Gabi Mörixmanns Herz schlägt für den selbstentwickelten Aktivstall: „Als Schweinehalterin muss ich voll hinter meinem Konzept stehen. Nur dann funktioniert es“, ist sich die Mästerin aus Melle sicher.
Das spürten auch ihre zehn Besucherinnen vom Rheinischen Ferkelerzeugerring vergangene Woche deutlich. Die Frauen treffen sich rund dreimal im Jahr zu einer Intensivrunde. Dieses Mal führte die Betriebsbesichtigung sie bis in den Landkreis Osnabrück.
Strohbuden für Schweine
Mörixmanns neuste Idee: Buden aus Strohballen. „Mir hat erst niemand geglaubt, dass die Schweine sie stehen lassen“, lacht sie lauthals. Doch die Buden bieten Struktur. So kann Mörixmann ihren Tieren bestimmte Kotecken antrainieren und muss weniger ausmisten.
Aktuell tollen rund 500 Schweine im Stroh, sonnen sich auf der Außenterrasse oder ruhen sich auf dem kühlen Spaltenboden aus. Nach Lust und Laune können sie zwischen fünf Bereichen wechseln. Zum Konzept gehören auch:
- Doppeltes Platzangebot,
- verschiedene Klimazonen,
- gentechnikfreie Fütterung,
- Ringelschwanz und
- Großgruppenhaltung von der Aufzucht bis zur Endmast.
Stallkonzept für Altgebäude
Den Aktivstall hat Familie Mörixmann 2012 ins Leben gerufen – speziell für Altgebäude. Bis heute stecken schon über 20 Jahre Arbeit in der ursprünglichen Idee. „Damals gab es nichts zwischen Bio und konventionell. Das wollten wir ändern“, erklärt die Mästerin.
Anfangs war es schwer, Vermarktungspartner für die Idee zu begeistern. Doch mittlerweile liefert der Betrieb die Aktivstall-Schweine an den Schlachthof Brand in Lohne. Das Fleisch geht an Metzgereien, Wursthersteller und Supermärkte. Einen kleinen Hofladen gibt es auch. Und jeden Samstag eine Stallbesichtigung. Denn Transparenz ist der Familie besonders wichtig.
Haltungsstufe 4 Plus
Neben Mörixmanns sind noch drei weitere Mäster und zwei Sauenhalter im Boot. Die Jungsauen stammen aus einem Bio-Betrieb mit freier Abferkelung. Gabriele Mörixmann ordnet ihre Tiere deshalb scherzhaft in die Haltungsstufe „4 Plus“ ein. Doch für sie sind alle Stufen wichtig: „Die Leute sollten stolz darauf sein, das die deutsche Landwirtschaft so viele Ernährungswünsche erfüllen kann.“
Neben der täglichen Stallarbeit kümmert sich Mörixmann mit ihren Partnern um die Vermarktung, betreibt Öffentlichkeitsarbeit und berät Betriebe in Sachen Tierwohl.
Freude am Arbeitsplatz
„Wie viele Stunden kommen da pro Woche zusammen?“, fragt eine Sauenhalterin. Schweigen. Dann ein Schmunzeln: „Das ist schon mehr als ein Vollzeitjob. Umso wichtiger, dass mein Arbeitsplatz mir Freude bereitet! Ich habe mich gefragt: Was will ich? Was will das Tier? Und was erzielt Akzeptanz? Und dann habe ich einfach angefangen – Stück für Stück.“
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