Pig&Click: Stallbau als Spiel

Wie lässt sich die Schweinehaltung Schülern vermitteln? Mithilfe eines Computerspiels, das das Spannungsfeld zeigt, in dem sich Landwirte bewegen.

Die Geschwister Mia und Finn wollen einen neuen Schweinestall bauen – aber unter anderen Vorzeichen als ihr Vater. Worauf wollen sie besonders Wert legen? Mehr Tierwohl, Klimaschutz oder Gewinn?

In die Rolle der Junglandwirte schlüpfen Schülerinnen und Schüler ab der sechsten Klasse bei „Pig & Click“. Hinter dem kostenfreien Computerspiel stecken Wissenschaftler der Universität Osnabrück, Bereich Didaktik der Biologie, und das Landwirtschaftliche Bildungszentrum Echem der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Scrollen und klicken

Das digitale Informationsangebot basiert auf der Methode des ­sogenannten „Scrolly­telling“. Die Schülerinnen und Schüler scrollen sich durch die Webseite und werden zunächst anhand einer Bildergeschichte, mit Mia und Finn in der Hauptrolle, auf die Planung zugeführt.

Die Schüler entscheiden dann selbst, ob sie den Tieren mehr Platz einräumen, einen Auslauf planen oder mehr Spielmaterial zur Verfügung stellen wollen. Sie wählen die Art der Tränke und den Bodenbelag. Am Ende des Spiels erhalten die Nutzer ein Feedback dazu, wie ihr geplanter Stall aussieht und wie er in den Kategorien Gewinn, Tierwohl, Klima­schutz, Verbraucherwahrnehmung und Arbeitsaufwand ­abschneidet.

Elena Folsche schaute sich verschiedene Haltungsformen im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Echem an. ­ (Bildquelle: Fibelkorn)

„Die Schüler sollen die Komplexität der Planung nachvollziehen“, sagt die Promotionsstudentin ­Elena Folsche, die maßgeblich hinter der Spielidee steckt. Sie selbst kommt aus Lienen im Kreis Steinfurt. Die angehende Biologie- und Deutschlehrerin stammt zwar nicht vom Hof, ist aber mit der Landwirtschaft aufgewachsen. Sie hat sich schon immer die Frage ­gestellt, wie die Nutztierhaltung in der öffentlichen Wahrnehmung so in Verruf geraten konnte.

„Im Unterricht wird die konventionelle und die ökologische Landwirtschaft oft rein an Sachtexten gegenübergestellt“, sagt sie im Gespräch mit dem Wochenblatt. „Dass es in der Nutztierhaltung mittlerweile viele Zwischenformen gibt, wie Außenklimaställe, wird meist nicht thematisiert.“

Die Schüler sollen die Komplexität der Planung nachvollziehen

Durch „Pig & Click“ sollen die Schülerinnen und Schüler sich in die Situation der Landwirte hi­neindenken, um mehr Verständnis und Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte zu gewinnen. „Durch die wenigen Entscheidungssituationen erkennen die Nutzer bereits, womit Landwirte in ihrer Arbeit konfrontiert werden und dass diese Dilemmata rund um die Nachhaltigkeit keineswegs einfach zu lösen sind“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Hochschulwettbewerb gewonnen

Zusatzmaterialien für den Bio­logie- oder Geografieunterricht entwickelt das Team der Uni Osnabrück zurzeit noch. Sie werden im Frühjahr 2022 auf der Homepage eingebaut. Um die Materialien möglichst realistisch zu gestalten, haben die Wissenschaftler verschiedene Höfe besucht und Videos gemacht.

Im Frühjahr wird das Angebot gemeinsam mit Mitarbeitern des Landwirtschaftlichen Bildungszentrums Echem auf Tour gehen. Für den Entwurf haben ­Elena Folsche und ihr Doktorvater Florian Fiebelkorn den Hochschulwettbewerb 2021 von „Wissenschaft im Dialog“ gewonnen. Der Preis wird vom Bundesforschungsministerium unterstützt. Das Team wurde auch von der Alfred-Toepfer-Stiftung gefördert.