Kann Insektenprotein aktuell schon eine alternative Eiweißkomponente im Futter für Mastschweine sein? Für Aufzuchtferkel wird das schließlich bereits länger diskutiert.
Weil in Deutschland noch keine Ergebnisse von Versuchen mit Mastschweinen zu dieser Thematik vorliegen, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen den Einsatz von Insektenprotein in der Mast geprüft. Die Ergebnisse sind relativ eindeutig.
Versuch in Quakenbrück
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 112 Ferkel der Herkunft „Topigs Tempo“-Eber x „Topigs TN 70“-Sau nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Zweierbuchten zur Mast aufgestallt. Die Tiere wurden dreiphasig gefüttert (siehe Übersicht 1).
Die Anfangs- und Mittelmastfutter der beiden Futtergruppen enthielten Soja- und Rapsextraktionsschrot als Eiweißergänzung, die Endmastfutter nur Sojaextraktionsschrot. Das Versuchsfutter enthielt zusätzlich 4 % Insektenprotein der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens). Alle Futter waren pelletiert und wurden ad libitum verabreicht.
Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 28 bis 125 kg. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen. Die Ermittlung möglicher Unterschiede im Verhalten der Tiere war nicht Gegenstand des Versuchs.
Das Insektenprotein enthielt folgende Werte (bezogen auf 97 % Trockensubstanz): 52,9 % Rohprotein, 7,8 % Rohfett, 10,3 % Rohfaser, 2,6 % Lysin, 0,68 % Methionin, 1,92 % Threonin, 0,63 % Tryptophan, 0,79 % Calcium und 1,23 % Phosphor.
Keine Leistungsvorteile
Im Mittel lagen die Tageszunahmen bei 1080 g. In der Kontrollgruppe ohne Insektenprotein wurden 1085 g und in der Versuchsgruppe 1073 g Tageszunahmen erreicht. Der Futteraufwand je kg Zuwachs von 2,40 kg war in beiden Gruppen identisch, der tägliche Futterverbrauch unterschied sich ebenfalls nicht (2,60 gegenüber 2,57 kg).
In der Phase ab 80 kg Lebendgewicht erzielten die Schweine sehr hohe Tageszunahmen von durchschnittlich mehr als 1100 g. Die Schlachtkörper wurden nach Autofom klassifiziert. Die Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht (SG) waren mit 0,998 in beiden Gruppen identisch. Mit Ausnahme der Tageszunahmen in der Anfangsmast traten weder in der Mastleistung noch in der Schlachtkörperbewertung gesicherte Unterschiede auf (siehe Übersicht 2).
Höhere Futterkosten
Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum Juni bis Oktober 2023. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 81,66 € und in der Versuchsgruppe mit Insektenprotein bei 125,89 €. Daraus ergibt sich ein Kostenvorteil von 44,23 € je 100 kg Zuwachs zugunsten der Kontrollgruppe.
Aus den Ergebnissen lässt sich daher ableiten, dass der Einsatz von Insektenprotein als Eiweißkomponente im Schweinemastfutter ohne Leistungseinbußen möglich, aber bei dem derzeitigen Preisniveau unwirtschaftlich ist.
Stichwort Insektenprotein
Insekten sind weltweit für mehr als 2 Mrd. Menschen ein ganz normaler Bestandteil der Ernährung – nicht unbedingt in Mitteleuropa, aber beispielsweise in Afrika, Asien und Südamerika. Auch in der Tierernährung nimmt das Thema an Fahrt auf. Denn seit September 2021 darf Insektenprotein an Schweine verfüttert werden, sofern rechtliche Vorgaben im Zusammenhang mit den Ausnahmen vom Verfütterungsverbot für tierische Proteine eingehalten werden.
Wollen selbstmischende Landwirte Insektenprotein einsetzen, benötigen sie in NRW eine Registrierung oder Zulassung durch die zuständige Veterinärbehörde. Beim Einsatz des Insektenproteins als Futtermittel geht es in erster Linie um Nachhaltigkeit, Tier- und Umweltschutz. Beispielsweise soll seine Nutzung den Sojaimport aus Südamerika reduzieren. Zudem wird für die Produktion weniger Fläche benötigt als für den Sojaanbau (Teller-Trog-Diskussion).
Insekten zählen zu den landwirtschaftlichen Nutztieren und dürfen sich nur von Futtermitteln ernähren. Derzeit sind in der EU acht Insektenarten zugelassen. Insektenprotein wird überwiegend in der Heimtierfütterung eingesetzt und ist im Nutztierbereich bisher kaum von Bedeutung.
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