Agrarpaket empört Bauern

Als stiller Protest gegen das Agrarpaket ist die Aktion "Grüne Kreuze" gestartet. Wer Landwirte überfordert, vernichte Familienbetriebe, so der Rheinische Landwirtschafts-Verband. Grünen Politiker Ostendorff sieht in der Aktion einen „Ausdruck von großem Selbstmitleid.“

Im landwirtschaftlichen Berufsstand sorgt das von der Bundesregierung beschlossene Agrarpaket für Empörung und wachsenden Unmut. Das habe das sprichwörtliche „Fass zum Überlaufen“ gebracht, stellten mehrere Agrarblogger, darunter der als Bauer Willi bekannte Landwirt Dr. Willi Kremer-Schillings, am Dienstag voriger Woche in einer Presse­information fest. Sie verwiesen in dem Zusammenhang auf die Aktion #grüne Kreuze, die nun anlaufe.

Massive Erschwernisse

Die Idee der Mahnkreuze von Friedrich Wilhelm Raiff­eisen werde wieder mit Leben erfüllt, so die Agrarblogger. Das Agrarpaket enthalte sehr viele Maßnahmen, die in letzter Konsequenz dazu führen würden, dass die bisher prakti­zierte Form traditioneller Landwirtschaft massiv erschwert und im Einzelfall unmöglich gemacht werde.

Der Rheinische Landwirtschafts- Verband (RLV) berichtete, die Aktion richte sich gegen die steigende Auflagenflut, überzogene Büro­kratie, Dumpingpreise, den ungebremsten Flächenverbrauch und unfaire Handelspolitik. Dahinter stecke im Kern die Frage nach der Zukunft der von bäuerlichen Familienbetrieben getragenen Landwirtschaft.

Derweil warf der Agrarsprecher der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff, den Initiatoren der Aktion eine „destruktive Generalkritik“ vor, die wenig zielführend sei. Die genutzte Symbolik sei deutlich überzogen und „Ausdruck von großem Selbstmitleid“, so Ostendorff. Von diesem resignativen Ansatz gehe ein völlig falsches Signal aus, das der Bevöl­kerung vermittle, dass die Landwirtschaft nicht bereit sei für Veränderungen.

Völlig anders sieht dies der Berufsstand. Der RLV berichtete, dass die „Fassungslosigkeit“ der Landwirte nicht nur in sozialen Netzwerken und auf Versammlungen deutlich werde. Ob Aktionsprogramm Insektenschutz, Tierwohllabel, Mittelumschichtung in die Zweite Säule oder das seit Monaten diskutierte neue Düngepaket: Die Bauern seien empört „über die Ignoranz und die fachliche Inkompetenz, mit der ordnungsrechtliche Maßnahmen für alle Bereiche des Wirtschaftens von der Politik rücksichtslos vorangetrieben werden“, fasste der RLV die aktuelle Stimmung zusammen.

Ohne Pflanzenschutz?

Besonders scharf gingen die Agrarblogger mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze ins Gericht. Sie zitierten die SPD-Politikerin mit den Worten, dass sie von einer Reduzierung der Pflanzenschutzmittel um 75 % ausgehe. Leider sage Frau Schulze nicht, wie die Alternativen aussehen, so die Blogger. Die Ministerin wolle, dass ein 5m breiter Streifen entlang von Gewässern dauerhaft begrünt werde. Dort solle keine Bewirtschaftung mehr stattfinden, also keine Lebensmittel angebaut werden. Eine Entschädigung dafür sei nicht vorgesehen, ebenso wenig für sinkende Erträge, wenn der Pflanzenschutz so massiv eingeschränkt werden solle.

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