Bislang kannten sie sich mit Weizen und Gerste, Schweinen und Kühen aus. Zum Teil waren sie auch mit der Biogaserzeugung, Putenmast und Pferdehaltung vertraut. „Über den Anbau von Zuckerrohr, Avocados und Macadamianüssen wussten wir bis vor Kurzem aber fast nichts“, erklären Anton Heinemann und Daniel Kremer im Gespräch mit dem Wochenblatt.
Die beiden jungen Männer aus dem Raum Meschede sind nach ihrer Ausbildung zum Landwirt im sogenannten Gesellenjahr auf große Reise gegangen und haben Praktika in Lettland, Rumänien und Australien absolviert. Auf den verschiedenen Stationen haben die beiden Junglandwirte zahlreiche Erfahrungen gesammelt und neue Eindrücke gewonnen.
Mit Familienanschluss
„Am besten gefallen hat es uns letztlich in Südafrika, wo wir im Frühjahr drei Monate auf der Farm von Hugo Köhne bei der Ernte des Zuckerrohrs und der Macadamianüsse dabei sein durften“, ist Anton Heinemann heute noch angetan von der Zeit am Kap der guten Hoffnung.
Grund dafür waren neben der fachlichen Fortbildung über bislang unbekannte Anbau- und Erntemethoden vor allem die herzliche Aufnahme auf der Farm und der sofortige Familienanschluss, ergänzt sein Freund Daniel: „Wir haben täglich mit den Köhnes gegessen und wurden mit zu Freunden eingeladen. Es gibt dort beispielsweise eine aktive Kirchengemeinde, die nach den Gottesdiensten noch gesellig beisammen bleibt.“
Außerdem unternahmen Anton und Daniel mit ihrer „Gastfamilie“ Ausflüge an die Küste und zu kleineren Zielen in der Umgebung. Selbst die Sprache war keine Barriere: Köhnes Vorfahren sind vor sieben Generationen aus Deutschland ausgewandert. Die Familie spricht aber nach wie vor deutsch.
Das gelingt auch deshalb, weil es in der Region einen engen Zusammenhalt der Farmerfamilien mit mitteleuropäischer Ursprungskultur gibt: „Morgens haben wir oft Frühstückseier mit Speck genossen; mittags gab es häufig (südafrikanische) Kartoffeln“, berichten die beiden Praktikanten aus dem Sauerland.
Chancen mit Nüssen
Die Kartoffeln werden auf der 500-ha-Farm im Südosten der Republik Südafrika allerdings nicht selbst erzeugt. Vielmehr setzen Seniorfarmer Hugo Köhne und seine zwei Söhne auf Zuckerrohr und Nüsse. Lange Jahre lag der Schwerpunkt auf der Zuckerrohrproduktion. Weil diese jedoch immer unattraktiver wird, hat der Farmer mittlerweile umgesteuert und kümmert sich vermehrt um den Anbau von Macadamianüssen. Zusätzlich werden in geringem Umfang Avocados erzeugt.
Obwohl die beiden jungen Männer Köhnes erste Praktikanten waren, vertraute der Farmer ihnen die Betreuung der Schäl- und Trocknungsanlage an. Die Verarbeitungslinie hat die südafrikanische Familie selbst konstruiert und gebaut, um ihre Nüsse als marktgängiges Produkt verkaufen zu können. Zudem werden die Macadamianüsse anderer Farmer im Lohn geschält und getrocknet. Das bringt zusätzliche Wertschöpfung.
Die „Königin der Nüsse“
Bevor eine gute Nussernte eingebracht werden kann ist allerdings Geduld gefragt: Macadamiabäume brauche viel Wärme und nährstoffreichen Boden. Außerdem tragen die Bäume erst nach mehreren Jahren Jugendphase zum ersten Mal die begehrten, kalorienreichen, zweischaligen Früchte. Auch liefern sie anfangs nur wenige dt/ha an Ertrag. Erst später lassen sich in der Spitze bis zu 5 t/ha ernten.
In Kombination mit einer weltweit steigenden Nachfrage macht das die „Königin der Nüsse“ so wertvoll, dass die verarbeiteten Nüsse von bewaffneten Sicherheitsdiensten zu den Abnehmern eskortiert werden: Die Kriminalitätsrate in Südafrika ist je nach Wohnlage eben sehr hoch. Trotzdem denken Anton Heinemann und Daniel Kremer gerne an ihre Zeit als Nussfarmer zurück.
Sie können ihren Praktikumsbetrieb nur wärmstens weiterempfehlen. „Er liegt zwar fast am anderen Ende der Welt – wir haben uns aber nie fremd gefühlt“, schwärmen die beiden Junglandwirte von ihrem Aufenthalt auf der Köhne-Farm.
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