Überschwere Schlachtschweine wiegen finanziell noch viel schwerer, als viele vermuten. Und hohe Basispreise machen Indexpunkte besonders ausschlaggebend. Das sind nur zwei der Botschaften, die Landwirte vergangene Woche von der Vortragsveranstaltung der Landwirtschaftskammer NRW und der Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung (GFS) mit nach Hause nahmen. Kammerberater Bernd Westerfeld gab dort Tipps, mit denen Mäster ihre Erlöse optimieren können.
Indexpunkte: Ein Rechenexempel
Folgende Annahme: Ein Schwein wiegt geschlachtet 96 kg und wird mit 1,01 Indexpunkten bewertet. Liegt der Basispreis bei 1,20 €/kg Schlachtgewicht und der Aufschlag pro Indexpunkt bei 1,2 Cent, entspricht das 1,15 € an zusätzlichem Erlös pro Tier. Ein Basispreis von 2,50 € bringt dagegen schon 2,5 Cent Aufschlag. Das macht 2,40 € Mehrerlös pro Tier.
Je mehr Indexpunkte, desto länger wird der Preishebel: Bei 1,04 Indexpunkten und 1,20 € Basispreis erhält der Mäster 4,60 € pro Schwein, bei 2,50 € Basispreis aber schon 9,60 €.
Hohe Schlachtgewichte werden teuer
Außerdem brachte Bernd Westerfeld einige Betriebsbeispiele mit, wo zu hohe Schlachtgewichte das finanzielle Potenzial einschränken. Die Basis bilden rund 200.000 Datensätze.
Demnach liegt das optimale Schlachtgewicht für die Autofom-Vermarktung bei 94 bis 96 kg. Bis 99 kg ist noch alles im Rahmen. 100 kg Schlachtgewicht sollte man besser nie überschreiten.
Ausreißer vermeiden
Einzeltiere mit extrem hohen Schlachtgewichten seien in der Praxis aber keine Seltenheit, auch in der Fom-Vermarktung. In einem Betriebsbeispiel überschritt ein Landwirt mehrfach die Marke von 106 kg Schlachtgewicht. Dadurch gingen ihm rund 7,30 € an Erlös pro Tier flöten. „Das können die restlichen Schweine zum Teil gar nicht mehr ausgleichen“, schlussfolgerte Berater Bernd Westerfeld.
Ein weiteres Fallbeispiel zeigte, dass ein Betriebsleiter allein durch regelmäßiges Wiegen seiner Schweine bis zu 1,80 € mehr pro Tier erlösen konnte.
Genetiken passend füttern
Neben der Vermarktung seien aber weiterhin Futteraufnahme und -verwertung ausschlaggebend – oftmals in Kombination mit der Genetik. So hat Bernd Westerfeld kürzlich auf gleich zwei Betrieben größere Veränderungen angestoßen: Einmal galt es, die Leistung von Duroc-Kreuzungstieren zu verbessern. Hier warenreichlich Rohfaser sowie sättigendes Fett der Schlüssel zum Erfolg. Im anderen Fall führte ein Wechsel der Ebergenetik zu schätzungsweise 8 € Mehrerlös pro Tier.
Herkunft entscheidend?
„Es gibt aber nicht nur eine Topgenetik für die Mast“, stellte Westerfeld klar. Vielmehr sollten Landwirte sich bewusst für eine Herkunft entscheiden, die zu den eigenen Arbeitsabläufen passt. Das würden viele vernachlässigen. Gerade dort, wo aus Zeit- oder Kapazitätsgründen auf regelmäßiges Wiegen verzichtet wird, sei eine Genetik mit einheitlichem Erscheinungsbild nötig. Sonst wird das Schätzen der Gewichte mit dem Auge schwierig.
Eber sind Feinschmecker
Wenn die Futteraufnahme plötzlich sinkt, kann das an Veränderungen beim Geruch oder Geschmack liegen, etwa durch viel Natrium oder Kalium in der Ration. Eber sind diesbezüglich besonders empfindlich. Im Schnitt seien Ebermäster mit aktuell rund 6 bis 8 € mehr pro Tier – je nach Futterkosten – aber erfolgreicher unterwegs als mit Börgen.
Für seine Auswertungen nutzt Bernd Westerfeld das IQ Agrar-Portal. Schlachthofauswertungen seien oft weniger genau, gerade was Unterschiede zwischen den Geschlechtern angehe.
Landwirten empfiehlt der Berater den Plus-Zugang zum Portal. Damit lassen sich für geringe Mehrkosten zum Beispiel der Einfluss von Fütterung, Ferkelherkunft und Verkaufsmanagement bewerten. Fallen bei der Auswertung wichtige Stellschrauben auf, lohnt sich die Investition allemal.
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