Wasser gehört zu den wichtigsten Futtermitteln für Pferde und ist überlebenswichtig. Pferde gehören zu den sogenannten Saugtrinkern, das heißt, sie saugen das Wasser in ihre dehnbaren Backen und schlucken es nach drei bis fünf kurzen Saugphasen ab. Dabei tauchen sie mit leicht heraushängender Zunge in das Wasser ein und testen unter anderem Temperatur und Geschmack.
Wie viel Wasser benötigt ein Pferd pro Tag?
9 l Wasser für ein 600 kg schweres Pferd: Zur Aufrechterhaltung der wichtigsten Körperfunktionen kann eine Mindestmenge von 15 ml/kg Körpermasse pro Tag angesetzt werden. Dies entspricht einer Menge von 9 l Wasser für ein 600 kg schweres Pferd.
Bedarf steigt bei Aktivität: Dieser Erhaltungsbedarf erhöht sich in Abhängigkeit von der körperlichen Aktivität und der Leistung wie der Produktion von Milch bei Mutterstuten oder der Abgabe von Schweiß bei Hitze, Stress oder körperlicher Belastung. Diese Wasserverluste erhöhen den Bedarf des Pferdes im Beispiel auf bis zu 60 l pro Tag (entspricht 100 ml/kg Körpermasse pro Tag).
Mangelnde Wasseraufnahme: kann bei Pferden zum Rückgang der Futteraufnahme und zu einer Dehydrierung führen. Die Folge sind Koliken, insbesondere aufgrund der Eintrocknung des Kotes im Dickdarm („Verstopfungskoliken“). Bei Sportpferden kann es auch zu einer „Minderperfussion“ der Muskulatur aufgrund mangelnder Wasseraufnahme kommen. Die Pferde regenerieren dann langsamer und wirken schlapp.
Wasserreiche Futtermittel: Zur Sicherung der Wasseraufnahme lässt sich ein Teil des Bedarfs durch wasserreiche Futtermittel abdecken, zum Beispiel Gras, gequollene Rübenschnitzel oder als Brei angebotene Heucobs. Dieses Prinzip eignet sich besonders für „trinkfaule“ ältere Pferde, um ein Austrocknen zu verhindern. Zudem hat sich im Winter das Anwärmen des Wassers auf rund 12 °C als günstig für die Wasseraufnahme erwiesen.
Tränke: Was ist pferdegerecht?
Haltung beim Trinken: In der Natur trinken Pferde in Gesellschaft und mit gesenkter Kopf-Hals-Haltung. Die Geselligkeit ist häufig dem Aufsuchen von Wasserstellen geschuldet, bietet der Herde jedoch auch Schutz vor Gefahren. Bei unseren Hauspferden lässt sich dieses Verhalten in Gruppenhaltung teilweise noch beobachten.
Um beurteilen zu können, ob die eigene Tränkwasserversorgung pferdegerecht ist, lohnt sich ein Blick in die „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“. Diese werden vom Bundeslandwirtschaftsministerium herausgegeben.
Pferdegerecht heißt in diesem Zusammenhang, dass Wasser grundsätzlich – unabhängig von Haltungsform und Jahreszeit – ständig zur Verfügung stehen muss. Dies setzt voraus, dass die vorhandenen Tränken funktionsfähig und frostgeschützt sind.
Dreimal täglich: Für Weidepferde wurde ermittelt, dass unter winterlichen Witterungsbedingungen bei Grasaufnahme die Tiere im Durchschnitt dreimal täglich Wasser aufnehmen. Die Leitlinien erlauben in Ausnahmefällen die rationierte, dreimal tägliche Tränkung bis zur Sättigung. Schnee stellt keinen geeigneten Ersatz für Tränkwasser dar.
Kritisch zu sehen ist die rationierte Wassergabe besonders in den Wintermonaten mit begrenztem Auslauf. Auf Paddocks wird zum Teil nur schwer verdauliches Stroh als Futterquelle angeboten. Fehlt dann ein entsprechender Zugang zu Tränkwasser, steigt das Risiko einer Verstopfungskolik.
Zweimal pro Stunde: Bei sommerlichen Temperaturen ändert sich das Trinkverhalten. Pferde auf der Weide trinken dann bis zu zweimal pro Stunde.
Tränkesysteme - Wie bringe ich die Tränke richtig an?
Richtige Höhe: Für eine natürliche Kopf-Hals-Haltung beim Trinken sollte sich der Wasserspiegel der Tränke in Höhe von 0,3 bis 0,4 x der Widerristhöhe, also etwa in Höhe des Vorderfußwurzelgelenkes befinden. Tränken unterhalb des Standflächenniveaus sind nicht pferdegerecht.
In Höhe des Buggelenks: Aufgrund von Verletzungsrisiken werden Tränken häufig etwas höher angebracht, um ein Hängenbleiben mit den Gliedmaßen oder das Verschmutzen durch Kot zu verhindern. Hersteller empfehlen, Selbsttränken in Höhe des Buggelenkes anzubringen.
Durchflussrate: Bei Selbsttränken sollten die Durchflussrate pro Minute und der Wasserdruck der Leitung so aufeinander abgestimmt sein, dass beim Trinken kein sprudelndes oder spritzendes Wasser die Pferde erschreckt. Bei 5 bar Wasserdruck können bis zu 20 l/Minute Durchflussrate erreicht werden. 5 l/min sollten es mindestens sein, sofern das Volumen des Tränkebecken weniger als 2 l beträgt.
Druckventile: Neben von Schwimmern gesteuerten Tränken werden häufig auch Druckventiltränken eingesetzt. Dabei müssen die Pferde mit dem Maul einen Druckschalter betätigen. Der zu überwindende Widerstand sollte möglichst nicht mehr als 600 bis 700 g betragen. Die Durchflussmengen und die Funktionsfähigkeit sollten täglich kontrolliert werden.
Neues Tränkesystem mit dem Pferd trainieren
Vorsicht ist geboten, wenn Pferde auf ein neues Tränkesystem umgestellt werden. Idealerweise können sie die „Bedienung“ von Partnertieren erlernen. Alternativ muss die Funktionsweise den Tieren gezeigt und gegebenenfalls mit ihnen trainiert werden. In den Tagen der Umstellung ist das zusätzliche Tränken aus Eimern empfehlenswert.
Schutz vor Schmutz
Um eine Tränke vor Verunreinigungen zu schützen, sollte sie möglichst weit entfernt vom Futterplatz angebracht werden. Bei Boxenhaltung kann dies die vom Heufutterplatz gegenüberliegende Ecke sein. Stehen die Pferde in Gruppen, reicht eine Selbsttränke zur Versorgung von 15 Tieren. Werden sogenannte lange Trogtränken verwendet, können mit einer Tränke 20 Pferde mit Wasser versorgt werden.
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