Beim Spaziergang oder im Garten: Immer wieder begegnen uns Pflanzen, die wir nicht kennen. Um sie zu bestimmen, reicht heute der Griff zum Handy.
Eine der bekanntesten Pflanzenbestimmungs-Apps heißt Flora Incognita („unbekannte Blume“). Sie funktioniert wie folgt: Der Nutzer schießt über die Kamerafunktion ein oder mehrere Fotos der unbekannten Pflanze und in Sekundenschnelle spuckt die App das Ergebnis aus. Mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) erkennt die App zuvor gelernte Linien und Muster auf dem Bild wieder. Grundlage ist eine Datenbank mit Millionen von sicher bestimmten Pflanzenfotos, mit denen die KI das Bestimmen laufend trainiert.
Flora Incognita legt den Fokus auf heimische Wildpflanzen und kennt rund 16 000 Arten, darunter Blütenpflanzen, Gräser, Sträucher und Bäume. Züchtungen und Sorten werden nur zum Teil unterstützt.
Als Ergebnis erhält der Nutzer einen oder mehrere Pflanzenvorschläge – jeweils mit einem Steckbrief und einer Prozentangabe, mit welcher Wahrscheinlichkeit dies die gesuchte Pflanze ist. Wer sicher ist, dass die Bestimmung korrekt war, markiert die Pflanze mit einem grünen Haken und speichert sie damit in seiner persönlichen Beobachtungsliste.
Flora Incognita ist aus einem Projekt der TU Illmenau mit dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie entstanden. Sie wird unter anderem vom Umweltministerium gefördert. Die App ist kostenlos und werbefrei. Bis heute wurde sie 7 Mio. Mal installiert.
Persönlicher Pflegekalender
Die Gardify-App vereint mehrere Apps in einer und lässt sich genau auf den eigenen Garten abstimmen. Zunächst gilt es, die eigenen Pflanzen in den virtuellen App-Garten einzupflegen. Das bedeutet etwas Aufwand. Denn dazu wählt der Nutzer die Pflanzen per Textsuche einzeln aus einer Liste aus. Die Datenbank umfasst aktuell Infos zu knapp 7000 Arten und Sorten. Es ist aber auch möglich, Pflanzen per Fotoerkennung zu identifizieren und dann zu seinem Garten hinzuzufügen.
Dafür greift Gardify auf Daten der französischen Pflanzenbestimmungs-App PlantNet zurück. Auf Basis seiner gespeicherten Pflanzen erhält der Nutzer dann einen persönlichen Pflege-Kalender, der ihn an anstehende Aufgaben erinnern soll. Wer seinen Standort angibt, erhält darüber hinaus Frostwarnungen.
Einzigartig ist der Ökoscan: Hier gibt es eine Bewertung dazu, wie ökologisch wertvoll der eigene Garten ist. Dies erfolgt unter anderem anhand der Zahl insektenfreundlicher Pflanzen und vorhandener Öko-Elemente wie Kompost, Totholzhaufen oder Gartenteich.
Wer sich ein Jahresabo zulegt, kann in seinem virtuellen Garten unbegrenzt Pflanzen speichern (nicht nur 20 Stück wie in der Basisversion) und bei Pflanzenproblemen Experten um Rat fragen. Aktuell kostet das Jahresabo 24,90 €.
Frühe Planung, reiche Ernte
Je besser die Planung, desto reicher die Ernte. Damit sich dies für den eigenen Gemüsegarten erfüllt, hat ein Start-up aus Stuttgart die App „Fryd“ entwickelt. Damit lassen sich individuelle Beetpläne erstellen – ganz ohne Zettel und Stift! Dazu gibt der Nutzer zunächst Form und Größe der Beete an und wählt dann die Pflanzen aus, die er hat oder säen und pflanzen möchte. Automatisch wird angezeigt, wie viel Fläche die jeweiligen Kulturen benötigen und ob sich die ausgewählten Pflanzen miteinander vertragen.
Richtig Spaß macht die App erst im Abo. Denn dann kann der Nutzer seinen Beet-Entwurf mithilfe des „Zauberstabs“ optimieren, Lücken in den Beeten automatisch füllen lassen und die Planung mit Vor- und Nachkulturen verfeinern. Zudem kann er sich in der Kalenderfunktion entsprechend seiner Pflanzen an alle notwendigen Arbeitsschritte erinnern lassen.
Eine weitere starke Komponente der App ist der Austausch in der Community. So können die Mitglieder Fotos hochladen, Beetpläne teilen und sich gegenseitig um Rat fragen.
Fryd, was auf Dänisch „Freude“ heißt, überzeugt mit modernen grafischen Elementen, ist übersichtlich und aufgeräumt. Wem das Erstellen neuer Beete auf dem Smartphone trotzdem zu fummelig ist, der kann auch die Desktop-Version nutzen.
Die App ist noch relativ neu, entsprechend „ruckelt“ es an der ein oder anderen Stelle noch etwas. Wie die Versionshistorie zeigt, arbeiten die Entwickler aber mit Hochdruck daran, Fehler zu beheben und bringen fast im Wochentakt Aktualisierungen heraus.
Die Basisversion der App ist kostenlos, das Jahresabo kostet 40 €. Tipp: Wer es über die Webseite kauft, spart 7 €.
Welche Stauden passen in mein Beet?
Um diese Kernfrage dreht sich alles beim „Stauden-Ratgeber“. Die kostenlose App wurde von deutschen Gärtnereibetrieben entwickelt und ist seit 2013 erhältlich. Sie kennt knapp 1500 Staudenarten und -sorten. In dem alphabetisch geordneten Pflanzenkatalog lässt sich auch offline stöbern.
Wer gezielt suchen will, füllt zunächst die Suchmaske aus. Dabei gibt der Nutzer zum einen die gewünschte Verwendung an. Zu den 21 Auswahlmöglichkeiten zählen zumBeispiel Bauerngarten, Dachbegrünung, Bienenweide oder schneckenresistent. Zum anderen kann der Anwender die Ergebnisse hinsichtlich Blütenfarbe, Blütezeit, Blattfarbe, Wuchshöhe und Standort eingrenzen. Die Infos zu jeder Pflanze sind übersichtlich, kurz und knackig. Seine Favoriten kann sich der Nutzer in einer Merkliste speichern.
Außerdem beinhaltet die App eine Karte mit Händlern in der Umgebung, wo die Stauden erhältlich bzw. zu bestellen sind.
Kleiner Minuspunkt: Das Design wirkt schon etwas in die Jahre gekommen und pro Pflanze gibt es nur ein Bild. Außerdem ist die App für Handys mit Android-Version 12 und neuer aktuell nicht verfügbar.
Schädlinge identifizieren
Ratlos bei Schädlingsbefall? Keine Ahnung, warum die Staude die Blätter hängen lässt? Hier verspricht die App „Pflanzendoktor“ von Neudorff Hilfe. Sie verfügt über eine automatische Schadbilderkennung. Das heißt, der Nutzer schießt ein Foto von der betroffenen Pflanze und die App liefert Infos zum identifizierten Schädling oder zur erkannten Krankheit oder Mangelerscheinung. Zeitgleich gibt es Tipps zur Vorbeugung und Behandlung des Problems.
Wenn dies – oder das Scrollen durch den Schadbilder-Katalog – zu keiner zufriedenstellenden Lösung führt, kann der Nutzer auch ein Foto einschicken. Er erhält dann innerhalb weniger Stunden oder Tage eine Antwort von einem Pflanzen-Fachberater.
Die App ist kostenlos, aber nicht werbefrei. Schließlich werden im Zusammenhang mit der Problemlösung immer auch die Pflanzenpflege- und Pflanzenschutzmittel des App-Anbieters angepriesen.
Der Frühling rückt näher und die Vorfreude auf einen bunten Gemüsegarten steigt. Für Apps zur detaillierten Aussaat- und Beetplanung müssen Nutzer oft bezahlen. Pflanzenbestimmungs-Apps sind in der Regel kostenfrei.
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