Frau Langenberg, Sie waren bis vergangenes Jahr bei „Hundert Hektar Heimat“ online zusehen. Was steckt hinter der Reihe?
Gesa Langenberg: Bei „Hundert Hektar Heimat“ kommen junge Landwirte und Menschen vom Land zu Wort. Sie beschreiben in kurzen Videos ihren Alltag auf den Höfen und im Dorf. Das Format richtet sich vor allem an eine junge Zielgruppe. Neben Informationen kommt der Spaß dabei nicht zu kurz.
Es wird von Funk, einem Angebot von ARD und ZDF, produziert. Wie greift aus Ihrer Sicht der öffentlich-rechtliche Rundfunk das Thema Landwirtschaft zurzeit auf?
Gesa Langenberg: Landwirtschaftliche Themen finden verstärkt ein Echo, zum Beispiel die Wiedervernässung der Moore oder die Transformation der Schweinehaltung. Diesbezüglich reden die Mitarbeiter der öffentlich-rechtlichen Sender meist sachlich mit den Landwirten und nicht einseitig oder abfällig. Persönlich habe ich keine negativen Erfahrungen mit den Redakteuren gemacht und sie als aufgeschlossen und diskussionsfreudig empfunden.
Abgesehen von „Bauer sucht Frau“ – wie realistisch empfinden Sie die Darstellung der Landwirtschaft im Fernsehen?
Gesa Langenberg: Ich nehme sie überwiegend als objektiv und realistisch wahr. Selbst in Formaten wie „Land & lecker“, die die schönen Seiten des Landlebens zeigen, wird versucht, den realen Alltag auf einem Hof zu zeigen.
Stellen Sie einen Wandel in der Berichterstattung in den vergangenen Jahren fest?
Gesa Langenberg: Eine tendenziöse Berichterstattung gegen die konventionelle Landwirtschaft empfinde ich nicht. Vielleicht war das in der Vergangenheit mal anders. Die Öffentlich-Rechtlichen beziehen in ihren Beiträgen aber auch andere Sichtweisen mit ein, zum Beispiel die Perspektiven des Handels oder des Naturschutzes. Vielleicht gefällt das nicht jedem Landwirt. Wenn die Medien über Schwarze Schafe in der Branche berichten, sollten Landwirte aber auch offen für berechtigte Kritik sein, sofern nicht verallgemeinert wird.
Es scheint, als ob nur exotische Betriebe vorkommen. Werden klassische Schweine- oder Milchviehhalter vernachlässigt?
Gesa Langenberg: Natürlich werden gerne Betriebe genommen, die etwas Neues ausprobieren oder vielleicht etwas Exotisches anbauen wie Chicorée im Schweinestall. Vor allem während Corona kamen aber auch zahlreiche klassische Schweine- und Milchviehhalter zu Wort.
Sie diskutierten bei „Hart aber Fair“ mit Cem Özdemir. Worauf sollte man dabei achten?
Gesa Langenberg: Cem Özdemir positioniert sich allein wegen seiner Parteizugehörigkeit für eine entsprechende Richtung in der Landwirtschaftspolitik und ist darüber hinaus rhetorisch fit. Wer mit erfahrenen Politikern wie ihm in Formate wie „Hart aber Fair“ geht, sollte sich vorher ebenfalls inhaltlich gut vorbereiten, um für jeden Themenbereich die entsprechenden Antworten und Botschaften parat zu haben.
Andernfalls besteht die Gefahr vom Diskussionspartner provoziert oder emotional getroffen zu werden, was in der Regel zu unüberlegten und unglücklichen Aussagen führt.
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