Kommentar

Hätte, hätte, Absicherung

In guten Zeiten für die schlechten vorsorgen - das gilt für alle Partnerschaften. Ob mit oder ohne Trauschein, Hof oder nicht.

Sie erziehen die Kinder, packen auf dem Betrieb an, sind verantwortlich für Buchführung, Finanzen und das Agrarbüro, schmeißen den Haushalt und pflegen die (Schwieger-)Eltern. Frauen in der Landwirtschaft leisten ­extrem viel. Vor allem erbringen sie sogenannte „Care-Arbeit“, also die „Kümmer-Arbeit“, die kaum jemand sieht und die auch nicht honoriert wird. Wir sind sozialisiert damit, dass „frau“ sich um das Wohl der Familie kümmert. Aber was hat „frau“ davon? Antwort: häufig ein hohes Risiko.

15 Jahre oder bis zum Tod?

Den heiligen Kern des Ganzen bildet die Ehe. ­Solange der Bund des Lebens hält, mag jede und jeder sich im Hafen der Ehe sicher fühlen. Man verlässt sich in puncto Altersvorsorge und Absicherung auf den anderen. Laut der „Female ­Finance Studie“ fahren 67 % der Frauen diesen Kurs. Das ist fahrlässig! Die Lebensrealität ist eine andere. In Deutschland landet jede dritte Ehe vor dem Scheidungsrichter. Im Schnitt dauert der Bund fürs Leben nicht mehr „bis der Tod euch scheidet“, sondern weniger als 15 Jahre. Wie steht „frau“ dann da? Viele wissen es nicht.

Die aktuelle Studie des Thünen-Instituts zeigt, dass eine von vier Frauen, die in grünen Berufen wie in der Landwirtschaft arbeitet, die eigene Absicherung nicht einschätzen kann. Knapp sieben von zehn gaben an, kein Eigentum an betriebseigenen Flächen oder Gebäuden zu haben. Jede dritte Frau hat zumindest eine leise Ahnung, dass ihre Alterssicherung nicht ausreichen wird.

Berechnend und lieblos?

Frauen sollten ihre soziale und finanzielle Absicherung für den Fall von Scheidung und Trennung selbst in die Hand nehmen. Verständlicherweise fällt es schwer, mit dem Liebsten über ­Finanzen, Grundbucheintrag, Ehevertrag, ­Testament, häusliche Arbeitsteilung, Kinder­betreuung, Unterbrechung der Erwerbstätigkeit, Unterhaltsregelung, Versorgungsausgleich oder das Ende der Ehe zu reden, wenn diese gerade am Anfang steht oder die Hochzeitsplanung in ­vollem Gange ist.

Das wirkt gefühlskalt, berechnend und lieblos. Das ist es aber nicht. Ganz im Gegenteil: Liebe und Verträge passen zusammen. Beispielsweise können Ehepartner über einen Ehevertrag eine faire Regelung finden, um Nachteile und existenzielle Risiken für beide Seiten bei der Trennung zu vermeiden. Entscheidend ist, das Thema ­Absicherung anzupacken.

Es gibt genug Ex-Frauen und Ex-Männer, die ­heute sagen: „Ich hätte nie gedacht, dass mir das passiert. Hätte ich mich doch besser abgesichert.“ Diesen Personen geben wir in unserer aktuellen völlig romantikfreien Serie „Absicherung von Lebenspartnerinnen und -partnern auf landwirtschaftlichen Betrieben“ eine Stimme – wenn auch anonym. Wir erzählen ihre Geschichten, um ihre Erfahrungen zu teilen, und andere vor ähnlichen Stolpersteinen zu bewahren. Los geht es mit dem Beispiel von Maria.

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