Seit dem Angriff schalten sich die Claas-Mitarbeiter aus Kiew mehrmals am Tag digital zusammen. Außerdem stehen sie im engen Austausch mit der Zentrale in Harsewinkel. Die Claas-Vertriebsgesellschaft in der Ukraine hat 40 Mitarbeiter. „In den Schalten geht es um existenzielle Sorgen“, schildert Unternehmenssprecher Wolfram Eberhardt. Welche Gebäude wurden getroffen? Gibt es noch Benzin? Spuckt der Geldautomat noch Scheine aus? Bei manchen Calls fehlen Mitarbeiter, weil sie wichtige Einkäufe erledigen müssen. Andere Kollegen wurden einberufen und sind auf dem Weg zur Front.
Evakuierung mit dem Bus
Claas hat vor Ort Bustouren zur Evakuierung aus der Kiew-Region organisiert. Mit den Bussen konnten die Mitarbeiter samt Familien in friedlichere Gefilde der Ukraine fahren. „Wir haben aber mit einer größeren Nachfrage gerechnet. Viele wollen ihr Heim dann doch nicht verlassen“, erzählt Wolfram Eberhardt.
Vor dem russischen Angriff hat Claas mit den ukrainischen Kollegen auch schon mögliche Szenarien besprochen. Denn in den Schalten geht es auch darum, das Geschäft in Ukraine so gut wie möglich am Laufen zu halten, berichtet der Unternehmenssprecher. Die Verfügbarkeit der Maschinen soll nach Möglichkeit gewährleistet sein. Manche Landmaschinenhändler und Landwirte in der Ukraine ordern gerade jetzt Maschinen und Ersatzteile. „Sie wissen nicht, wie die Lage in ein paar Wochen aussieht. Die Ernte wird trotzdem kommen“, sagt Wolfram Eberhardt.
Rückzug aus Russland ist keine Option
Jenseits der Grenze, im südrussischen Krasnodar, hat Claas ein Werk mit 700 Mitarbeitern. Für die Reihe des Mähdreschers Tucano gilt Claas als „vaterländisches Unternehmen“ und ist so für russische Landwirte subventionsfähig. Ein Rückzug aus Russland sei keine Option. Das Unternehmen bleibe an der Seite der Landwirte in der Ukraine und in Russland. „Beide Staaten sind mit die wichtigsten Getreideexporteure der Welt, vor allem nach Nordafrika“, so Wolfram Eberhardt.
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