Wer später leistungsfähige Kühe melken will, sollte seine Kälber und Jungrinder „powern“ und die Färsen bremsen. Wer bei den Jüngsten mit Milch und Futter knausert, spart am falschen Ende. Diese Botschaft zog sich in der vergangenen Woche durch den gesamten Baulehrschautag des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) und der Arbeitsgemeinschaft für Rationalisierung, Landtechnik und Bauwesen in der Landwirtschaft (ALB) in Bad Hersfeld.
Kälber brauchen Energie
Zum optimalen Start ins Kälberleben gehört eine möglichst frühe Erstversorgung mit drei oder mehr Litern Biestmilch, erklärte Dr. Hans-Jürgen Kunz. Dadurch sollen möglichst viele Immunglobuline über die dann noch durchlässige Darmwand ins Blut gelangen, wo die Antikörper das Kalb bei Infektionen unterstützen, so der Rinderfachmann aus Schleswig-Holstein. Und auch nach der Biestmilchphase gilt es, die Immunabwehr der Kälber zu stärken. Dazu benötigen die jungen Tiere reichlich Energie, um in Belastungssituationen etwas zusetzen zu können. Anders als lange Jahre üblich, sollten Kälber in den ersten etwa fünf Lebenswochen daher nicht restriktiv getränkt werden, sondern ad libitum, erklärte Kunz. Die Tiere nehmen dann zwar mindestens 10 l Milch oder hochwertigen Milchaustauscher pro Tag auf. Diese Investition lohnt sich aber, weil die so versorgten Kälber deutlich vitaler und weniger anfällig für Krankheiten sind.
Heu und Wasser anbieten
Milch allein reicht allerdings nicht, um die Kälber optimal aufzuziehen, erklärte Dr. Jason Hayer von der rheinland-pfälzischen Lehr- und Versuchsanstalt Hofgut Neumühle. Ein 90 kg schweres Kalb beispielsweise benötigt je nach Außentemperatur täglich 8 bis 13 l Wasser zusätzlich zu der Flüssigkeit, die es mit der Milch aufnimmt.
Dieses freie, nicht in der Milch enthaltene Wasser ist wichtig für die Thermoregulation an heißen Tagen und für die bakterielle Aktivität und einsetzende Verdauung im Pansen. Die Mikroben dort benötigen nämlich für ihre „Arbeit“ Flüssigkeit. Aus der Tränkemilch können sie diese aber kaum gewinnen, denn die Milch gelangt durch den Schlundrinnenreflex direkt in den Labmagen des Kalbes und fließt damit am Pansen vorbei. „Bieten Sie den Kälbern daher vom ersten Tag an Wasser an“, riet Hayer den Landwirten: „Und etwas gutes Heu ebenfalls, damit ihr Kaubedürfnis befriedigt wird und sich die Tiere frühzeitig an festes Futter gewöhnen.“
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