Seit Anfang des Jahres sind deutsche Ferkel beim Lebensmitteleinzelhandel angesagt. Die drei großen Ketten Lidl, Aldi und Rewe hatten sich zum Jahreswechsel 5xD auf ihre Fahnen geschrieben. Die Vermarkter zogen nach und zahlten Zuschläge von 1 bis 3 Cent/kg für Mastschweine mit „deutschem Pass“, die im Rahmen der ITW produziert wurden. Doch jetzt bröckelt die Front. Danish Crown streicht den Zuschlag für deutsche Geburt seit Anfang Oktober, nachdem einige Mittelständler wie Simon-Fleisch aus der Eifel den Anfang gemacht haben.
Die Verbraucher sparen
Als Hauptursache nennt Dr. Bernhard Simon die rasant steigende Inflation. Der Mitgeschäftsführer von Simon-Fleisch schiebt die Schuld auf den Trend zum Preiseinstiegssegment: „Die Verbraucher müssen sparen. Teurere Produkte bleiben im Regal liegen.“ Das trifft höhere Haltungsformen wie ITW, aber auch Biofleisch. Auch Danish Crown beklagt, dass der Zuschlag im Verkauf nicht umsetzbar sei. Weder national, aber schon gar nicht im Export.
Signal für deutsche Ferkel
Die drei „Großen“ der Schlachtbranche – Tönnies, Westfleisch und Vion – halten den Zuschlag von 1 Cent/kg. Allerdings sind für Westfleisch nicht wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. „Wir wollen ein Signal für deutsche Ferkel setzen“, erklärt Einkaufsleiter Heribert Qualbrink gegenüber dem Wochenblatt.
Nur bei Frischfleisch
Ein Mehrerlös am Markt ist nur schwer zu erzielen, da die Ware nicht knapp ist. 5xD wird vom Lebensmitteleinzelhandel nur bei Frischfleisch ausgeflaggt – und eventuell vom Kunden honoriert. Im Verarbeitungsbereich spielt die deutsche Geburt laut Qualbrink keinerlei Rolle. Da kämpft die Schlachtindustrie eher darum, dass überhaupt deutsches Fleisch eingesetzt wird.
20 Mio. ITW-Schweine
Die Frischfleisch- und SB-Theken der allermeisten deutschen Supermärkte werden seit Mitte vergangenen Jahres von rund 20 Mio. Mastschweinen mit ITW-Status gefüllt. Dem stehen knapp 38 Mio. deutsche Ferkel gegenüber, wenn man von 27 verkauften Mastschweinen pro Sau ausgeht. Für den Frischfleisch-Bedarf ist das Angebot an deutschen Ferkeln daher mehr als ausreichend, rechnet Qualbrink vor.
Wirklich 5xD?
Mittlerweile taucht das deutsche Fähnchen vermehrt in den Werbeprospekten der Handelsketten auf. Ob diese Logos wirklich für 5xD stehen oder doch nur für deutsche Mast, bleibt allerdings oft sehr vage. Zwar gibt es seit Mai eine Definition der Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKL) darüber, was 5xD bei Schweinefleisch bedeutet. Alle großen Handelsunternehmen haben erklärt, die Definition so umzusetzen. Über Zeitraum und Umfang der Umsetzung entscheiden allerdings die einzelnen Unternehmen, so Dr. Hermann-Josef Nienhoff, Geschäftsführer der ZKL.
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