Die deutschen Futtermittelunternehmen produzieren dieses Jahr rund 1 Mio. t Futter weniger als im Vorjahr. Das entspricht einem Rückgang von 4 bis 6 %, wie der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) vermeldet. Die Gesamtproduktion lag im Wirtschaftsjahr 2021/22 bei 22,9 Mio. t.
Branche flexibel in Krisen
„Zwei Drittel der Einbußen betreffen das Schweinefutter“, erklärte Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der DVT-Geschäftsführung, in einer Videokonferenz vor Journalisten. „Wir sehen viele leere Ställe“, bedauerte er. Die Landwirte seien verunsichert. Notwendige politische Entscheidungen ließen auf sich warten. Nur beim Geflügelfutter hielten sich die Absatzmengen nahezu konstant.
In puncto Futterversorgung sieht Baaken aktuell keine Probleme. Der Ukraine-Krieg – wie zuvor auch schon die Corona-Krise – habe zwar die Rohstoff-Verfügbarkeiten und die Warenströme verändert. Futter sei jedoch immer verfügbar gewesen. „Die Hersteller wären keine guten Tierernährer, wenn sie nicht Rationen entsprechend anpassen würden“, sagte er. Dabei stehe für die Branche die Futtermittel-Sicherheit stets an oberster Stelle – auch wenn die Lieferungen jetzt aus anderen Regionen kämen.
Extra Warenströme bei Soja
Etwa 80 % des Futters, das in deutschen Trögen landet, stammt aus heimischer Produktion. Man sei also sehr regional unterwegs, betonte Baaken. Er warnte jedoch davor zu glauben, man könne alles vor Ort produzieren. So müsse derzeit rund ein Viertel des benötigten Proteins importiert werden.
In diesem Zusammenhang wies Baaken auf die neue Entwaldungsverordnung hin, die die EU Anfang Dezember verabschiedet hat. Danach müssen Unternehmer und Händler eine Sorgfaltserklärung abgeben, in der bestätigt wird, dass für das importierte Soja (und einige andere Rohstoffe und Waren) keine tropischen Regenwälder abgeholzt wurden. Die Verordnung sei ein „bürokratisches Monster“ und führe in den Lieferländern vermutlich zu strukturellen Veränderungen. „Den Kleinbauern der südlichen Hemisphäre ist damit nicht geholfen“, bemerkte Baaken. Inwiefern und in welcher Höhe sich die neuen Auflagen auf den Preis auswirken, mochte Baaken nicht beantworten. Generell liege der Preis für segregiertes Soja um ein Drittel bis 40% höher.
Nachhaltiger Anbau
Allerdings werde aktuell überwiegend mit Zertifikaten gearbeitet. Das bedeutet, dass zum Beispiel der Anbauer in Brasilien garantiert, dass eine entsprechende Sojamenge nachhaltig angebaut wird. Die Warenströme werden dabei jedoch nicht getrennt. Mit der neuen Verordnung wird das anders: Hier ist die Nämlichkeit der Ware gefordert. Entsprechend wird der Dokumentationsaufwand steigen. Da dies jedoch alle EU-Länder betrifft, müsse man abwarten, wie die Lieferländer wie Brasilien und Argentinien reagieren werden.
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