Gefahrenquelle Heuraufe
Eigentlich sollen sie Pferdehaltern den Stallalltag erleichtern, doch Heuraufen bergen ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial. Verfangen sich Pferde mit ihren Beinen darin, kann es zu schweren Verletzungen kommen.
Unbestritten sind Heuraufen im Stallalltag praktische Helfer, insbesondere bei der Gruppenhaltung: Mehre Pferde können gleichzeitig verhältnismäßig ungestört Fressen, Futterverluste werden vermieden und mit speziellen Netzen oder Gitterauflagen wird der Heukonsum verlangsamt, sodass die Vierbeiner länger mit der Futteraufnahme beschäftigt sind. Bei Heuraufen kommt es jedoch darauf an, „dass Pferde nicht hineinsteigen oder mit den Hufen durch die Stäbe schlagen und hängen bleiben können.“ Dieser Hinweis findet sich in den „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums von 2009.
Richtlinien für Raufen
Doch in der Praxis sind oftmals Heuraufen anzutreffen, die ursprünglich für Rinder oder andere Nutztiere konzipiert wurden oder „Marke Eigenbau“ sind. Solche Modelle bergen ein hohes Verletzungspotenzial.
Doch Gefahrenquellen bestehen erstaunlicherweise auch bei explizit für Pferde ausgelobten Heuraufen. Vor einem Neukauf sollten Pferdehalter diese daher genau unter die Lupe nehmen. Hinweise geben die erwähnten Leitlinien:
- Der empfohlene lichte Abstand von Senkrechtstäben bei Raufen beträgt maximal 5 cm (gilt für ausgewachsene Pferde).
- Stäbe oder Rohre dürfen unter Last nur schwer verformbar sein. Für senkrechte Gitterstäbe bei Boxenabtrennungen wird ein Außendurchmesser von 19 bis 25 mm (entspricht 3/4 bis 1 Zoll) empfohlen. Dies dürfte auch als Richtwert für Raufen gelten.
Allerdings werden diese Sicherheitsabstände bei einigen Raufenmodellen nicht eingehalten. Stababstände und sonstige Öffnungen mit einer lichten Weite von etwa 6 bis 30 cm sind jedoch risikobehaftet. Auch die Stabdicke lässt mitunter zu wünschen übrig. Selbst bei „Sicherheitsfressgittern“ halten sich die Hersteller nicht immer an die Leitlinien. Bei sogenannten Palisadenfressraufen kommt zusätzlich die Gefahr des Hineinsteigens hinzu, da die Abtrennungen der einzelnen Futterplätze lediglich halbhoch sind.
Nachfragen erforderlich
Bei dem Neukauf einer Raufe lässt sich oft gar nicht so einfach herausfinden, welchen Abstand die Gitterstäbe haben – Hersteller bzw. Lieferanten halten sich diesbezüglich mitunter bedeckt. Sind die Abstände nicht in der Produktbeschreibung ausgewiesen, bringt eine Nachfrage Licht ins Dunkel. Pferdehalter sollten sich jedoch nicht mit der Aussage „pferdetauglich“ abspeisen lassen, sondern die exakten Maße verlangen.
Einige Hersteller haben das Problem erkannt und bieten mittlerweile explizit Raufen mit dem in den Richtlinien geforderten Abstand. Wieder andere sind sich des Problems zwar bewusst, verwenden aber aus „praktischen Gründen“ dennoch zu große Abstände und zu geringe Stabdicken – wohlgemerkt nicht ohne den Hinweis, keinerlei Haftung für eventuelle Verletzungen zu übernehmen.
Scharfe Kanten tabu
Verfügt die Raufe über ein Dach, sollte dieses möglichst hoch angebracht und zudem mit einem Dachkantenschutz aus Gummi ausgerüstet sein. Dieser verhindert zwar nicht das Anschlagen, jedoch unschöne und schmerzhafte Schnittwunden im Kopfbereich.
- Viele Heuraufen haben eine Dreipunktaufhängung, damit sie problemlos mit einem Traktor umgesetzt werden können. Ein spezieller Schutzbügel verhindert Verletzungen an der Aufhängung.
- Bei zusätzlicher Nutzung von Futtersparnetzen oder Gittern zur Verlangsamung der Futteraufnahme darf auch von diesen keine Gefahr ausgehen.
Ist Holz die bessere Wahl?
Heuraufen aus Holz scheinen im ersten Augenblick weniger verletzungsträchtig, doch auch sie haben ihre Tücken. Selbst geschusterte Raufen aus Brettern, Holz-kisten oder Paletten sind zwar kostengünstig, gibt es Zwischenräume, können die Pferde aber auch hier mit den Hufen hängenbleiben.
Die Holzdicke entscheidet ebenfalls über die Sicherheit. Als durchtrittsicher gilt laut der Leitlinien für Boxen eine Trennwanddicke von 2,5 cm (bei verleimten Mehrschichtplatten) bis ca. 4 cm (bei Hartholz). Weiteres Problem: Die „Nagetiere“ unter den Pferden können eine Heuraufe aus Holz in kurzer Zeit stark zurichten, wobei hier zusätzlich die Gefahr besteht, dass durch Holzsplitter die Maulschleimhaut verletzt wird und es zu schmerzhaften Entzündungen kommt.