Wohin mit den Siegerschleifen und -schärpen? Bei vielen Reitern oder Züchtern befinden sie sich in einer Glasvitrine im Haus oder schmücken eine Wand auf der Stallgasse. Auf dem Hof Meyer zu Hücker in Detmold-Diestelbruch lohnt der Blick unter das Dach des Carports. Die zahlreichen Schleifen und Schärpen sind dort ein echter Hingucker. Zugleich dokumentieren sie den Zuchterfolg von Heinrich („Heiner“) Meyer zu Hücker. Seit 2005 züchtet der 69-jährige Landwirt Kaltblüter – und das mit Erfolg. Seit 18 Jahren befindet sich zudem eine Deckstelle des Warendorfer Landgestüts auf dem Hücker Hof im Kreis Lippe.
Aktuell umfasst der Pferdebestand acht Zuchtstuten, davon vier mit Fohlen. Zudem hat Meyer zu Hücker mit Eral von Erlander in diesem Jahr einen älteren Hengst des Landgestüts erworben, nachdem sein eigener Hengst im vergangenen Jahr eingegangen war. Farblich ist bei den Pferden quasi alles vertreten: neben zwei Füchsen und zwei Fuchsschimmeln gehören Braun- und Rappschimmel zum Bestand.
Zahlreiche Auftritte
Bekanntheit hat die Zuchtstätte auch durch Auftritte bei zahlreichen Veranstaltungen erlangt, ob beim CHIO in Aachen, im Show-Programm von Messen wie der „Hanse-Pferd“ oder – bei der „Pferdestark“, der europaweit bedeutendsten Veranstaltung für Kaltblutpferde. Sie findet am kommenden Wochenende im lippischen Wendlinghausen statt, gewissermaßen ein Heimspiel für Meyer zu Hücker. Er war mit seinen Pferden schon bei der Großveranstaltung Stammgast, als diese noch im Freilichtmuseum Detmold stattfand.
„Die Kaltblütigen“
Am Holzrücken oder Leistungspflügen nimmt der Kaltblutzüchter mittlerweile nicht mehr teil. Stattdessen fährt er bei der „Pferdestark“ am nächsten Samstag und Sonntag die Prominenz vierspännig über den Platz. Doch besonders, wenn mehrere Pferde am Start sind – was bei Meyer zu Hücker nahezu immer der Fall ist – ist Teamarbeit gefragt. Dann werden Pferdepfleger, Beifahrer, Vorführer oder Reiter benötigt. Zum Glück hat er ein starkes Team an seiner Seite: neben seiner Frau Christel gehören dazu Ute Werther, Vera Möller, Manuela Schmidt sowie Isabelle Drunkemöller. Alle vier gut 50 Jahre alten „Pferde-Frauen“ gehen anderen Berufen nach, gehören aber seit vielen Jahren, Isabelle Drunkemöller sogar schon seit zwei Jahrzehnten, quasi „mit zum Hof“ bzw. zur Familie. Sie selber nennen sich „die Kaltblütigen“.
„Gerade die Pferdestark bedeutet viel ,Geraffel‘“, so Ute Werther. Neben den Pferden werden verschiedene Kutschen, die Geschirre, das Sattelzeug und die Putzkisten benötigt, zudem die Kleidung für die Auftritte.
Das Equipment, zum Beispiel Pferdeanhänger oder Kutschen, haben die Frauen zum Teil selbst. Wenn es aber beispielsweise zu einer Zuchtveranstaltung geht, übernimmt Meyer zu Hücker das Spritgeld. Und auch wenn es seine Pferde sind: Eigentlich können die Frauen mit ihnen machen, was sie wollen, sprich reiten oder vor die Kutsche spannen – selbstverständlich in Anpassung an den Zuchtzyklus. „Wenn Stuten angedeckt sind, geht es natürlich ruhig zu“, erzählt Vera Möller. Nur die Kosten für den Hufbeschlag müssen die Pferde-Frauen selbst bezahlen.
Familienausflug
Traditionell unternimmt das Team Meyer zu Hücker einmal im Jahr einschließlich Pferden einen „Familienausflug“. Im zweijährigen Abstand ist die Insel Neuwerk bei Cuxhaven das Ziel. Auch in diesem Herbst geht es wieder dorthin. Weitere Ziele waren schon das brandenburgische Krumke sowie der Reiterhof Lüssing an der Ems.
Doch aktuell stehen erst mal die Vorbereitungen für die „Pferdestark“ auf dem Programm. Alle vier Frauen reiten dort unter anderem bei der großen Quadrille mit, an der insgesamt 24 Kaltblüter beteiligt sind. „Die Pferde und die Frauen sind gut drauf, das klappt schon alles“, ist sich Heiner Meyer zu Hücker sicher. Und mit Enkelin Mariella steht schon der Nachwuchs in den Startlöchern.