Die Kommunikation rund um das Thema Milch stärken – dieses Ziel verfolgt „Dialog Milch“, eine Initiative der Landesvereinigungen der Milchwirtschaft in NRW und Niedersachsen. Vergangene Woche fand ihr erster Workshop statt, bei dem Milchviehhalter und Interessierte sich über die Potenziale von Instagram, Tiktok und Co. informierten.
Unten haben wir noch die wichtigsten Tipps der Referentinnen und Referenten zusammengefasst. Einfach weiterscrollen!
Lieber unperfekt
Demnach lautet die goldene Regel für den Start auf Social Media: Ziele festlegen. Und dann? Einfach anfangen, denn simple Beiträge kommen oft besser an als perfekt zurechtgeschnittene.
Außerdem ist auf allen Kanälen eine gute Mischung von informativen und unterhaltsamen Inhalten wichtig – möglichst versehen mit einfachen Texten und Fragen. Beim Aufbauen von Reichweite helfen zielgruppenspezifische Themen mit konkreten Hashtags, also Schlagwörtern.
Auch wer fleißig fremde Beiträge kommentiert, wird gesehen. Größere Unternehmen teilen oft Beiträge von landwirtschaftlichen Betrieben, wenn ihre Marken darin verlinkt sind.
Keine Scheu vor Shitstorms!
Erklärt man zum Beispiel öffentlich, warum Kuh und Kalb getrennt werden, gefällt das mit Sicherheit nicht jedem. Doch wer gelassen reagiert, hat nichts Schlimmes zu befürchten.
Eine gute Idee ist es immer, Kritiker auf den Hof einzuladen und Fragen zur Sichtweise des Gegenübers zu stellen. Häufen sich unsachliche Vorwürfe, kann man in den Einstellungen Stichwörter wie „Tierquäler“ blockieren, die dann nicht mehr angezeigt werden.
Trendmusik tabu?
Auch rechtlich gibt es in den sozialen Medien Einiges zu beachten: Wer ein Unternehmensprofil betreibt, also für Produkte oder Dienstleistungen wirbt, darf keine lizenzierte Musik verwenden. Im schlimmsten Fall droht eine Abmahnung vom Künstler inklusive Geldforderung.
Alternativen sind lizenzfreie Titel oder Originaltöne. Allerdings ist der Reichweitenverlust ohne trendige Musik oft enorm. Außerdem wichtig: Jeder geschäftliche Kanal sollte im Profil ein Impressum hinterlegen, zum Beispiel per Link zur eigenen Homepage.
Wiedererkennungswert per Marke
Wer bei der Vielzahl von Kanälen nicht untergehen möchte, braucht zudem eine eigene Marke, die das Selbstbild des Betriebs spiegelt. Beim Workshop erklärte Kommunikationsdesignerin Thessa Müller: „Fragt euch, wofür ihr steht, was ihr seid und was ihr nicht seid. All das muss auch eure Marke erfüllen.“
Das Logo dazu sollte simpel und zeitlos sein. Am besten verwendet man nicht mehr als zwei Schriften und Farben“, verriet die Expertin.
… hat sich Anfang 2023 alsAgrarinfluencer und Foto- bzw. Videograf selbstständig gemacht. Bei ihm dreht sich alles um Maschinen – sei es zu Hause, unterwegs mit Freunden oder für große Landtechnikunternehmen. Seine Tipps:
- Für Instagram eignet sich „savable Content“, also informative und unterhaltsame Beiträge, die gerne abgespeichert werden. Nils empfiehlt einen Post pro Tag, aber weniger ist besser als nichts.Bei Bildbeiträgen eignen sich sogenannte Karussells mit mehreren Fotos. Reels, also hochformatige Videobeiträge, sollten möglichst kurz sein. Diese am besten immer auch in der Story teilen, um die Sichtbarkeit zu erhöhen.
- Für Videos steht Nils häufig selbst im Vordergrund. Gerade bei Tiktok kommt das gut an. Hier sind nahbare und lustige Inhalte mit einem schnellen Start gefragt. Auf diesem Kanal lohnt sich außerdem „Trend Watching“: Welche Töne, Hashtags und Themen sind gerade angesagt? Oft lassen sie sich leicht kopieren.
- Videos müssen auch ohne Ton funktionieren, etwa mit Untertiteln, und sollten keine Wasserzeichen enthalten. Für das Schneiden empfiehlt er die kostenlose App CapCut. Hier lassen sich Übergänge gestalten, Lautstärke und Geschwindigkeit anpassen, Texte einfügen und vieles mehr.
- Für Youtube produziert Nils einmal pro Woche ein längeres Video, zwischendurch auch mal kürzere Schnipsel. Auf diesem Kanal darf es ruhig fachlicher und ausführlicher sein. Ein Video sollte mindestens zehn Minuten lang sein.
… hat 2021 einen Instagramkanal für den Milchviehbetrieb ihres Mannes ins Leben gerufen. Weil sie selbst nicht aus der Landwirtschaft kommt, hat sie einen guten Blick für offene Fragen rund um den Betrieb. Ihre Tipps:
- Regelmäßig posten: Feste Wochentage sorgen für eine innere Verpflichtung.
- Thementage wie der Kälbchensonntag: Ein süßes Bild vom Nachwuchs ist auf dem Hof schnell gemacht. Dazu reicht es oft schon, einen schönen Sonntag zu wünschen.
- Die Insights von Instagram zeigen, wann die eigenen Follower online sind. Die optimale Veröffentlichungszeit ist die mit der größten Reichweite bisheriger Beiträge.
- Mit kostenlosen Programmen lassen sich schlichte Rahmen oder Logos gestalten, die für Wiedererkennungswert sorgen.
- Bei der „Redaktionsplanung“ helfen Programme wie Trello. So geraten spontane Ideen und lustige Fotos nicht in Vergessenheit.
… ist auf dem Milchhof Billmann verantwortlich für Betriebswirtschaft und Direktvermarktung. Gemeinsam mit seinem Bruder tritt er regelmäßig auf Facebook und Instagram vor die Kamera. Das Ziel: Mehr Reichweite, um Milch und Geflügel zu 100 % selbst zu vermarkten. Seine Erfahrung:
- Über soziale Medien lassen sich kinderleicht Kundenbeziehungen aufbauen. Dafür sollte man Kommentar- und Umfragefunktionen nutzen. So hat der Milchhof seine Kunden einmal über ein neues Verpackungsdesign abstimmen lassen. Die Beteiligung war riesig.
- Für Wiedererkennungswert sorgt die Begrüßung „Hallo liebe Milchfreunde“, mit der Heiner Billmann jedes Video startet.
- „Das passt heute nicht“ oder „Meine Hose ist zu dreckig“ sind nichts als Ausreden. Je persönlicher der Beitrag, desto mehr steigt das Vertrauen in die Arbeit und die entsprechenden Produkte des Betriebes.
- Um mit Insta und Co. Erfolg zu haben, sollte eine Person fest verantwortlich sein. Ein bis zwei Stunden pro Woche reichen leider nicht, damit die Zahl der Follower wächst.
- Youtube und ChatGPT bieten echte Chancen, Neues über Social Media zu lernen, insbesondere zu Werbekampagnen. Die kosten zwar Geld, sie lassen sich aber gut auf die gewünschte Zielgruppe anpassen, um Neukunden zu gewinnen.
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