Im Sommer schwimmen Algen in der Tränke, im Winter friert das Wasser ein. Die Wasserversorgung der Pferde ist kein Selbstgänger. Und wie viel Wasser braucht ein Pferd? Müssen es spezielle Tränken sein? Reicht auch eine Wassertonne oder ein Wasserwagen? Diese Bilder-Checkliste liefert die Antworten. Vorab liefert der Beitrag noch etwas Theorie und wichtige Hinweise zur Gesundheit der Pferde.
Wasser muss stets verfügbar sein: Für einen funktionsfähigen Stoffwechsel und Verdauungsapparat, sowie die Thermoregulation der Pferde ist die ausreichende Versorgung mit Wasser essenziell. Können Pferde nicht genug Wasser aufnehmen, sind z.B. eine geringere Leistungsfähigkeit und Futteraufnahme, eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit, sowie Inaktivität die Folgen.
Gemäß der „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ des BMEL muss Wasser daher grundsätzlich im Stall und auch auf der Weide oder dem Auslauf ganzjährig ständig verfügbar sein. Ist dies in Ausnahmefällen nicht möglich, muss ihnen mindestens dreimal täglich Wasser bis zur Sättigung verabreicht werden.
Gemäß Futtermittelrecht gelten die Schmackhaftigkeit, Verträglichkeit und Verwendbarkeit (anorganische und organische Inhaltsstoffe und Kontaminanten) als Kriterien für die Eignung des Tränkwassers (BMELV). Beurteilungswerte können dem „Orientierungsrahmen zur futtermittelrechtlichen Beurteilung der hygienischen Qualität von Tränkwasser“ des BMEL entnommen werden.
Entstammt das Tränkwasser nicht dem öffentlichen Netz, wird eine regelmäßige Überprüfung der Tränkwasserqualität angeraten. Das Wasser kann bei unzureichender Qualität gefiltert sowie chemisch oder biologisch gereinigt werden.
Checken Sie jetzt die Wasserversorgung im Stall und auch auf der Weide oder dem Auslauf.
Tränke für zwei Gruppen
Die verbauten Tränkeinrichtungen sollten dem Pferd eine weitgehend natürliche Trinkhaltung ermöglichen. Als Saugtrinker bilden Kopf und Hals des Pferdes in natürlicher Trinkhaltung eine Linie und sind nach unten gestreckt. Die Höhe des Wasserspiegels sollte demnach optimalerweise 0,3–0,4 x Widerristhöhe (z.B. maximal 60 cm Höhe bei 150 cm großen Pferden) entsprechen, jedoch nicht unterhalb des Standflächenniveaus liegen. Sackgassen, Engpässe (< 80 cm), und spitze Winkel stellen ein erhebliches Gefahrenpotential dar. Auf dem Bild ist eine Schwimmertränke für zwei Pferdegruppen erreichbar.
Wassertonnen auf der Weide?
Bei der Gruppen- oder Weidehaltung ist zusätzlich darauf zu achten, dass die Tränke frei zugänglich an einer übersichtlichen Stelle angebracht wird und von den Futter- und Ruheplätzen möglichst weit entfernt liegt.
Ein Selbsttränkebecken bietet für ca. 15 Pferde und eine lange Trogtränke für ca. 20 Pferde eine ausreichende Wasserversorgung.
Dennoch bietet es sich an, für Pferdegruppen grundsätzlich mehrere Tränken in entsprechendem Abstand voneinander aufzustellen, um rangniedrigen Tieren den Zugang zu erleichtern. Tränkeeinrichtungen sollten möglichst als Rundlauf angelegt werden und von ausreichend Fläche (mindestens 1,5 x die durchschnittliche Widerristhöhe) umgeben sein.Ein befestigter Untergrund vermeidet gesundheitliche Beeinträchtigungen und unerwünschte Nährstoffeinträge durch mit Exkrementen vermischtem Morast. Die Verwendung loser Wassertonnen in unmittelbarer Nähe der Heuraufe, birgt ein Verletzungspotential und ermöglicht keine stressfreie Wasseraufnahme.
Rohrventiltränken in der Box
Bei Druckzungen- oder Rohrventiltränken müssen die Pferde mit dem Maul einen Mechanismus betätigen, um die Ventile zu öffnen und den Wasserfluss zu veranlassen. Im Gegensatz dazu steht bei Schwimmer- bzw. gewichtsbasierten Tränken automatisch Wasser in der Tränkschale, dessen Stand durch ein Ventil gesteuert wird.
Die offene Wasseroberfläche sowie das selbstständig nachlaufende Wasser erleichtern das arttypische Trinkverhalten. Ist die Wasserdurchlaufgeschwindigkeit zu gering (optimal ≥ 8 Liter), nehmen Pferde häufig zu wenig Wasser auf.
Tränken mit Schwimmerventilen sind Rohr- oder Zungenventilen daher vorzuziehen. Im Rahmen bisheriger Datenerhebungen auf Praxisbetrieben für die Entwicklung eines digitalen Beratungstools zur Analyse und Verbesserung der Tiergerechtheit („BestTUPferd“) konnten bei lediglich 40% der Betriebe mit Gruppenhaltung (n=20) und gerade einmal 11 % der Einzelhaltungen (n= 28) korrekte Durchflussgeschwindigkeiten (>8l/min) festgestellt werden.
Schwachstelle: defekte Tränke
Futter und Wasser muss gesundheitlich unbedenklich sein. Pferde bevorzugen frisches, sauberes und im Geschmack sowie Geruch neutrales Tränkwasser. Neben der täglichen Kontrolle der Tränkvorrichtungen und Leitungen auf ihre Funktionsfähigkeit und Sauberkeit, sollte auch auf weitere Gefahrenpotentiale geachtet werden.
Dazu gehören z.B. Beschädigungen, scharfe Kanten und lichte Weiten, die ein Verletzungsrisiko darstellen (Abstände >5cm und < 30 cm), aber auch Veränderungen der Wasserqualität oder Kriechströme. Stromführende Teile oder offenliegende Leitungen dürfen für die Pferde nicht erreichbar sein.
Wasserwagen auf der Koppel
Besteht keine Möglichkeit fließendes Wasser auf der Weide einzurichten, kann die Wasserversorgung der Pferde über große Gefäße wie Kübel, Wasserfässer oder über einen (isolierten) Wasserwagen erfolgen. Dieser sollte nach Möglichkeit ausgezäunt sein, um Verletzungen oder das Entstehen von Kriechströmen zu vermeiden. Optimal ist ein direkt an den Wasserwagen angeschlossenes Tränkbecken, alternativ müssen Kübel regelmäßig mit frischem Wasser aufgefüllt werden. Bei der Verwendung von Wasserfässern wird nur ein geringer Wasserdruck erreicht. Dennoch ist auf eine ausreichende Wasserleistung zu achten z.B. mittels Tränkebecken für Niederdruckanschlüsse.
Algengefahr im Sommer
Besonders in den Sommermonaten ist darauf zu achten, dass sich das Wasser in Kübeln oder im Wasserfass nicht zu stark erwärmt und keine Algen ansetzt. Dazu sollte das Wasser möglichst an schattigen Standorten platziert oder mit entsprechenden Folien abgedeckt werden. Besonders dunkle Materialien fördern die Aufheizung und Algenbildung. Für kleinere Herden können z.B. gereinigte Flüssigkeitscontainer für Industrierohstoffe wiederverwendet werden. Das Wasser sollte in jedem Behälter regelmäßig gewechselt werden besonders, wenn dieser für kleine Herden aufgestellt wird. Behälter müssen uv- und temperaturbeständig, bruchsicher sowie lebensmittelecht sein, damit bei hohen Temperaturen keine gelösten Schadstoffe aus dem Material ins Trinkwasser gelangen.
Fließend Wasser im Winter
Bei Neubauten werden Wasserleitungen frostsicher in 90-120 cm Tiefe verlegt. Höher liegende Leitungen werden mit einer Isolierschale versehen. Das Wasser im Tränkebecken, sowie der Wasserleitung wird durch eine Widerstandsheizung erwärmt. Heizkabel sollten die Leitung unterhalb einer Isolierschicht schlangenförmig umwickeln, um etwaige Materialbewegung ausgleichen zu können. Im Pferdebereich sollte die Stromversorgung stets mit Niederspannung erfolgen. Bei Altbauten verlaufen die Wasserleitungen häufig unter der Decke. Wasserleitungen ohne Frostschutz können nachträglich mit Umlauf- oder Rohrbegleitheizungen versehen werden. Das durch Heizelemente erwärmte Wasser bleibt somit ständig in Bewegung und friert auch im Winter nicht ein. Ebenso kann eine Ummantelung der Leitung mittels Isoliermaterial wie z.B. Styropor für nachträglichen Frostschutz sorgen.
Isolierte Balltränke
Steht auf der Weide keine Stromversorgung zur Verfügung kann die Wasserversorgung mittels Balltränke auch bei mäßigem Frost und ausreichender Pferdezahl ermöglicht werden. Bei dieser Tränkvorrichtung wird ein isolierter Tränkbehälter mittels Schwimmerventil automatisch mit Wasser befüllt und durch einen Ball an der Trinköffnung verschlossen. Das Herunterdrücken des Balls ermöglicht die arttypische Wasseraufnahme in natürlicher Trinkhaltung und kann auch eine dünne Eisschicht zerstören.
Schnee ist kein Erstz für Wasser
Schnee kann generell nicht als Ersatz für Wasser angesehen werden. Werden Balltränken auf isolierten Beton- oder Kunststoffrohren angebracht, sorgt die wärmere Luft aus tiefen, frostfreien Erdschichten für ausreichend warmes Wasser. Bei geringem Wasserumsatz in Kleingruppen kann bei Verfügbarkeit von Strom eine Zusatzheizung verbaut werden.
Lesen Sie mehr: