Klöckner will dreistufiges Tierwohllabel

Drei statt zwei Qualitätsstufen, freiwillige Teinahme der Landwirte und keine Herkunftskennzeichnung in Form einer schwarz-rot-goldenen Flagge - Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat am Wochenende die wichtigsten Kennzeichen des geplanten Tierwohllabels vorgestellt.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat sein Konzept für eine Tierwohlkennzeichnung modifiziert. Ressortchefin Julia Klöckner (CDU) kündigte am Wochenende eine dreistufige Kennzeichnung an, bei der bereits die Eingangsstufe eindeutig über dem gesetzlichen Standard liegen werde. Die von Klöckners Vorgänger Christian Schmidt (CSU) erarbeiteten Kriterien für das Label hatten noch zwei Stufen vorgesehen: eine Eingangs- und eine Premiumstufe.

Freiwillig und ohne Flagge

Eine Herkunftskennzeichnung in Form einer schwarz-rot-goldenen Flagge auf dem Label soll es nicht geben, da dies von Verbrauchern fälschlich als Angabe zur Herkunft verstanden werden könne. Die Nutzung des Labels soll freiwillig, dessen Kriterien sollen verbindlich sein. Auf europäischer Ebene will sich die Ministerin für eine verpflichtende EU-weite Haltungskennzeichnung einsetzen.

Alle mitnehmen

Laut Klöckner hat ein Gespräch der Spitze ihres Hauses mit Verbandsvertretern Ende letzter Woche in Berlin wichtige Fortschritte gebracht. Man sei übereingekommen, möglichst alle Vermarktungswege für Fleisch und Fleischerzeugnisse einzubinden. Mit einer Beteiligung der ganzen Kette soll ein hohes Maß an Wertschöpfung gewährleistet werden. Ziel sei, eine große Anzahl von Landwirten mitzunehmen, „insbesondere diejenigen, die bereits in der Brancheninitiative Tierwohl (ITW) engagiert sind“. Für notwendige Stallumbauten zur Einhaltung der Kriterien soll es staatliche Förderung geben.

Verbraucher entscheiden an der Kasse

Ein freiwilliges Label bietet der Ministerin zufolge die Möglichkeit, ein Mehr an Tierwohl sichtbarer zu machen und den Verbrauchern eine verlässliche Orientierung zu geben, „wieviel Tierwohl in den Produkten steckt“. Dabei würden diejenigen nicht diskriminiert, die sich zwar gesetzeskonform verhalten, aber lediglich die vorgeschriebenen Mindeststandards bei der Tierhaltung einhalten. „Sie müssen nicht mitmachen beim Label, können es dann aber auch nicht als werbewirksame Verbraucherinformation nutzen“, erläuterte Klöckner. Die Verbraucher entschieden an der Kasse mit, was ihnen Tierwohl wert ist. Die Bundesregierung werde das Label so attraktiv machen, „dass viele Landwirte mitmachen und sich dadurch die Haltungsbedingungen der Nutztiere spürbar verbessern“. Die Ministerin verwies auf die Beispiele Dänemark und Niederlande, die mit ähnlichen nationalen Konzepten agierten. In Deutschland könne der Einstieg schnell gelingen, „wenn alle an einem Strang ziehen und nicht auf Zeit spielen“.

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