Mastschweinen für ITW stehen rechnerisch lediglich 13 Mio. zertifizierte Ferkel gegenüber, die gegenwärtig oft ohne ITW-Anbindung in der Mast sind. „Das ist eine Sollbruchstelle“, sagte Hortmann-Scholten voraus. „Mittelfristig muss sich ITW für Ferkel aus den Niederlanden und Dänemark öffnen.“
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