Die paar heißen Tage im Jahr stecken Schweine locker weg? Von wegen. „Für ein kompensatorisches Wachstum haben wir mittlerweile zu viele Hitzephasen“, stellte Rolf Feldmann von der Landwirtschaftskammer NRW kürzlich beim Baulehrschautag auf Haus Düsse fest.
Im Klartext
Hohe Temperaturen wirken sich fast immer auf die tierische Leistung aus. Tageszunahmen sinken. Umrauschquoten steigen. Hinzu kam in den vergangenen Jahren extreme Trockenheit, bei der eine Befeuchtungskühlung gut eingesetzt werden kann. Investieren lohnt sich also.
„Am wichtigsten ist, dass die Lösung zum Betrieb passt. Das muss nicht immer teuer sein“, machte LWK-Berater Henrik Ohlendorf Mut. Zudem gewährt das Land NRW auf Anlagen zur Stallkühlung noch immer bis zu 40 % Zuschuss. Die Details können Sie in Ausgabe 22/2022 nachlesen.
Fest installiert oder mobil?
Beim Kühlen mit Wasser gilt das Prinzip: Je feiner die Vernebelung, desto effizienter. Deshalb haben Hochdruckkühlungen den größten Effekt. Wichtig sind kurze Sprühintervalle und eine automatische Abschaltung, wenn die Luftfeuchtigkeit zu stark ansteigt. „Wenn ich einen Meter neben einer Düse stehe, sollte ich nicht nass werden“, erklärte Henrik Ohlendorf. Für einen 330er Sauenstall kosten Pumpen, Edelstahlleitungen und Spezialdüsen aber schnell bis zu 9000 € plus Montage. Je nach Eisen-, Mangan- oder Kalkgehalt im Wasser kommen einige Filter hinzu, damit die feinen Öffnungen der Düsen nicht sofort zusitzen.
Flexibler sind Rotationszerstäuber wie der „Friggy“. Sie erzeugen ohne Hochdruck feinste Tröpfchen und laufen auch mit Brunnenwasser. Die Kosten liegen bei rund 700 € netto. Mit eingebautem Ventilator lässt sich der Nebel über lange Gänge verteilen. Diese Version ist für knapp 1000 € netto zu haben. Je nach Stallgröße sind aber mehrere Exemplare nötig.
Zuluft beeinflussen
Um die Zuluft zu regulieren, eignen sich auch Kühlpads, wie sie zum Beispiel auf Haus Düsse in der Abferkelung installiert sind. In der Wand des Zentralgangs hängen Waben aus Polypropylen, die von oben mit Wasser berieselt werden. Unten fängt eine Wanne den Rest auf. Einen ähnlichen Effekt hat eine offene Ziegelwand. Die Steine werden dafür seitlich aufeinander gemauert. So kann Wasser an den offenen Poren entlang fließen.
„Ein Landwirt nutzt dafür seine ehema-lige Jauchegrube am Ende des Zentralgangs als Wasserbehälter. Unter der Erde bleibt es kühl“, berichtete Henrik Ohlendorf aus der Praxis.
Energiesparmodus an
Eine Hochdruckkühlung verbraucht ähnlich viel Energie wie ein Hochdruckreiniger. Und im Sommer läuft sie natürlich öfter. Lohnt sich das bei stark steigenden Stromkosten? Davon ist Lüftungsexperte Rolf Feldmann überzeugt. Denn Hochdruckkühlungen senken die Stalltemperatur um bis zu 6 °C. „Wer früh anfängt und den Stall gar nicht erst aufheizen lässt, spart am meisten“, ist er sicher.
Mit kleinem Budget
Möchten Betriebe mit kleinerem Budget etwas gegen Hitze unternehmen, können sie auch die Einweichanlage nutzen. Am besten funktionieren Kombidüsen – bestehend aus Einweichdüse und zusätzlicher Kühldüse.
Zum Nachrüsten müssen leider alle Einweichdüsen raus und die neuen Kombis wieder rein. Leitungen und Pumpen können Betriebe aber weiter nutzen. Und das neue System zählt als gesetzlich geforderte Mindestmaßnahme zur Verminderung der Wärmebelastung in Altbauten. Trotz normalem Wasserdruck sind damit 2 bis 4 °C Temperaturabsenkung möglich.
Erste Maßnahmen
Einige Mindestmaßnahmen sollte jeder Betrieb frühzeitig vor der nächsten Hitzewelle ergreifen:
- Zu- und Abluftkanäle reinigen sowie Regeltechnik und Alarmanlage überprüfen.
- Futtermengen und -zeiten für heiße Tage vorplanen und dann schnell anpassen.
- Je höher die Temperatur, desto weniger sollte die relative Luftfeuchtigkeit ansteigen. Also beides im Blick behalten, gerade bei Befeuchtungskühlung.
- Zum Reinigen eignen sich neben einem Anti-Kalk-Bad auch Ultraschallgeräte, wie es sie zum Beispiel für Pflanzenschutzdüsen oder zur Brillenreinigung gibt.
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