Was müssen Mutterkuhhalter bei der Aufzucht von Absetzern bedenken, Herr Dr. Hoppe?
Wichtig ist eine auf die Vermarktung der Absetzer abgestimmte Kalbesaison. Ein komprimierter Zeitraum der Kalbungen im Winter oder zeitigem Frühling ermöglicht eine optimale Nutzung des Grünlandaufwuchses im Vegetationsverlauf.
Die Mutterkühe können den zumeist ertragreichsten ersten Grasaufwuchs zur Milchproduktion nutzen und somit eine gute Zuwachsleistung ihrer Kälber realisieren. Auch die Kälber sind bei Weideauftrieb in der Lage, höhere Mengen Grundfutter zu fressen. So lassen sich ohne Zufütterung gute Tageszunahmen erreichen.
Im Verlauf des Sommers nimmt in der Regel der Ertrag im Grünland ab. Wenn dann die Milchleistung der Kühe sinkt, sollte eine angepasste und gezielte Beifütterung der Kälber in Abhängigkeit ihres Alters geprüft werden. Dieser Weg ist effizienter als zu versuchen eine höhere Milchleistung der Mutterkühe über eine Beifütterung zum Beispiel von Kraftfuttermitteln zu erzielen.
Wichtig ist auch, den Mutterkühen und ihren Kälbern Viehsalz zur freien Aufnahme und ein passendes Mineralfutter anzubieten.
Bei der Wasserversorgung sollten Landwirte auf eine einwandfreie Wasserqualität und gut zugängliche Tränken für alle Tiere in der Herde, also auch für junge Kälber und rangniedrigere Tiere, achten.
Gute Zunahmen sind ein Muss, damit Absetzer gut zu verkaufen sind. Worauf kommt es dabei an?
In Absetzerproduktionsbetrieben ist der Verkaufserlös in der Regel die Haupteinnahmequelle. Eine gute Zunahme in den ersten Lebensmonaten verspricht für den Käufer hohes Potenzial für die weitere Aufzucht.
Neben der genetischen Veranlagung spielt die Fütterung der Tiere eine große Rolle. Innerhalb der jeweilig genutzten Rasse sollten hohe tägliche Zunahmen in der gesamten Säugeperiode angestrebt werden. Eine ausreichend hohe Milchleistung der Mutterkuh stellt daher auch in der Fleischrinderzucht ein wichtiges Zuchtziel dar. Die über die Weidehaltung erzeugte Milch ist optimale Nahrung für die Kälber und gleichzeitig kostengünstig.
Trotzdem ist zu empfehlen, insbesondere, wenn hohe Zunahmen aus hohen Milchleistungen erzielt werden, mit einer Beifütterung der Kälber (Umstellungsfütterung) mehrere Wochen vor dem Absetzen zu starten. So wird den Kälbern das Absetzen von der Milch erleichtert und ihr Pansen ist schon besser an die folgende Ration gewöhnt.
Haben Sie Vorschläge, um die Aufzucht der Kälber weiter zu optimieren?
Aus Sicht der Betriebs- und Herdenführung sowie der Fütterung in der Aufzucht bietet sich ein kurzes Zeitfenster für die Abkalbesaison an. So wird die arbeitsintensive Zeit begrenzt.
Eine im Alter der Kälber homogene Herde vereinfacht alle Maßnahmen in der Fütterung sowie im Herdenmanagement. Die bereits angesprochene Beifütterung können Mutterkuhhalter dann zielgerichteter und mit effizienterem Arbeitseinsatz umsetzen.
Wie sieht ein guter Absetzer mit acht Monaten für die intensive Mast aus, Herr Belke?
Der Absetzer ist für sein Alter, sein Geschlecht und seine Rasse entsprechend gut entwickelt und gesund. Bei weiblichen Absetzern der Intensivrassen liegt das Gewicht bei 280 bis 330 kg. Bei den männlichen Absetzern bei 300 bis 350 kg.
Welche Kriterien bei den Absetzern sind entscheidend für die Vermarktung?
Das wichtigste Kriterium ist die Qualität des Einzeltieres. Das Tier sollte für sein Alter gut entwickelt und gesund sein. In der Absetzerproduktion haben wir die durchschnittlichen Tageszunahmen als Leistungskriterium. Hier spielen sowohl die Genetik als auch die Umwelt eine Rolle.
Eine gute genetische Grundlage ist das A und O für gute Zunahmen. Man sollte bei der Wahl des Bullen neben einem korrekten Exterieur auf gute Bemuskelung und Tageszunahmen achten. Der Bulle ist die halbe Herde. Ebenso sollte die Mutterseite auf gute Muttereigenschaften selektiert sein, um bestmögliche Absetzer zu produzieren.
Zur Umwelt: Je nach Betriebsmöglichkeiten und -philosophie werden die Kälber zugefüttert. Dadurch werden natürlich höhere Tageszunahmen erreicht als ohne Zufütterung. Vergleicht man Absetzer verschiedener Betriebe miteinander, gilt es diesen Aspekt zu berücksichtigen.
Neben der Qualität des Einzeltieres spielt auch die Gruppengröße eine Rolle. Homogene Gruppen von Absetzern lassen sich oft besser vermarkten als Einzeltiere.
Hinzu kommt der Einfluss der veterinärhygienischen Bedingungen: Liegt der Betrieb im Blauzungen-Restriktionsgebiet, empfehlen wir dringend, die Verkaufstiere zu impfen. Nur so ist eine uneingeschränkte Vermarktung gewährleistet.
Wie kann ein erfolgreicher Vermarktungsweg aussehen?
Es gibt mehrere Vermarktungswege, die erfolgreich sein können. Es ist abhängig von individuellen Faktoren wie Betriebslage oder -größe. Vom Fleischrinder-Herdbuch (FHB) führen wir fast alle vier Wochen Absetzerauktionen in Krefeld und Meschede durch. Hier ist eine faire Preisbildung und Markttransparenz gegeben.
Dadurch, dass insgesamt mehrere Hundert Absetzer auf dem Auktionsstandort angeboten werden, können auch Betriebe mit geringerer Tierzahl hohe Preise erzielen. Optimal ist, wenn Betriebe die Abkalbesaison so legen, dass mehrere Absetzer aus einem Betrieb mit gleichem Alter und Entwicklungsstand angeboten werden.
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